Sänger Bruce Dickinson. Foto: dpa

Iron Maiden sind ein Phänomen. 12.500 Fans rockten mit den Musikern in der Schleyer-Halle ab.

Iron Maiden sind ein Phänomen: 31 Jahre nach ihrem Debütalbum sind sie noch immer der gefeierte Inbegriff des klassischen Metal. 12.500 Fans kamen am Dienstagabend in die Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart - eine Menge, deren rasender Enthusiasmus zunächst einmal gedämpft wurde.

Science-Fiction- und Horror-Bilder flackern über die Leinwände - Iron Maiden spielen unmittelbar nach diesem langen Intro das Stück "The Final Frontier", dann folgt "Eldorado". Beide Songs stammen von ihrem jüngsten, 2010 veröffentlichten Album, das sich ungemein gut verkaufte. Dennoch werden sie in der Schleyer-Halle zurückhaltend aufgenommen - das mag daran liegen, dass das Publikum die Klassiker der Band hören möchte, das liegt sicher aber auch an ihrer Präsentation. Dass Iron Maiden sich bei der drückenden Hitze in der Stuttgarter Halle erst in Form spielen müssen, könnte man mutmaßen; dass die Abmischung ihrer Musik die erste Hälfte des Konzertes zu einem sehr bescheidenen Auftritt werden lässt, ist Tatsache.

Drei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang gehören 2011 zu jener Band, die für viele die "größte Metal-Band des Planeten" ist - am Bass das Gründungsmitglied Steve Harris, der diabolisch grinsend und mit langen schwarzen Haaren, die ihm manisch und verschwitzt ins Gesicht hängen, wie ein böser Geist auf seinem Instrument reitet. Gitarrist Janick Gers stieß 1990 zu Iron Maiden und ist also der einzige Musiker, der hier auf der Bühne steht, der die Zeit der größten Erfolge der Band, die frühen 1980er, nicht mit Iron Maiden erlebte.

"The Number of the Beast" ist das bekannsteste ihrer Alben

Die Gitarristen Dave Murray und Adrian Smith spielen seit 1977 beziehungsweise 1980 bei Maiden, Smith hat sich in den 31 vergangenen Jahren allerdings eine zehnjährige Auszeit genommen. Schlagzeuger Nicko McBrain ist seit 1982 mit dabei, und mit Bruce Dickinson steht jener Sänger am Mikrofon, dessen Stimme für die Fans die eigentliche Stimme Iron Maidens ist: sein erstes Album mit der Band war "The Number of the Beast" von 1982, bis heute das bekannteste ihrer Alben. Dass das Publikum den Hit "Run to the Hills" am Dienstagabend nicht zu hören bekommt, verwundert: Dickinson beweist etliche Male, dass er dem Stück stimmlich noch immer gerecht würde.

Aber das dauert, denn zunächst bringt der Abend lediglich einen lauen Klangbrei, in dem nicht nur Dickinsons Stimme klanglos untergeht - die Bassgitarre, in diesem epischen Gitarrenrock nicht eben das unwichtigste Instrument, ist zeitweise unhörbar, die Rhythmusgitarren zerfließen ineinander, die Soli ragen kaum aus der dumpfen Masse heraus.

Das ändert sich erst, als die Abmischung den Klang allmählich unter Kontrolle bekommt und die Musik Iron Maidens mit all ihrer Wucht ins Ohr schneiden darf - schon bei "Trooper", dem Stück, bei dem Bruce Dickinson, höchst agil und 53-jährig, in Uniform und mit wehender Union-Jack-Fahne über die Kulisse turnt, und bei "Wickerman", der Referenz an den heidnischen Kultfilm mit Christopher Lee, kündigt sich das an, "Blood Brothers" schließlich bringt den Durchbruch und Iron Maiden sind endlich in Stuttgart angekommen, von Song zu Song werden sie nun überzeugender. Jetzt folgen auch die wirklich großen Metal-Hits der Band in dem druckvoll imposanten Sound, den man gerne hört - mit "Fear of the Dark" von 1992, "The Evil that men do" von 1988 geht die Reise zurück zu den Klassikern "Iron Maiden", "Number of the Beast", "Hallowed be thy Name" und "Running Free" - nun ist die Band in großer Form, quicksilberige Soli stechen grell hervor, über die Bühne schwankt ein Gitarre spielender Zombie, das Band-Maskottchen Eddie, hinter der Bühne erhebt sich das Böse, wieder Eddie, in der Gestalt eines gigantischen grünen Dämons mit glutroten Augen und höllischem Gebiss - und das Publikum, das schließlich bekommt, was es sich gewünscht hat, darf wieder rasen.

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