„Wie verstehen uns“: Malin Ripper mit ihrem Husky Grålle Foto:Anatol Kotte Foto:  

Die Nürtingerin Malin Ripper ist ein international gefragtes Fotomodel. Im Gespräch erzählt sie, wie sie Veganerin wurde und was sie von ihrem Husky gelernt hat.

Nürtingen - Als Fotolocation schlägt Malin Ripper ihren Garten vor, dort fühle sich Grålle am wohlsten. Mit zarten Worten („Mach schön Platz“) drapiert die 28-Jährige den Husky ins Gras. Zum anschließenden Mittagessen kann der gehbehinderte Grålle nicht mitkommen. Beim Italiener in der Nürtinger Altstadt bestellt sich sein Frauchen einen großen Salatteller („Bitte lassen Sie das Putenfleisch weg“) – und spricht über ihr Leben als Model, Veganerin, Hundefreundin und Jungunternehmerin – und wie das alles miteinander zusammenhängt.

Frau Ripper, Sie wurden in Nürtingen geboren und sind in Nürtingen aufgewachsen. Wie haben Sie es als Mädchen aus einer schwäbischen Kleinstadt zu einem international gefragten Fotomodel gebracht?
Früher war ich recht schüchtern. Als ich sechs war, haben sich meine Eltern getrennt, mein Vater wanderte nach Schweden aus. In der Grundschule galt ich als Legasthenikerin, weswegen ich nach der vierten Klasse auf die Hauptschule geschickt wurde. Das war nicht gerade gut für mein Ego. Damals haben mir meine Eltern Grålle geschenkt, einen Alaskan Husky. Als ich ihn bekam, war er ein Welpe und sah mit seinen langen Beinen wie ein Rehkitz aus. Über die Werkrealschule und das Wirtschaftsgymnasium habe ich mich bis zum Abi durchgeboxt - ich glaube, dass mir Grålle dabei geholfen hat: Der Hund vermittelte mir Ruhe. Mit ihm an meiner Seite konnte ich mich besser auf die Schule konzentrieren, meine Deutschprobleme verschwanden. Als ich 18 war, geschah etwas völlig Unerwartetes, das mein Selbstwertgefühl zusätzlich stärkte: Ich machte bei einem Model-Contest des Versandhauses Otto mit und wurde unter 2600 Teilnehmerinnen in einem Cinderella-Kleid zur Siegerin gekürt. Das war der Beginn meiner Laufbahn als Fotomodel.
War das der Beruf, von dem Sie geträumt hatten?
Nein. Ich fand mich selbst nicht hübsch, im Gegenteil. Als Teenager machte es mir schwer zu schaffen, dass ich optisch aus der Reihe fiel: Mit meinen 1,83 Meter überragte ich sogar die allermeisten Jungen in meiner Klasse. Meine Selbstwahrnehmung begann sich erst zu ändern, als ich mit 16 in Stuttgart auf der Straße von der Mitarbeiterin einer Model-Agentur angesprochen wurde – mir fehlte damals aber noch der Mut, mich vor eine Kamera zu stellen. Erst durch den Erfolg bei dem Otto-Nachwuchswettbewerb wurde mir klar, dass mir mein Äußeres dabei helfen könnte, einen Weg in die Unabhängigkeit zu finden.
Wie verlief dieser Weg?
Nach dem Abitur habe ich in Hamburg diverse Agenturen abgeklappert, das war wirklich hart. Glücklicherweise fand ich recht schnell namhafte Fotografen, die Aufnahmen mit mir machen wollten. So bekam ich ein professionelles Portfolio, das mir wiederum erste bezahlte Shootings einbrachte. Mit 19 wurde ich von einer Agentur für drei Monate nach Südafrika geholt. Es ist in dieser Branche für die Entwicklung sehr wichtig, dass man ins Ausland geht, um dort ein richtiges Model-Leben zu leben. Ich war in Kapstadt sozusagen stationiert, musste auf viele Castings gehen, die Termine bekam ich jeden Tag übers Handy mitgeteilt. Es gibt gewiss Angenehmeres, als mit der Nummer 346 stundenlang auf einen einminütigen Auftritt zu warten. Immerhin waren wir Fotomodels in einer Villa mit Meerblick untergebracht.
Hört sich an, als würden Sie über die Casting-TV-Show „Germany’s next Topmodel“ sprechen.
Die Sendung schaue ich nicht. Ich kann nur jedem jungen Mädchen, das gerne Model werden will, aus eigener Anschauung sagen: Egal, welche Voraussetzungen du mitbringst, es gibt keine Garantie dafür, dass du in dem Job Fuß fasst.
Bei Ihnen hat’s offenbar geklappt.
Ich bin damals ins kalte Wasser gesprungen und habe mich durchgekämpft. Meine Eltern fanden das gar nicht gut, sie hätten lieber gesehen, dass ich einen sicheren Berufsweg einschlage. Nie habe ich bereut, dass ich mich für das Risiko entschieden habe, denn der Model-Job macht richtig Laune: Man kommt in der Welt herum und lernt kreative Menschen kennen. In den vergangenen Jahren habe ich spannende Erfahrungen gesammelt, enorm viel gelernt und mir ein riesiges Netzwerk aufgebaut. Und neben dem Modeln konnte ich an der Fernuni Hagen Wirtschaftswissenschaft studieren.