Mit Forderungen gespickte Torte vom Frauenverband Courage. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Beim Internationalen Frauentag haben etwa 200 Frauen ihre Forderungen auf einen zehn Meter langen Tisch gebracht. Sie kämpfen unter anderem gegen Altersarmut unter Geschlechtsgenossinnen.

Stuttgart - Johanna Almstedt vom Frauennetzwerk Stuttgart greift auf dem Schlossplatz zum Mikrofon: „Es hat sich wenig geändert, seit vor mehr als hundert Jahren erstmals Frauen ein gewaltfreies, selbstbestimmtes Leben eingefordert haben“, sagt sie und stellt fest, dass Frauen heute immer noch stark von Altersarmut betroffen sind. Das sei ein Grund, warum der internationale Frauentag auch heute noch wichtig ist.

Die rund 200 Frauen, die sich am Dienstag, dem internationalen Frauentag, auf dem Schlossplatz versammelt haben, sind der gleichen Meinung. Das verrät der Applaus für Almstedt.

Auf einem Transparent steht: „Wir legen unsere Forderungen auf den Tisch“. Und das haben die Frauen vom Frauennetzwerk Stuttgart, das die Kundgebung veranstaltete, auch gemacht: Sie haben einen etwa zehn Meter langen Tisch aufgebaut und Zettel mit ihren Forderungen ausgebreitet: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Schutz vor Gewalt und Diskriminierung, keine Abhängigkeit von Männern waren nur drei der rund 50 Forderungen. Großes Thema war am diesjährigen Frauentag auch die Situation der Flüchtlingsfrauen. „Wir haben gemeinsam mit Flüchtlingsfrauen Forderungen erarbeitet, die ihnen wichtig sind“, sagt Elisabeth Klotz vom Frauenverband Courage. Die Postulate stecken auf Fähnchen in einer Torte aus Pappmaché, denn Courage hat 25. Geburtstag. Aus den Gesprächen mit den Flüchtlingsfrauen weiß Klotz, dass es in den Unterkünften zu Übergriffen auf die Frauen kommt. „Es ist dringend nötig, dass die Frauen von Männern getrennte Duschen und sanitäre Einrichtungen haben.“

Geteilte Meinung unter Passanten

Die Meinung der Passanten über die Notwendigkeit des Frauentags ist geteilt: „Meine Frau und ich verstehen uns gut. Wir brauchen keinen Frauentag“, sagt ein 65-jähriger Rentner aus Stuttgart. Der 56 Jahre alte Sonderschullehrer Christian Baumgarten aus Winnenden hält einen solchen Tag nach wie vor für wichtig. „Man sieht es doch schon an Kleinigkeiten wie der Verteilung der Hausarbeit, dass es noch Defizite in der Gleichberechtigung gibt.“

Am Rande der Kundgebung trafen sich die Stuttgarter Landtagsabgeordnete Muhterem Aras (Grüne) und Bundestagsabgeordnete Ute Vogt (SPD). Beide halten den Frauentag für wichtig. „Nach der Wahl werden weniger Frauen im Landtag vertreten sein als derzeit“, sagt Aras. Und Vogt sagt: „Gleichberechtigung ist nirgends erreicht.“