Die meisten Einbrecher gelangen über Fenster oder die Terrassentür ins Haus. Foto: dpa

Bei einem Vortrag am Donnerstag in Gerlingen informiert die Kriminalhauptkommissarin Andrea Glück über die Folgen von Einbrüchen und wie man sich davor schützen kann. In der Stadt geht die Zahl der Taten offenbar leicht nach oben.

Gerlingen - Die dunkle Jahreszeit steht bevor, und damit die Hochzeit der Wohnungseinbrüche. Die Kriminalhauptkommissarin Andrea Glück erklärt, wie man das eigene Zuhause vor Eindringlingen kann.

Frau Glück, wie wirkt sich ein Einbruch auf die Betroffenen aus?
Zunächst denkt man nur an den materiellen Schaden, aber das ist oft gar nicht das Schlimmste: Viele sind nach einem Einbruch psychisch sehr stark belastet. Sie kommen nicht klar mit der Vorstellung, dass ein Fremder in ihre Wohnung eingedrungen ist, jede Schublade aufgemacht und alles angefasst hat. Eine Wohnung ist ein Rückzugsraum, manche fühlen sich darin dann einfach nicht mehr sicher.
Wie ist die Situation derzeit in Gerlingen und der Umgebung?
Erfreulicherweise verzeichnen wir generell einen Rückgang. Speziell in Gerlingen gab es hingegen einen leichten Anstieg. Dazu muss man aber sagen, dass die Vergleichszahlen in einer Kommune wie Gerlingen recht klein sind, so dass sich daraus nicht unbedingt ein Trend ablesen lässt.
Die Aufklärungsquote bei Einbrüchen ist generell niedrig – woran liegt das?
Die Aufklärungsquote ist am besten bei Taten, bei denen personenbezogen ermittelt werden kann. Bei Einbrüchen besteht in der Regel keine persönliche Beziehung zwischen Täter und Opfer. Da sind Ermittlungen von Anfang an schwierig. Hinzu kommt, dass vermehrt osteuropäische Tätergruppen am Werk sind, die keinen regionalen Bezug haben. Die bleiben nicht an einem Ort, sondern ziehen zügig weiter.
Wie kann man das eigene Haus schützen?
Zunächst einmal ist es wichtig, Fenster nicht gekippt zu lassen und die Tür abzuschließen. Außerdem sollte man versuchen, Anwesenheit zu signalisieren – Täter möchten ungern auf Bewohner treffen. Bei längerer Abwesenheit sollte man Nachbarn bitten, den Briefkasten zu leeren. Auf keinen Fall sollte man die Läden immer geschlossen halten, denn dann sind Täter sich sicher, dass niemand zuhause ist.
Gibt es viele leichtsinnige Einbruchsopfer, die etwa Fenster gekippt lassen?
Leider ja. Vielen ist nicht bewusst, wie leicht ein gekipptes Fenster zu öffnen ist. Oder sie denken, dass sie ja nur kurz weg sind und schon nichts passieren wird. Nicht selten hört man die Aussage, dass man ja schließlich versichert ist. Das kann aber ein Trugschluss sein, denn wenn das Fenster gekippt war, zahlen die Versicherungen meistens nicht.
Wann werden Einbrecher häufig aktiv – und auf welche Häuser haben sie es abgesehen?
Definitiv im Winter, und dann vor allem dann am frühen Abend. Dann sind die Bewohner häufig noch unterwegs, die Einbrecher aber durch die Dunkelheit geschützt. Besonders gefährdet sind schlecht einsehbare Häuser – immer wieder aber auch Neubaugebiete. Dort ist die Nachbarschaft noch neu, man kennt sich noch nicht, und oft gehen auch Handwerker ein und aus. Da fällt ein Einbrecher nicht so auf.
Sind Einbrecher hauptsächlich in „gut betuchten“ Gegenden aktiv?
Einbrecher sind in allen Gegenden unterwegs. „Gut betuchte“ Menschen haben oft hervorragende Sicherungseinrichtungen, und das schreckt die meisten eher ab. Natürlich gibt es Einzelfälle, in denen hoch spezialisierte, technisch versierte Täter auf Objekte abzielen, in denen richtig viel zu holen ist, aber das ist selten. Die allermeisten haben nicht das Know-How, um solche Sicherheitsvorkehrungen zu überwinden, und suchen sich lieber ‚normale’ Häuser.
Woraus sind die Diebe hauptsächlich aus?
Hauptsächlich sind Einbrecher auf Bargeld und kleine, wertvolle Gegenstände aus, die sich leicht wegtragen lassen. Schmuck, Handys und Tablets sind klassische Diebstahlsobjekte.
Sind Einbrecher eher Gelegenheitstäter – oder kundschaften sie ihre Objekte über längere Zeit aus?
Einbrecher sind in der Regel Gelegenheitstäter. Sie streifen durch ein Wohngebiet und suchen sich das Haus aus, in dem offensichtlich niemand zuhause ist, und das irgendeine Schwachstelle aufweist. Darum sind Maßnahmen wie Lampen, die am frühen Abend von alleine angehen, obwohl noch niemand zuhause ist, sinnvoll.
Nützt es etwas, in bessere Sicherung der Wohnung zu investieren?
Absolut! Mit Sicherheitstechnik erhöht man den Schutz ungeheuer. Mit Abstand die häufigste Vorgehensweise bei Einbrüchen ist das Aufhebeln von Fenstern oder Terrassentüren. Das ist durch umlaufende Verriegelungssysteme leicht zu verhindern. Studien haben gezeigt, dass Einbrecher nach fünf Minuten aufgeben. Sinnvoll eingesetzte Sicherungstechnik, kombiniert mit etwas Sorgfalt und einer aufmerksamen Nachbarschaft, sind der beste Einbruchschutz.