Im Kunstkalender sind Schüler mit ihren Werken abgebildet Foto: fri

Im Kunstkalender des Hölderlin-Gymnasiums glänzen Schüler mit ihren Werken aus dem Kunstunterricht.

S-Nord - Jedes Jahr erscheint am Hölderlin-Gymnasium ein Kunstkalender. Auf den Monatsseiten sind aber nicht Bilder von Picasso oder Monet abgedruckt, sondern Werke von Schülern, die im Kunstunterricht entstanden sind. „Seit 1996 gibt es das Kunstprofil am Högy“, erklärt Hartmut Preuß, einer von fünf Lehrern in der Fachschaft Kunst der Schule. Damit einher gegangen seien verstärkter Unterricht in dem Fach und die Möglichkeit, Kunst als Hauptfach zu wählen. „Es hat durchaus besondere Erwartungen zur Einführung des Kunstprofils gegeben“, sagt Preuß. So kam die Idee des Kunstkalenders auf: „So konnten wir über den Rahmen des Unterrichts hinausgehen.“

Neben dem Kunstkalender werden auch jedes Jahr in einer Schulausstellung Werke von Schülern gezeigt, die während des vergangenen Jahres im Unterricht entstanden sind. „So erreicht man einfach eine gewisse Öffentlichkeit“, sagt Hartmut Preuß. „Die Dinge, die hier im Unterricht entstehen, sollen ja aber nicht nur hier im Regal stehen und benotet werden. Die Werke richten sich an einen Betrachter, nicht nur an uns Lehrer.“

2004 kam der erste Kunstkalender heraus

Der erste Kunstkalender erschien 2004. „Damals haben wir bei einer kleinen Druckerei in Ostfildern drucken lassen“, erinnert sich Hartmut Preuß. Dort habe es lediglich eine Layout-Vorlage für einen Kalender gegeben, die automatisch Vorgaben für das Bilderformat machte. Mittlerweile sieht der Kalender jedoch viel professioneller und individueller aus. Das Schullogo prangt oben auf jeder Seite, Schriftart und -farbe sind angepasst worden, zum Teil sind mehrere Werke auf einem Kalenderblatt abgebildet.

„Wir fotografieren die Werke unserer Schüler regelmäßig“, beschreibt Hartmut Preuß den enormen Arbeitsaufwand, der hinter dem Kunstkalender steckt. Die fünf Kunstlehrer und drei Referendare werfen dann ihre Fotos zusammen, um in Kleingruppen eine endgültige Auswahl für den Kalender zu treffen. „Uns ist wichtig, dass stets alle Stufen von Klasse 5 bis zum Abitur dabei sind“, sagt Preuß. Auch so viele Sparten der Kunst wie möglich sollen vorkommen: Malerei, Grafik, Installation, Aktion oder Architektur.

Auf dem Novemberblatt des aktuellen Kalenders für das Jahr 2014 ist beispielsweise das Kooperationsprojekt „Glücklich wohnen“ zu sehen, bei dem eine sechste Klasse gemeinsam mit Studenten der Staatlichen Akademie für Bildende Künste am Weissenhof gearbeitet hat. Herausgekommen ist ein Modell vieler verschachtelter Häuser, das nun im Kunstkalender abgebildet ist. „Wir suchen aber nicht nach Noten aus, sondern nach gestalterischen Gesichtspunkten“, erklärt Hartmut Preuß. Sicher sei der Abdruck im Kunstkalender aber dennoch eine Anerkennung der Leistung: „Die Schüler merken, dass ihr Tun wahrgenommen wird.“ Damit der Kalender aber nicht zum Prestige-Projekt wird, sind die Namen der Schüler nicht zusammen mit dem jeweiligen Werk auf den Kalenderblättern abgedruckt, sondern separat auf einem beigelegtem Zettel, auf dem auch ein kleines Vorwort der Fachschaft Kunst zu finden ist.

Weihnachtsgeschenke für die Familie

Anton Sonntag und Philip Beck sind mit ihren Werken auf dem Septemberblatt abgebildet. Bei ihren „Klonbildern“ haben sich die beiden Zehntklässler mit digitaler Bildbearbeitung beschäftigt und sich selbst mehrmals an verschiedenen Stellen auf den Bildern untergebracht. „Das war schon ein längerer Prozess“, erzählt der 16-jährige Philip. „Wir mussten uns das Thema überlegen, die Bilder aufnehmen und dann am Computer bearbeiten.“

Dass der Abdruck im Kunstkalender des Hölderlin-Gymnasiums auch Tücken aufweisen kann, wissen Swantje Liebs und Pauline Ries. Die Werke von den beiden sind gemeinsam mit dem einer weiteren Schülern auf dem Juniblatt abgebildet, alle drei sind Installationen im Raum. Auf den Fotografien ist darum nie die ganze Installation zu sehen. In Paulines Fall sind auch noch Arme und Beine anderer Schüler zu sehen, da das Foto entstanden ist, als die Installation im Schulhaus aufgebaut war. „Die gehören natürlich nicht dazu“, sagt Pauline und lächelt. Trotzdem ist sie zufrieden mit ihrer Arbeit.

Rico Zöllners Arbeit musste nicht fotografiert werden – das Werk selbst ist eine Fotografie. „Wir sollten ein Gebäude entwerfen, das ein Atelier darstellt, und das Modell dann so fotografieren, dass es so aussieht, als ob es Originalgröße hätte“, erzählt der 19-Jährige. Anton Sonntag findet es noch aus einem anderen Grund praktisch, im Kunstkalender abgebildet zu sein: „Das kann man als Weihnachtsgeschenk an die Verwandtschaft verteilen.“