Marcus Miller ist ebenfalls zu Gast bei der Jazz Open 2015 in Stuttgart Foto: Ingrid Hertfelder

Das Festival im Juli öffnet weitere Spielstätten und bietet eine Mischung aus Exklusivem, Altbekanntem und Neuentdeckungen. Am 7. Juli spielen gleichzeitig E-Bassist Marcus Miller (Miles Davis, Aretha Franklin) mit Saxofonist Joshua Redman und der Klaviervirtuose Brad Mehldau.

Stuttgart - Am 7. Juli kommt es zur Kollision: Während der E-Bassist Marcus Miller (Miles Davis, Aretha Franklin) und der Saxofonist Joshua Redman das Amphitheater am Mercedes-Museum bespielen, ist in der Spardawelt am Hauptbahnhof der Klaviervirtuose Brad Mehldau zu Gast – „das war terminlich leider nicht anders zu machen“, sagt Festival-Leiter Jürgen Schlensog, „Jazz-Fans werden sich entscheiden müssen.“

Genre-Puristen dürften zudem Ralph Towner und David Sanborn locken, auf dem Schlossplatz dagegen kommen wieder Freunde gehobener Unterhaltung und großer Ensembles auf ihre Kosten. Der Wahlberliner Max Herre (Freundeskreis) bringt zum Heimspiel ein Orchester mit, die Chansonnière Zaz, zuletzt 2013 zu Gast, spielt mit der SWR Bigband“. Gregory Porter, im Vorjahr im ausverkauftem Amphitheater, darf wegen der großen Nachfrage nun auf den Schlossplatz, auch er mit Bigband – ebenso wie der ebenfalls 2014 gebuchte Jamie Cullum, „von dem wir einfach noch nicht genug haben“, erklärt Schlensog.

Die Fado-Königin Mariza ist am Museum zu hören, im Bix der E.S.T.-Schlagzeuger Magnus Öström, erstmals seit dem Tod von Esbjörn Svensson wieder in Stuttgart. Zu den potenziellen Neuentdeckungen zählen der New Yorker Dana Leong, ein Posaunen- und Cello-Virtuose, und die texanische Sängerin Haley Tuck, die ihren Lounge-Jazz alter Schule in Pariser Bars raffiniert hat. Beide spielen im Bix, dem heimlichen Herz des Festivals, wie auch das 13-jährige Klavier-Wunderkind Emily Bear, das noch an zwei weiteren Abenden aufspielen darf.

„Es gibt viele Festivals, manche gut betucht, und nicht so viele Acts für die große Bühne“, sagt Schlensog. „Zudem haben wir durch Ausländersteuer, Künstlersozialkasse und Gema 25 Prozent Abgaben, die in anderen Ländern nicht anfallen – ein echter Wettbewerbsnachteil.“ Ergo gehe es nicht ohne Sponsoren, die inzwischen rund 30 Prozent zum Festival-Budget beisteuern – allein der Aufbau auf dem Schlossplatz koste 400 000 Euro, „bevor überhaupt ein Ton erklungen ist“.

Der Hauptsponsor bringt die Sparda-Welt am Hauptbahnhof als neuen Spielort bei. Der Vorstandsvorsitzende Martin Hettich betont „die Verbundenheit zu Stuttgart“ wie auch Manfred Boschatzke, Marketing-Chef der Allianz, die das Festival versichert und 2014 den Ausfall von Jeff Beck kompensiert hat. Er hat wie zum Beweis den Trainer sowie die Kapitänin der ebenfalls Allianz-gesponsorten Vaihinger Volleyball-Damen samt frisch erkämpftem Meisterschaftspokal zur Jazz-Open-Pressekonferenz eingeladen, die verdienten Applaus erhalten.

Als neuer Partner ist das Kunstmuseum Stuttgart im Boot, das zwei Konzerte ausrichtet mit dem Stuttgarter Ensemble TRI sowie dem Kammerorchester. Zudem kooperiert es mit dem Festival bei der im Oktober beginnenden Ausstellung „I Got Rhythm“ über Kunst und Jazz seit 1920“ mit dem „Großstadt“-Triptychon von Otto Dix im Zentrum.

Schlensog möchte weitere Bühnen öffnen, „möglichst viele eintrittsfrei“. Dabei sieht er Stadt in der Pflicht, die Jazz Open – anders als das Land – nicht fördert: „Ich habe es zweimal versucht beim Gemeinderat, doch es ist nichts herausgekommen.“ Er teilt damit das Los anderer privatwirtschaftlicher Musikveranstalter. 25 000 Zuschauer erwarte er – und 13 00 Karten sind bereits verkauft.