Dr. Christoph Reisinger, Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten Foto: StN

Die Ansprüche unserer Leserinnen und Leser verändern sich, und damit sind auch wir Journalisten gefordert: Schneller, näher, meinungsstärker wollen wir in einer Welt der ständig verfügbaren Nachrichten sein. Mit dem „Neuen Stuttgarter Weg“ wollen die Stuttgarter Nachrichten und die Stuttgarter Zeitung ihre Kräfte in einer flexiblen Gemeinschaftsredaktion bündeln - und nichtsdestotrotz ihre eigenständigen Stimmen, unter anderem durch exklusive Autoren, beibehalten. Ein Editorial von Chefredakteur Christoph Reisinger.

Die Redaktionen von Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung sind am Dienstag in ihr gemeinsames Zukunftsprogramm „Der neue Stuttgarter Weg“ gestartet. Konkret heißt das: Sie werden im kommenden Frühjahr ihre Kräfte weitgehend in einer Gemeinschaftsredaktion bündeln. Das Ziel: Beide Zeitungen entsprechen mehr denn je den sich sehr rasch wandelnden Anforderungen und Bedürfnissen ihrer Leser.

Wir in der Redaktion der Stuttgarter Nachrichten stellen fest: Die einen Leser verlangen nachrichtenstarke Geschichten morgens um sechs auf dem Handy, andere lesen lieber in der Mittagspause in der gedruckten Ausgabe, wieder andere Leser suchen am Abend Neuigkeiten aus ihrem Spezial-Interessengebiet, wie wir sie zum Beispiel in unseren erfolgreichen VfB- oder Gastro-Apps anbieten. Oder alles zusammen.

Die Vielfalt der Wünsche nimmt zu, dem soll und wird unser Angebot entsprechen. Wir werden es verbreitern und vertiefen. Das geht nur unter Bündelung der Kräfte von insgesamt rund 240 Vollzeit-Beschäftigten in Baden-Württembergs größter Zeitungsredaktion.

Grundlage aller Berichterstattung und Kommentierung in den Stuttgarter Nachrichten bleiben die solide Recherche und ein waches Gespür für die Anliegen unserer Leser. Das verlieren wir bei allem notwendigen Augenmerk auf neue Anforderungen und neue Technik nie aus dem Blick. So wollen wir unsere treuen Leser halten und ständig neue hinzugewinnen.

Stuttgarter Weg bedeutet nicht den Weg in einen Einheitsbrei!

Das alles braucht einen festen wirtschaftlichen Rahmen. Nicht zuletzt hohe Investitionen in neue redaktionelle Fähigkeiten, eine zeitgemäße Technik und in ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm, in dem das „Näher dran“-Motto der Stuttgarter Nachrichten handfest erlebbar ist.

Der stark wachsende Investitionsbedarf erreicht uns in einer Phase, in der die gedruckte Auflage leicht aber stetig fällt. Gleichzeitg hat sich der Wettbewerb auf den Anzeigenmärkten massiv verschärft. Deshalb wird dem Aufbau von zehn bis 15 neuen Stellen – vor allem in den Bereichen Digitales und Leser-Veranstaltungen – der Abbau von insgesamt 30 bis 35 Arbeitsplätzen gegenüberstehen. Diesen Abbau wollen wir sozialverträglich über freiwillige Angebote gestalten.

Für Sie, unsere Leserinnen und Leser, ist besonders wichtig: Der neue Stuttgarter Weg bedeutet keineswegs den Weg in einen Einheitsbrei. Es geht vielmehr darum, beide Marken und ihre Angebote zu erhalten und zu stärken. Das geht nur, wenn die Stuttgarter Nachrichten die Nachrichten bleiben und die Stuttgarter Zeitung die Zeitung. Und das eine klar unterscheidbar vom anderen.

Der Erfolg hängt von den Leserinnen und Lesern ab

Dem trägt die neue Redaktionsstruktur mit einigen auch weiterhin bewusst getrennten Bereichen Sorge. Außerdem erstellt unsere Redaktion seit Jahren Inhalte für mehr als 20 weitere Zeitungen, ohne dass deren Identität je darunter gelitten hätte. So bin ich an diesem Punkt besonders zuversichtlich.

Ob der Stuttgarter Weg letztlich zum Erfolg führt, wird aber vor allem von Ihnen abhängen. Bleiben Sie uns bitte gewogen.