Linde und Konkurrent Praxair nehmen einen zweiten Anlauf zu einer Fusion. Foto: dpa

Mit einer gescheiterten Fusion und Vorstandsquerelen hat Linde im Herbst Schlagzeilen gemacht. Jetzt unternimmt das Unternehmen einen neuen Anlauf, zur Nummer eins zu werden. Außerdem gibt es einen Führungswechsel.

München - Der Industriegase-Spezialist Linde und sein US-Konkurrent Praxair nehmen einen neuen Anlauf für einen Zusammenschluss. Das teilte der Münchner Konzern am Mittwoch mit und berief zugleich Aldo Ernesto Belloni zum neuen Vorstandschef des Dax-Konzerns. Amtsinhaber Wolfgang Büchele räumt seinen Posten sofort.

Der erste Anlauf zu einem Zusammenschluss von Linde und Praxair war im September gescheitert, weil man sich bei der Wahl des Firmensitzes und der Struktur des fusionierten Unternehmens nicht einig geworden war. In der Folge hatte Linde-Finanzchef Georg Denoke gehen müssen und Vorstandschef Büchele sein Ausscheiden Ende April angekündigt.

Am Mittwoch beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat, „die Gespräche über die wesentlichen Konditionen eines potenziellen Zusammenschlusses unter Gleichen der beiden Unternehmen wieder aufzunehmen“. Basis sei ein neuer Vorschlag von Praxair. Alle Mitglieder des Aufsichtsrates unterstützten die Wiederaufnahme der Gespräche. Die Gewerkschaften hatten sich bislang kritisch geäußert, weil sie um den Erhalt von Stellen in Deutschland fürchteten.

Mit einer Fusion könnten Linde und Praxair den französischen Konkurrenten Air Liquide als Weltmarktführer für Industriegase ablösen. Linde könne sein Gasegeschäft in den USA aufwerten, wo Praxair stärker vertreten ist. Die Amerikaner könnten im Gegenzug von Lindes Stärke in Europa und Asien und auf dem Gesundheitsmarkt profitieren.

Praxair ist eigenen Angaben zufolge der größte Industriegase-Hersteller in Amerika. Linde erwirtschaftete 2015 mit fast 18 Milliarden Euro zwar fast doppelt so viel Umsatz. Aber Praxair ist deutlich profitabler und hat beim Börsenwert mit 32 Milliarden Euro die Nase knapp vor den Münchnern mit 29 Milliarden Euro.

Linde kämpft mit sinkenden Umsätzen und hat im Oktober ein massives Sparprogramm mit Stellenabbau angekündigt. Die Öl- und Bergbauindustrie kauft weniger, in den USA hat der Staat Preissenkungen im Gesundheitswesen durchgesetzt. Jetzt will Linde massiv Stellen streichen und eine halbe Milliarde Euro jährlich sparen. Im Gespräch sind die Schließung des Standorts Dresden mit 500 Beschäftigten und der Abbau weiterer 600 Stellen in Pullach bei München.