Der jetzige FDP-Chef Christian Lindner auf einem Screenshot eines Videos, das 1997 für ein Jugendmagazin der Deutschen Welle gedreht wurde. Foto: dpa

Ein 20 Jahre altes Video, das FDP-Chef Christian Lindner als Jungunternehmer mit Aktenkoffer und Kuhflecken-Krawatte zeigt, hat im Netz eine Welle von Memes und Lästereien losgetreten. Lindner dürfte das allerdings freuen.

Stuttgart - Seine Wahl-Spots in schwarz-weiß, mit T-Shirt und Dreitagebart rauschten bereits durchs Netz. Die Twitter-Gemeinde feierte ihn mit witzigen Foto-Collagen als „ThermiLindner“ ab. Nun macht ein Video aus der Jugend von FDP-Chef Christian Lindner Furore: In den sozialen Medien wurde es tausendfach kommentiert – und PR-Profi Lindner dürfte mal wieder gut lachen haben.

Die RTL-Sendung „Stern TV“ hat einen Drei-Minuten-Film ausgegraben, der 1997 für ein Jugendmagazin der Deutschen Welle gedreht wurde: Im geliehenen Mercedes fährt der damals 18-jährige Jungunternehmer zusammen mit einem Kumpel auf dem Schulhof des Gymnasiums seiner Heimatstadt Wermelskirchen bei Köln vor. Das Outfit wie aus dem Manager-Handbuch: Anzug, blaues Hemd mit weißem Kragen, Aktenkoffer und Kuhflecken-Krawatte.

Während seine Klassenkameraden brav für’s Abi büffeln (für Lindner Zeit, die durch den „Schredder“ läuft), verkauft ein vor Selbstbewusstsein strotzender Jungliberaler mit blonden Strubbelhaaren lieber Reden und Marketingkonzepte an kleine Firmen. Man müsse ältere Geschäftsführer durch Leistung und Kompetenz überzeugen, die „nicht akademisch domestiziert“ sei: „Dann sagt der Kunde, wir haben den richtigen Fang gemacht“, erzählt der junge Lindner. Sein damaliges Geschäftsmotto: „Ran an die Arbeit, Arbeit bewältigen, Probleme sind nur dornige Chancen!“

In den sozialen Netzwerken geht das Video von 1997 durch die Decke. Vor allem diskutiert: Lindners Schlusssatz „Probleme sind nur dornige Chancen“. Genau aus diesem Satz wurde ein Twitter-Meme: Hunderte Tweets à la „Arbeitszimmer sind bloß dornige Schlafzimmer“ oder „Igel sind nur dornige Mäuse“ wurden mittlerweile veröffentlicht.

Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) machten mit und twitterten: „Betriebsstörungen sind nur dornige Chancen.“

Zweiter Punkt aus dem TV-Bericht, der für viel Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken sorgte: Lindners Aktenkoffer. Denn: Auf einem aktuellen FDP-Wahlplakat ist Lindners Gesicht groß neben folgendem Spruch zu sehen: „Schulranzen verändern die Welt. Nicht Aktenkoffer.“

Vereinzelte Stimmen im Netz verteidigen Lindner aber auch:

Lindner selbst übrigens amüsiert sich über die Video-Zeitreise: „Danke, sterntv. Das war 1997 Gründerkultur 1.0“, twittert er mit einem Smiley, der Tränen lacht.

Lindner will die FDP, die 2013 aus dem Bundestag flog, am übernächsten Sonntag zurück auf die Berliner Bühne führen. Der einstige Zögling des damaligen FDP-Chefs Guido Westerwelle ist es gewohnt zu polarisieren – nun dürfte er wieder gut lachen haben: Dank des Videos ist er wenige Tage vor der Wahl mal wieder „talk of the town“ – und das kostenlos.