Das 600 Jahre alte Haus, das jetzt verschenkt wird, ist noch das Aschenputtel. Foto: StN

Die Gemeinde Beuren am Albtrauf sucht Investoren für denkmalgeschützte Gebäude.

Beuren - Fluch oder Segen? Der alte Ortskern von Beuren hat den dichtesten Denkmalbesatz aller Städte und Gemeinden in ganz Baden-Württemberg. Und es gibt noch einige Besonderheiten in der Gemeinde im Kreis Esslingen, wie etwa das älteste First-ständerhaus Württembergs. Offiziell stehen in Beuren 60 denkmalgeschützte Gebäude.

Bürgermeister Erich Hartmann und der Gemeinderat sind sich dieses Schatzes sehr bewusst. Der kleine Ort am Albtrauf ist auf den Tourismus angewiesen und profitiert – neben der eindrucksvollen Landschaft zwischen Teck und Neuffen – vor allem von seinem malerischen Ortskern.

Die Gemeinde hat in den vergangenen Jahren einiges unternommen, um den Ort noch attraktiver zu machen. So wurde die Therme modernisiert und ist mit mehr als 600.000 Gästen im Jahr ein echter Publikumsmagnet. Gleiches gilt für das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen. Und schließlich wurde der Ort vom Durchgangsverkehr befreit: Bis zur Einweihung der 15 Millionen Euro teuren Umgehungsstraße mit Tunnel 2005 quälten sich täglich rund 10.000 Fahrzeuge durch das enge Zentrum. „Der Rückbau der Straße ist uns erst zum Teil gelungen“, sagt Hartmann mit Blick auf die Gemeindekasse. „Das läuft zögerlich und nicht so schnell wie gewünscht.“

Bauernhaus neben Restaurant Beurener Hof mit Besonderheit, dass 12 Ar Gelände dazugehören

Am meisten Sorge bereitet ihm aber der Erhalt der historischen Immobilien. Im Brunnenhofareal, direkt am Rathaus, besitzt die Gemeinde zwei solcher Gebäude, das alte Schulhaus und das Bürgerkulturhaus. Vier weitere hat sie dazugekauft, um eine ordentliche Sanierung sicherzustellen. „Das kann in drei Etappen passieren oder auf einmal, wenn sich dafür ein Investor findet“, sagt Hartmann.

Ein weiteres Haus – ein Bauernhaus direkt neben dem Restaurant Beurener Hof – hat die Besonderheit, dass 12 Ar Gelände dazugehören. „Das ist bei historischen Immobilien selten“, weiß Hartmann. Auch für dieses Anwesen sucht Beuren einen Investor, und Hartmann hat schon eine Idee, wie man es nutzen könnte: im Altbau eine schöne gemütliche Gastronomie und dann ein Neubau für die Übernachtungen. Ein möglicher Investor wäre in diesem Falle völlig frei in seinen Planungen.

Der Dachstuhl ist nahezu original erhalten

Bleibt schließlich noch das Sorgenkind unter den Denkmälern: das Doppelhaus an der Linsenhofer Straße 4/6, das jetzt verschenkt wird. Das Haus wurde 1397 gebaut und nachträglich durch Anbauten an den Giebelseiten erweitert. Der Dachstuhl ist nahezu original erhalten. Im Obergeschoss waren früher offenbar Wohnungen, das Erdgeschoss diente einer Sondernutzung, etwa einer Nagelschmiedewerkstatt, vermuten die Fachleute.

Das Grundstück ist 284 Quadratmeter groß, die Wohn-/Nutzfläche 300 Quadratmeter. Zum Leidwesen der Gemeinde ist das Gebäude in einem erbärmlichen Zustand. Bürgermeister Hartmann meint sogar, dass die Sanierung drängt. Er spricht aus Erfahrung: Bei einem anderen Denkmalhaus am Ortsrand hatte der Besitzer das Baugesuch schon in der Hand und Sanierungsmittel beantragt. Als er mit einem Zimmermann hineinging, warnte dieser plötzlich geistesgegenwärtig: „Nichts wie raus hier, das Haus stürzt ein.“ Das geschah dann tatsächlich, es wurde ein Notabbruch vorgenommen.

An die kostenlose Übergabe des Hauses Linsenhofer Straße 4/6, das eigentlich auf einen Wert von 85.000 Euro taxiert ist, knüpft die Gemeinde nur eine Bedingung: Die Bewerber müssen schlüssige Sanierungskonzepte vorlegen und die Sanierung innerhalb von zwei Jahren fertigstellen.