Francisco Royo schwingt sein japanisches Übungsschwert. Foto: Fatma Tetik

Diesem Mann sollte man nicht zu nahekommen – Francisco Royo führt ein scharfes Schwert. Der Spanier war zu Gast bei der Jiu-Jitsu-Gruppe des KV Plieningen.

Plieningen - Francisco Royo ist ein sanftmütiger Mann mit einem charmanten Lächeln, freundlichen Augen und grau-meliertem Haar. Der Spanier strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Zu nah sollte man dem 63-Jährigen aber nicht kommen. Denn der Mann aus Barcelona ist Meister im traditionellen Kenjutsu, dem japanischen Schwertkampf aus der Zeit der kriegerischen Samurai. Die Klinge seiner Stahlwaffe ist messerscharf, wenngleich es sich nur um ein Übungsschwert handelt. „Wäre das ein echtes Samurai-Schwert, hätten Sie jetzt keine Finger mehr“, erklärt der Kampfkunst-Meister, während er sein Schwert aus Kyoto wieder in die Scheide schiebt. Seit mittlerweile 30 Jahren praktiziert Francisco Royo die historische Schwertkampfkunst. Der bekennende Buddhist hat Kenjutsu jahrelang studiert und sich mithilfe von internationalen Meistern fortgebildet.

Koryphäe im Schwertkampf

Mittlerweile ist Royo eine Koryphäe im traditionellen Schwertkampf und betreibt in Barcelona eine eigene Kampfkunstschule. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Erbe der Samurai weiterzutragen und die asiatische Kampfkunst in Europa zu etablieren. Auch in Deutschland ist die Kunst mit dem Schwert noch eine Nischensportart. Auf Einladung der Jiu-Jitsu-Gruppe des KV Plieningen ist Francisco Royo am Samstag dort zu Gast gewesen und hat ein Tagesseminar gegeben. Der Kontakt sei durch eine spanische Schülerin des Kurses entstanden, erklärte Steffen Werz, der in der Turnhalle der Körschtalschule die Jiu-Jitsu-Gruppe leitet.

Das Training startet mit einer rituellen Einstimmung. Sein Stahlschwert lässt Royo liegen, trainiert wird sicherheitshalber mit der hölzernen Variante. Was beim Meister geschmeidig und anmutig aussieht, ist für die Kursteilnehmer allerdings Schwerstarbeit. Nach kurzer Zeit stehen die Sportler schwitzend in der Turnhalle.

Das Training erfordert ein hohes Maß an Körperkontrolle, Aufmerksamkeit und Kondition. „Bleibt immer wachsam, sonst ist euer Kopf schneller ab, als ihr schauen könnt“, sagt Royo, während er sein Holzschwert blitzschnell an den Hals eines Kursteilnehmers führt. Zwar hat der Spanier bei dem Seminar eine Dolmetscherin an seiner Seite. Doch die Angriff-, Abwehr- und Gegenangriffstechniken sind für die Frauen und Männer des Kurses auch wortlos verständlich.

Untrennbar mit japanischer Philosophie verbunden

Franceso Royo ist zufrieden mit seinen deutschen Schülern. Wichtig sei im Training das Vertrauen in sein Gegenüber. Wer sich dem traditionellen Schwertkampf widme, der müsse oft auch gegen einen unsichtbaren Feind kämpfen. „Der größte Feind ist das eigene Ego“, erklärt Royo, der in der Kampfkunst einen Ausgleich zu seinem stressigen Arbeitsleben finden konnte. „Kenjutsu ist nicht nur Schwertkampf, sondern eine Lebenseinstellung“, sagt Royo. Die Tradition des Kenjutsu sei untrennbar mit der japanischen Philosophie und Kultur verbunden. Besonders stolz ist Royo auf seinen Hakama. Ein Engländer hatte ihm den Hosenrock aus echter japanischer Seide als Zeichen seiner Bewunderung geschenkt. Der Rock stammt aus dem Jahr 1890 und hat einem echten Samurai gehört. Das japanische Generalkonsulat würdigte den Spanier jüngst mit einer Auszeichnung für seine jahrzehntelange Ausübung der japanischen Tradition. „Mein Kopf und mein Geist leben im 17. Jahrhundert“, sagt der Meister, der sich als „Samurai aus dem 21. Jahrhundert“ versteht.

Der Trainer der Jiu-Jitsu-Gruppe des KV Plieningen hält es für denkbar, künftig selbst Kurse in der Schwertkampfkunst zu leiten. Um seinen Schülern möglichst viele Blickwinkel der Kampfkunst zu ermöglichen, lädt Steffen Werz regelmäßig Gasttrainer ein. Im Herbst ist ein Seminar zum traditionellen Stockkampf geplant.