Hurling-Spieler müssen den etwa 120 Gramm schweren Lederball gut schlagen, fangen oder blocken können. Foto: Yavuz Dural

Seit wenigen Monaten gibt es an der Universität in Hohenheim eine Hurling-Truppe. Die hierzulande weit gehend unbekannte Sportart soll auf dem Fildern keine Eintagsfliege werden.

Hohenheim - Es ist der große Traum eines jeden sportbegeisterten irischen Jungen: Einmal, nur ein einziges Mal im Leben im Croke Park zu Dublin in einem All-Ireland-Championship-Final zu spielen und von 82 000 Fans frenetisch gefeiert zu werden. Seit 1887 gibt es alljährlich im Spätsommer die Finalspiele der irischen Countys (Landkreise) in der Nationalsportart Hurling; seit 1914 werden sie im mittlerweile drittgrößten Stadion Europas ausgetragen, das für die Sportarten Gaelic Football und Hurling (siehe auch Infos am Textende) einen ähnlichen Stellenwert hat wie Wimbledon für Tennisspieler oder Wembley für Fußballer. Das 129. Finalspiel wird in knapp drei Wochen, am 4. September, im Croke-Park ausgetragen und ist schon seit Monaten ausverkauft.

Sportimport aus Sachsen

Noch keine 129 Jahre, sondern erst seit vier Monaten, wird Hurling auch auf dem Sportgelände der Universität Hohenheim gespielt – zwar drei bis fünf Nummern kleiner als im Ursprungsland, aber mit stetig wachsender Begeisterung. Initiiert wurde die jüngste Sportgruppe der Uni von Paul Gruner, den es für sein Masterstudium im Bereich Pflanzenzüchtung aus Dresden auf die Filder verschlagen hat. Mitgebracht hat er aus der sächsischen Landeshauptstadt sein Interesse an einem hierzulande weitgehend unbekannten Spiel, das an der Elbe immerhin schon seit vier Jahren von gut zwei Dutzend Akteuren und innerhalb eines Vereins gespielt wird.

So weit ist Paul Gruner mit seinen Stuttgarter Mitstreitern noch lange nicht. Zwölf Spieler umfasste die Gruppe während des laufenden Semesters vor ein paar Wochen, während der Ferienzeit ist es noch eine Handvoll Hurling-Begeisterter, die jeweils mittwochs 90 Minuten lang mit dem Holzschläger (Hurley) dem etwa 120 Gramm schweren Lederball (Sliotar) hinterherjagt. Ein Amerikaner ist darunter, ein Engländer, mehrere Deutsche und – natürlich – auch ein Ire. „Wir haben wahrscheinlich den einzigen Iren an der Uni Hohenheim gefunden, und er freut sich ungemein, dass wir die beliebteste Sportart seiner Heimat anbieten“, sagt Gruner.

Der Initiator der Gruppe selbst wird Stuttgart voraussichtlich Ende des Jahres nach Abschluss des Studiums schon wieder verlassen. Bis dahin will er aber mithelfen, Strukturen zu entwickeln, die dafür sorgen, dass Hurling im Schwabenland nicht zur Eintagsfliege wird: „Wir haben schon ein paar Iren gefunden, die das auf jeden Fall fortführen wollen, an der Uni und auch in einem Club“, sagt Gruner, der bei seiner Suche in verschiedenen Irish Pubs der Stadt auch auf einen möglichen neuen Übungsleiter aus dem Ursprungsland des Spiels gestoßen ist.

Euphorie trifft Improvisation

Die Dachorganisation (GAA) in Dublin unterstützt das Stuttgarter Grüppchen eifrig dabei, nach Dresden, Darmstadt und München der vierte dauerhafte Standort in Deutschland zu werden. „Sie haben uns bei der Beschaffung der Ausrüstung geholfen, und demnächst sollen wir auch die Stangen bekommen, die wir dann an den Fußballtoren ankleben können, damit wir das Ganze noch authentischer betreiben können“, sagt Gruner. Momentan ist bei der Hurling-Gruppe in Hohenheim neben jeder Menge Euphorie noch viel Improvisation gefragt. Einige Talente hat der mitspielende Übungsleiter aber schon entdeckt: „Es gibt Spieler, die gut schlagen, andere fangen ganz gut und einer ist ein Meister im Blocken von Schüssen“, sagt Gruner.

Bislang gab es für die Sportler von der Egilolfstraße nur die technische Basisarbeit und die Trainingsspielchen untereinander. Das soll sich im Herbst ändern, denn Mitte Oktober ist die Hohenheimer Hurling-Crew zu einem Turnier in Dresden eingeladen, bei dem Teams aus ganz Europa mit dabei sein werden. „Es wird vermutlich zahlenmäßig noch nicht reichen, allein eine Mannschaft zu stellen, aber wir haben schon Interessenten aus anderen Städten, die dort mit uns eine Spielgemeinschaft bilden wollen“, sagt Gruner.

Infos rund um Hurling:

Hurling: Die Sportart ist keltischen Ursprungs und neben dem verwandten Gaelic Football, das mit einem großen ovalen Lederball, ohne Schläger, gespielt wird, der irische Nationalsport. Gespielt wird in der Regel mit 15 gegen 15 Spielern auf einem 140 x 80 Meter großen Feld. Für einen erfolgreichen Versuch zwischen die Torpfosten (ähnlich einem Fußballtor) gibt es drei Punkte, trifft der Spieler zwischen die Stangen über dem Tor, gibt es einen Punkt.

Spielbetrieb: In Irland gibt es seit fast 130 Jahren eine Meisterschaft zwischen den Countys (Grafschaften, Landkreise), deren Rekordsieger das County Kilkenny (34 Siege) ist. Seit 2015 gibt es auch eine europäische Liga, an der Teams aus Luxemburg, Belgien, Dänemark, den Niederlanden und Deutschland beteiligt sind.

Trainingszeit: Die Gruppe an der Universität Hohenheim trainiert mittwochs von 18.30 bis 20 Uhr (Unisportgelände Egilolfstraße) und sucht noch Mitstreiter