Der Saurier Foto: Chris Lederer

Das Vordach des Stammheimer Kinder- und Jugendhauses muss ohne den Schädel des Sauriers auskommen. Weil die Holzkonstruktion morsch wurde, hat man den zentnerschweren Kopf abmontiert.

Stammheim - In Anbetracht seines aktuellen Zustandes würde der Dinosaurier am Marco-Polo-Weg gewiss seinen Kopf hängen lassen – wenn er noch einen hätte. Doch das hölzerne Haupt ist vor einigen Tagen abgetrennt und eingelagert worden. Der Grund: die Witterung hatte der Tragkonstruktion über die Jahre derart zugesetzt, dass das Holz angefangen hat zu faulen und der Kopf abzubrechen drohte. „Einem Mitarbeiter ist aufgefallen, dass sich der Dino-Kopf immer weiter abgesenkt hat. Ich habe daran gerüttelt und festgestellt, dass er nicht mehr stabil ist.“ Nach Absprache mit dem Architekten Peter Hübner habe man die Demontage angeordnet.

Nun prangt über der Eingangstür nur noch der bloße Halsstumpf, umwickelt mit einer Schutzfolie. Das sieht nicht schön aus, urteilt der Jugendhausleiter Michael Klamm: „Der Dino sieht jetzt aus wie eine geschlachtete Henne – grausam!“ Viele Leute kämen vorbeigefahren, um sich das einstige Wahrzeichen anzusehen und seien schockiert.

Größer wäre das Entsetzen allerdings gewesen, davon ist Klamm überzeugt, wenn der Holzkopf auf jemanden herabgestürzt wäre. „Der wiegt mehr als 300 Kilo, das darf man sich gar nicht vorstellen, was da hätte passieren können.“

Regenwasser ist in den Nacken gelaufen

Der Kopf bestehe aus Fichtenleimholz und war von einem Stuttgarter Bildhauer eigens für das Jugendhaus angefertigt worden. „Im Jahr 1991 wurde er als Abschluss des letzten Bauabschnittes angebracht. Damals hatte man sogar eine statische Untersuchung gemacht, ob er gut hält“, sagt Klamm. „Das hatte alles seine Richtigkeit und war legitim.“ Das bestätigt auch der zuständige Architekt Professor Peter Hübner: Seinerzeit habe man sogar einen Bagger angehängt und an dem Kopf gezogen, um seine Festigkeit zu prüfen. Dass der Hals nun schneller als erwartet angefault sei, liegt nach Hübners Ansicht in nachträglich angebrachten Bleischindeln. Die waren etwa vor sieben Jahren auf den Kopf genagelt worden, um diesen vor Regen und damit vor vorzeitigem Verfall zu schützen. „Leider hat man diese Schindeln nur auf dem Kopf und nicht auch im Halsbereich angebracht“, sagt der Architekt. Dadurch sei dem Dinosaurier das Regenwasser quasi vom Kopf in den Nacken gelaufen und habe dort den Schaden anrichten können.

Kosten für neuen Schädel liegen im fünfstelligen Bereich

Hausleiter Michael Klamm hofft nun, dass er den Kopf möglichst schnell wieder ersetzen lassen kann. „Wir lassen momentan die Kosten schätzen, ich rechne mit einem fünfstelligen Betrag.“ Da dieser nicht im Etat der Jugendhaus-Gesellschaft vorgesehen sei und es zahlreiche andere Baustellen gebe, geht Klamm davon aus, dass es nicht einfach sein wird, das nötige Geld zu bekommen. „Bei uns steht am Gebäude im kommenden Jahr eine umfangreiche Dachsanierung an, so manches andere Jugendhaus ist reparaturbedürftig.“ Klamm geht davon aus, dass der neue Kopf über Spenden finanziert werden muss. Wie genau, das kann er noch nicht sagen. „Wir wollen Spendenaktionen machen, welche wissen wir noch nicht.“ Zielsetzung sei, dass der Kopf spätestens im Sommer 2014 wieder auf dem Hals des Sauriers prangt. „Ob er aus Holz, Metall oder einem Kunststoff ist, das müssen wir noch prüfen.“

Immerhin: Der Betrieb im Jugendhaus ist durch den fehlenden Kopf nicht beeinträchtigt – schließlich hat der Saurier auch ohne ihn noch jede Menge Herz . . .