Den Trainer Jonas Keppler stellt niemand infrage – seine Arbeit und sein Engagement werden geschätzt. Foto: Yavuz Dural

Den Damen des HTC Stuttgarter Kickers droht ein Szenario, das es in der langen Geschichte des Degerlocher Frauenhockeys noch nie gab: der Abstieg in die Drittklassigkeit im Feld und in der Halle. Eva Neef spricht darüber im Interview.

Degerloch - Genau wie die männlichen Kollegen des Traditionsvereins von der Hohen Eiche, so zählten auch die Hockey-Spielerinnen des HTC Stuttgarter Kickers über viele Jahre zur erweiterten deutschen Spitze. Nun droht allerdings ein sportliches Szenario, das es in der langen Geschichte des Degerlocher Frauenhockeys noch nie gab: der Abstieg in die Drittklassigkeit im Feld und in der Halle. In der Wintersaison ist es bereits geschehen, in die Feld-Rückrunde gehen die HTC-Frauen als Tabellenletzte. Eva Neef, Vorstandsmitglied des Vereins, Co-Trainerin der Damen und mehr als drei Jahrzehnte Spielerin in der ersten Mannschaft, äußert sich zur Situation.

Frau Neef, haben Sie den Abstieg in die zweite Hallen-Regionalliga schon verdaut?
Verdaut schon, trotzdem war ich, besonders für die junge Mannschaft und den jungen Trainer Jonas Keppler, sehr traurig. Wir wussten, dass wir vor einer schweren Runde stehen, aber letztendlich ist es doch etwas unglücklich gelaufen. Wir haben ein paar Schlüsselspiele verloren, und trotzdem hätten wir uns sogar am letzten Spieltag noch retten können.
Was war das Problem?
Wenn aus einer Sechsergruppe zwei Mannschaften absteigen und dann noch drei ehemalige Feld-Zweitligisten als Gegner da sind, dann ist klar, dass es sehr schwer werden wird, zumal wir in Emma Heßler und India Kühnemann zwei Leistungsträgerinnen verloren haben und in den Schwestern Carla und Valerie Milcinovic in den ersten Spielen noch zwei weitere gefehlt haben.
Machen Sie dem Trainer Jonas Keppler irgendwelche Vorwürfe?
Selbstverständlich nicht. Im Gegenteil: Es ist ein Glücksfall für uns, dass wir einen erst 20 Jahre alten Mann aus den eigenen Reihen gefunden haben, der das Amt nach dem Ausscheiden von Mario Rittweiler übernommen hat und sich so motiviert und voller Elan in den weiblichen Bereich hineingestürzt hat. Sein Engagement ist umso bemerkenswerter, da er eine duale Berufsausbildung macht und nebenbei ja auch noch selbst bei den ersten Herren mitspielt.
Die sportliche Situation vor der Rückrunde im Feld, die im April beginnt, ist nicht einfacher...
Ich bin optimistisch, dass wir in der Feldrunde den Gang in die Drittklassigkeit verhindern können. Wir haben zwar in der Vorrunde nur einen Punkt geholt, aber es wird in der ersten Liga voraussichtlich keine Absteiger in den Süden geben. Wir müssen also nur einen Platz und zwei Punkte aufholen. Das ist machbar, zumal sich die Mannschaft immer besser an die neuen Spielsysteme gewöhnt.
Sind denn noch Verstärkungen in Sicht?
Wir haben im Herbst zwei gute Spielerinnen dazubekommen. Zudem haben wir seit Kurzem eine Australierin im Training, die seit ein paar Monaten in Degerloch arbeitet. Ihre Spielstärke lässt sich noch schwer einschätzen, aber eventuell hilft sie uns ja weiter.
Wann kommt der nächste große Talentschub aus dem Nachwuchs?
Das ist noch nicht abzusehen. Die ganzen Jugendnationalspielerinnen, die wir in den vergangenen Jahren ausgebildet haben, spielen in Mannheim, München und Hamburg. Da können wir uns gar nicht dagegen wehren. Zum einen suchen die ihren Studienplatz selbst aus, und zum anderen verlangen die Bundestrainer, dass die Mädels in der Bundesliga spielen müssen. Ich bin mir sicher: Mit Emma Heßler und India Kühnemann wären wir in der Halle nicht ab-, sondern eher in die erste Liga aufgestiegen.
Sie selbst hatten keine Lust, noch einmal aktiv ins Geschehen einzugreifen?
Um Gottes Willen. Ich bin 51 Jahre alt und habe lange genug meine Knochen hingehalten. Ich freue mich, dass ich dem Trainer Jonas Keppler und seinen jungen Mädels mit meiner Erfahrung als Co-Trainerin und Beraterin zur Verfügung stehen und dem Damenbereich in Zusammenarbeit mit dem sportlichen Leiter Peter Heink auch im Vorstand vertreten darf.
Das Gespräch führte Harald Landwehr.