Der Inspekteur der Polizei in Baden-Württemberg, Andreas Renner, steht derzeit vor Gericht. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der Inspekteur der Polizei, Andreas Renner, muss sich wegen des Verdachts sexueller Belästigung vor Gericht verantworten. Aus der Hochschule für die Polizei gibt es nun die Aufforderung, sich mit der Polizistin zu solidarisieren, die den Prozess ins Rollen brachte.

Professoren, Dozenten, Mitarbeiter und Studenten der Hochschule für die Polizei solidarisieren sich mit dem mutmaßlichen Opfer des Inspekteurs der Polizei, Andreas Renner. Eine Email an die Polizeibeamtinnen und -beamten des Landes überschrieben die Verfasser mit den Worten „Solidarität mit einer, die Mut hat, sexuelle Belästigung anzuzeigen“.

Die psychischen Belastungen für die heute 32 Jahre alte Hauptkommissarin, deren Hand Renner im November 2021 an seinen Penis gelegt haben soll, während er urinierte, diese Belastungen ließen sich nur erahnen: Die Kollegin erleide „Anfeindungen von innen und außen“. Dabei sei ihr Respekt zu zollen, dass sie den Mut gehabt habe, das Erlebte öffentlich zu machen. Sie sei damit „diesen Weg stellvertretend für andere Betroffene” gegangen. Mit ihrem Aufruf wollen die Initiatoren dem mutmaßlichen Opfer zeigen, dass „sie nicht alleine ist“.

Aufruf zum Geldspenden

Gleichzeitig rufen sie dazu auf, Geld für die junge Kriminalbeamtin zu spenden, weil diese als Nebenklägerin in dem laufenden Gerichtsverfahren vor dem Landgericht Stuttgart Kosten für ihre Anwälte „im fünfstelligen Bereich zu tragen haben wird“. Deshalb sei jeder Cent wichtig, der auf ein eigens für die Spenden eingerichtetes Konto eingehe.

Die Initiatoren mahnen die Beschäftigten in der Polizei, bei sexueller Belästigung selbst aktiv zu werden: „Indem man nicht wegschaut, sondern sich klar positioniert, Missstände thematisiert und betroffenen Kolleg:innen zur Seite steht.“ Die acht Unterzeichner der Mail fordern mögliche Opfer sexualisierter Gewalt innerhalb der Polizei auf, dies öffentlich zu machen und sich an die vielen Ansprechstellen zu wenden – „auch wenn es Sie Mut kostet und Ängste hervorruft“. In Anspielung auf die Diskussion um sexualisierte Gewalt rund um dem Frontmann der polarisierenden Band Rammstein, Till Lindemann, zitieren die Verfasser der Mail aus einer Veröffentlichung: „Keine Frau trägt Schuld, wenn sie Opfer eines Machtgefälles wird. Die Wahrheit ist: es kann wirklich jeder passieren.“

Kritik am Auftritt eines Polizeipräsidenten

Bereits im Frühjahr hatten Studenten des Masterstudienganges für den höheren Dienst in der Polizei den Vortrag des früheren Offenburger Polizeipräsidenten Reinhard Renter kritisiert. Der enge Vertraute Renners soll vor den künftigen Polizeiführern die Vorgänge um den Inspekteur heruntergespielt und in den Augen der Studenten damit die Hauptkommissarin „ein zweites Mal zum Opfer gemacht“ haben. Mit Renter stand Renner im intensiven Austausch, nachdem er wegen der Vorwürfe gegen ihn im November 2021 als oberster Polizeibeamter des Landes beurlaubt wurde. In einem nach dem Vortrag von den Studenten anberaumten Kritikgespräch mit ihrem Professor drängten sie nach einer Abstimmung mit großer Mehrheit darauf, Renter künftig nicht mehr als Referenten in der Hochschule zu beauftragen.

An der Hochschule für Polizei werden an sieben Standorten im Land Polizisten für den mittleren, gehobenen und höheren Polizeivollzugsdienst ausgebildet.