Ernst Konarek gibt eine Lesung Foto: promo

Konarek las bei den Jüdischen Kulturwochen Stuttgart. Sie dauern noch bis 16. November. was in den kommenden Tagen noch auf dem Programm steht, verraten wir Ihnen hier.

Stuttgart - Kaffeehaus ist überall. Sagt Joel Berger. Der ehemalige Landesrabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) muss es wissen. Er stammt aus Budapest. Dort blüht die Kaffeehauskultur bis heute. Im Theaterhaus, wo Ernst Konarek und Ernst Kies gleich mit einem feinsinnigen, unterhaltsamen Literatur- und Musikabend beginnen werden, deutet ein rundes Tischchen das Kaffeehaus an.

Vorgestellt werden soll am 5. November der in Deutschland weitgehend unbekannte Schriftsteller und Satiriker Frigyes Karinthy (1887–1938). „Ein Vollblut-Humorist“, wie Joel Berger in seiner Einstimmung verspricht. Ernst Kies greift in die Knöpfe seines Akkordeons, weckt die „Julischka aus Budapest“, zaubert für die Zuschauer mit dem Csardas ungarische Atmosphäre. Und dann entwickelt Ernst Konarek mit der Satire „Ich weiß nicht, aber meine Frau ist mir verdächtig“ die als Tagebuch verfasste Geschichte eines gehörnten Ehemanns. Dessen Stolz lässt nicht zu, dass er sich das Fremdgehen der Gattin eingesteht. Und so erfindet er zwar Tricks, um sie der Untreue zu überführen, glättet aber in jeder neuen Tagebucheintragung seine Gefühlswogen.

An sprachlichen Drehungen und Wendungen reicher, aber in der spitzen Feder nicht unähnlich, erinnert Karinthys Satire an Texte des ebenfalls in Budapest geborenen Autors Ephraim Kishon.

Konarek berichtet auch vom Leiden eines siebenköpfigen Drachen, der in der Requisitenkammer der Oper abgestellt wurde, „seitdem Siegfried ohne Lindwurm aufgeführt wird“. Des Besiegtseins satt, wird der Ich-Erzähler zum Spiegel der Klagen dieser eigenständig agierenden sieben Köpfe. Eine kluge Kritik der Finanzwirtschaft hat Karinthy mit „Ich bin ruhig und besonnen“ geschrieben. Die Pointen kommen selten überraschend, aber stets nach einer pirouettenhaften Sprachsequenz, sie amüsieren köstlich.

Die Jüdischen Kulturwochen Stuttgart dauern noch bis 16. November. Auswahl: Jazzkonzert mit Jona Bird am 8. 11., 20 Uhr, im Merlin. Film-Dokumentation „Wir haben es doch erlebt – Das Ghetto von Riga“ am 9. 11., 11 Uhr, im Kino Bollwerk. „Damit ich nicht vergesse zu erzählen“ mit Joel Berger am 16. 11., 11 Uhr, im Renitenztheater. Abschlusskonzert am 16. 11., 18 Uhr, in der Synagoge Stuttgart.