Wer blickt da noch durch? Foto: zap

Gilt nun Tempo 30 oder Tempo 50 an der Kemnater Straße in Sillenbuch? Das ist eine komplizierte Frage. Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben Autofahrer sogar schon falsch geblitzt. Bezahlen mussten sie freilich nichts.

Sillenbuch - Wolfgang Langner hat sich sofort im Recht gefühlt. Als der Heumadener Ende April mit seinem Auto die Kemnater Straße Richtung Kemnat entlang gefahren ist, wurde er kurz nach der Einmündung Richard-Schmid-Straße geblitzt. „Ich habe gleich angehalten und den Rückwärtsgang eingelegt“, berichtet Langner. Er wollte die Beamten fragen, was er denn ihrer Meinung nach falsch gemacht hatte. Seiner Meinung nach nämlich: nichts.

Stadt hat falsch geblitzt

Die Beamten sagten, Langner sei zu schnell gefahren, es wären an dieser Stelle maximal 30 Kilometer pro Stunde erlaubt. Das sah der Heumadener anders. Für ihn war und ist klar, dass er auf der Kemnater Straße zwischen Richard-Schmid-Straße bis zum Ortsschild 50 fahren darf. Doch die Beamten am Straßenrand blieben dabei: Der Bürger sei zu schnell gefahren.

Gleich vorweg: Wolfgang Langner muss die Blitzrechnung nicht bezahlen. „Das wird ad acta gelegt“, sagt er. Er hatte nämlich recht. Doch um Recht zu bekommen, musste der Mann aus Heumaden zunächst ein paar Telefonate mit der Stuttgarter Stadtverwaltung führen, wie er erzählt. „Die eine Behörde weiß nicht, was links ist, die andere nicht, was rechts ist“, scherzt er.

„Jetzt wissen sie es“, sagt Susanne Putzien von der Straßenverkehrsbehörde und meint die Kollegen von der Verkehrsüberwachung. Sie räumt ein, dass es tatsächlich diverse Verwirrungen um die erlaubte Geschwindigkeit auf der Kemnater Straße gegeben habe. Damit dürfte sie richtig liegen, denn auch bei der jüngsten Sitzung des Sillenbucher Bezirksbeirats war die Tempofrage an der Kemnater Straße kurz Thema.

Zusätzliches 50er-Schild geplant

Klarheit will Putzien nun mit einem zusätzlichen 50er-Schild schaffen. Dieses soll nach der Abzweigung Richard-Schmid-Straße in Fahrtrichtung Kemnat installiert werden. „Eigentlich wollten wir uns das Schild sparen“, sagt sie. „Weil wir den Schilderwald eben eigentlich nicht haben wollen.“ Da die aktuelle Regelung allerdings nicht nur unklar, sondern zeitweise sogar gefährlich zu sein scheint, muss nun doch das Extra-Schild her. So sei beobachtet worden, dass Menschen, die 30 fahren, von Leuten, die 50 fahren, überholt oder gar mit der Lichthupe genötigt worden seien, erklärt Putzien. Und das gehe nicht.

Dass viele nicht mehr wissen, wie schnell sie an der Kemnater Straße nun eigentlich fahren dürfen, hat einen Anlass. Die Stadt hat vor Schulen in Stuttgart neue 30er-Zonen eingerichtet. So auch auf dem Abschnitt vor der Grundschule Riedenberg. Seitdem regiert die Unklarheit auf dem Tacho. In anderen Teilen der Stadt habe es nicht annähernd so viel Verunsicherung gegeben, sagt Putzien. „Die Kemnater Straße ist ein besonders schwerer Fall.“