Das Waffenarsenal des 54-Jährigen Foto: Polizei

Die Kripo hat in einem Wohnhaus in Sachsenheim (Kreis Ludwigsburg) ein Waffenarsenal beschlagnahmt. Nach bisherigem Stand der Ermittlungen bestehen keine Verbindungen zum islamischen Terrorismus.

Sachsenheim/Magstadt - Nach bisherigen Erkenntnissen der Kripo ist der 54-jährige Besitzer des Arsenals ein Waffennarr. Insgesamt 140 Lang- und 70 Kurzwaffen, Maschinengewehre, Panzerfäuste und eine Vielzahl von Waffenteilen, die er in den vergangenen Jahren gekauft hatte, fanden die Fahnder am Mittwoch in seinem Keller. „Ein terroristischer Hintergrund wie anfangs bei einem 24-Jährigen in Magstadt ist in diesem Fall nicht zu vermuten“, sagt ein Polizeisprecher.

Vom Internethändler drei Maschinenpistolen gekauft

Der 54-Jährige ist durch Ermittlungen des Landeskriminalamts Hessen ins Visier der Fahnder geraten. Er hatte bei einem Internethändler, der sich auf den legalen Handel Dekorationswaffen spezialisiert hat, drei Maschinenpistolen gekauft. „In Hessen sind solche Waffen von Kunden wieder zu echten Schusswaffen umgebaut worden. Es bestand der Verdacht, dass der 54-Jährige dies ebenso getan hat“, sagt der Polizeisprecher. Tatsächlich seien die Beamten bei dem Waffennarren auch auf scharfe Schusswaffen gestoßen und hätten außerdem noch 50 Gramm Schwarzpulver sichergestellt. „Die Experten überprüfen derzeit 57 Kurz- und 40 Langwaffen des Sammlers darauf, ob er sie wieder schusstauglich gemacht hat.“

Der 54-Jährige verfügt nach Polizeiangaben über keinen Waffenschein. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb die Kripo Ludwigsburg gegen ihn wegen Verstoßes gegen des Waffen- und Sprengstoffgesetz und wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, denn Maschinenpistolen, Sturmgewehre und Maschinengewehre unterliegen den schärferen Anforderungen des Kriegswaffenkontrollgesetzes.

Magstadter baut Dekowaffen zu scharfen Waffen um

Seit den Terroranschlägen von Paris ist der illegale Waffenhandel ein besonders sensibles Thema. Zwei Wochen nach den Bluttaten islamischer Fanatiker in Frankreich schnappte am 23. November in Magstadt (Kreis Böblingen) die Falle über einem 24-Jährigen zu. Erst schien es, als ob er als Waffenlieferant der Terroristen in Frage komme. Doch wenige Tage nach seiner Festnahme wiegelte die Bundesanwaltschaft ab: „Es gibt keine Relevanz in Sachen Paris.“

Der 24-jährige Magstadter, der in Untersuchungshaft sitzt, soll in mehreren Fällen Schreckschusswaffen gekauft, sie illegal zu echten Schusswaffen umgebaut und im Darknet, einer illegalen Internetplattform, die häufig von Kriminellen auch für Drogengeschäfte benutzt wird, verkauft haben. Nach Auswertung von Emails gibt es Anhaltspunkte dafür, dass auf diese Weise Anfang November vier Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow vom Magstadter an einen Abnehmer in Paris verkauft wurden. Wie sie dort hingelangt sind und wer sie gekauft hat, ist immer noch unklar. „Die Überprüfungen laufen noch, bisher gibt es noch keine neuen Erkenntnisse“, sagt eine Sprecherin des Landeskriminalamts.