Der Verkehr rollt in und aus der Unterführung der B 14 am Charlottenplatz Foto: dpa

Verkehrsaufkommen in Stuttgart stagniert - Bewohner der Region nutzen öfter Bus und Bahn.

Stuttgart - In der 11,5-Millionen-Einwohner-Stadt Paris, ließ Grünen-Regionalrat Mark Breitenbücher unlängst die Runde in der Regionalversammlung wissen, gelte es unter Jugendliche heutzutage als hip, kein Auto zu besitzen. Damit wollte der Verkehrsexperte der Öko-Partei zu verstehen geben, dass das Auto nicht immer die erste Geige in der Verkehrspolitik spielen muss.

Nun ist nicht unbedingt damit zu rechen, dass in der eher ländlich geprägten Region Stuttgart die jungen Menschen nach Breitenbüchers Hinweis künftig auf den Führerschein verzichten. Schließlich besitzen nach einer Untersuchung der Universität Karlsruhe aus diesem Jahr fast 92 Prozent der rund 2,2 Millionen Bewohner der Region, die älter als 17 sind, einen Führerschein. In der Landeshauptstadt sind es nur drei Prozent weniger.

Trotzdem scheint das Auto zumindest bei einem Teil der Stuttgarter aus der Mode zu kommen. Laut Verkehrsgutachter Hans-Peter Kleemann hat der Kraftfahrzeugbestand nach offiziellen Statistiken von 324000 im Jahr 2000 auf 307000 im vergangenen Jahr abgenommen. Kamen damals noch 406 Pkw auf 1000 Einwohner, seien es zuletzt nur noch 358 gewesen.

Zehn Prozent der Stuttgarter Führerscheinbesitzer haben keinerlei Zugriff auf einen Pkw

Die Uni Karlsruhe hat ermittelt, dass immerhin zehn Prozent der Stuttgarter Führerscheinbesitzer keinerlei Zugriff auf einen Pkw haben, auch nicht nach Rücksprache mit Eltern oder anderen. Außerdem weist Hans-Peter Kleemann daraufhin, dass die vielen Älteren in einer alternden Gesellschaft zwar häufig ein Auto besitzen, dieses aber seltener nutzen und auch die Wege, die sie zurücklegen, immer kürzer werden. Laut dem Verkehrsgutachter ist die Zahl der nach Stuttgart ein- und ausfahrenden Autos mit rund 800000 in den vergangenen Jahren konstant geblieben. Das könnte mit Kapazitätsengpässen zu tun haben, schließlich staut sich der Verkehr an Zufahrten wie der Rotenwaldstraße im Westen in schöner Regelmäßigkeit.

Es könnte aber auch daran liegen, dass immer mehr Menschen in Busse und Bahnen steigen, wie die jährliche Bilanz des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) zeigt. 315 Millionen bezahlte Fahrten verzeichnete der VVS 2010, das waren 3,5 Millionen oder 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit dürfte wiederum zusammenhängen, dass der Anteil der Verkehrswege, die alle Einwohner der Region mit dem Auto zurücklegen, von 1995 bis 2009 von 60,1 auf 56,6 Prozent abgenommen hat. "Das zeigt, dass man den öffentlichen Nahverkehr hier in der Region gut entwickelt hat", urteilt Dirk Zumkeller von der Uni Karlsruhe. Tatsächlich hat der Anteil der Wege, die zu Fuß, per Rad oder mit Bus und Bahn bewältigt wurden, um 3,8 auf 43,4 Prozent zugelegt.

Zumkeller leitete die Untersuchung der Universität Karlsruhe im Auftrag des Verbands Region Stuttgart, die auch das überraschende Ergebnis zutage förderte, dass die Menschen in der Region Stuttgart nicht noch mobiler wurden. So stieg das Verkehrsaufkommen seit 1995 weniger an, als die Bevölkerung in dieser Zeit wuchs.