Rasante Schlittenabfahrten locken im Hochschwarzwald Foto: Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Der Hochschwarzwald ist nicht nur bei Skifahrern beliebt. Auch Rodler kommen rund um den Feldberg auf ihre Kosten. Insgesamt locken 34 verschiedene Abfahrten.

Feldberg - Die Piste – naja, nicht ohne. Eine Direttissima geht steil runter. „Ist schon eher etwas für Erfahrene“, warnt Conny Gröbler. „Mal langsam loslegen. Lieber ein bisschen bremsen.“ Und er zeigt, wie man das macht: Lieber sitzen als liegen, Füße in den Schnee, mit den Händen das Lenken aktiv unterstützen.

Sitzen? Füße im Schnee? Klingt nicht nach Skifahren. Tatsächlich ist der Ort von Conny Gröblers Ansprache an eine Gruppe zwar der winterlichste in Baden-Württemberg, aber Skifahrer sind direkt am Feldberggipfel eher selten. Hierhin führt kein Lift, wer da mit den Skiern hin und wieder runter will, muss ein Tourengeher sein. Der schöne Südhang zur Todtnauer Hütte ist jetzt aber auch anders meisterbar. Ein knallrotes Schild signalisiert hier nicht ein Verbot, sondern den „Hochschwarzwälder Rodelspaß“. Den nimmt die Gruppe gleich mal unter die Kufen. Kippt in eine Schräge, folgt einem Pfeil in eine Kurve und brettert dann – was hat der Conny nochmal gesagt? Ach, schon vergessen – die rund 170 Höhenmeter hinunter zur Todtnauer Hütte. Hoch spritzt der Schnee, dann und wann löst sich ein spitzer Schrei. Rodler-Ekstase.

Nun sind die Warnungen vor der Abfahrt nicht ganz grundlos. Wenn der Hang vereist ist, wird so ein Rodelritt schnell zum Rodeo. Aber diesesmal hat eine satte Sonne die Piste schön aufgefirnt, und dann hat der Conny, der eh schon über 100 Kilometer Loipen im Hochschwarzwald spurt, die Piste perfekt aufgeraut, so dass sie super griffig ist.

Bei der Todtnauer Hütte trainieren auch Rennrodler

Und nicht nur hier. Direkt hinter der Todtnauer Hütte (von der er übrigens der Juniorchef ist) geht ein 3,4 Kilometer langer Forstweg 490 Höhenmeter hinunter ins Fahler Loch, wo jenseits der Straße die steilste Skiabfahrt am Feldberg die Könner fordert. Aber auch der Forstweg war schon immer eine Adresse für die Cracks. Hier trainieren schon mal die Rennrodler, und die schnellsten sollen das sogar in drei Minuten schaffen. Also: Auch das eine wunderbare Rodelabfahrt, und jetzt kein Geheimtipp mehr. Diesmal lockt sogar ein breites rotes Banner mit der Aufschrift Start. Und auch diesmal hat der Conny die Piste präpariert, auch am Rand, wo er Schneemauern aufgeschichtet hat, damit es keinen von der Strecke in den Wald trägt. Und als die Gruppe wieder losrodelt, gibt er ihr noch einen Tipp mit: „Lasst es laufen. Das wird nie zu steil, ihr könnt es richtig genießen.“

Der Schwarzwald ist Rodelland. Früher aus Notwendigkeit: Nur mit den großen Hörnerschlitten ließ sich das Holz von den Hängen talabwärts transportieren. Einen solchen Schlitten zu steuern war ein lebensgefährlicher Job – heute ist es ein spezielles Hobby von Hornschlittenvereinen wie den Hornochsen Neustadt, deren aktive Mitglieder schon Mut brauchen, wenn sie ihre Hornschlittenrennen veranstalten und zu Tal preschen. So wild will es der urlaubende Besucher eher nicht. Der ist eher vom Typ Horden-Rodler: „Er liebt das Wintervergnügen im Rudel, packt Frau und Kinderschar zunächst warm ein, dann in den Van und fährt in die Berge. Auf dem Parkplatz am Rodelhang entlädt er Holzschlitten, Plastikbob oder Poporutscher und stürzt sich augenblicklich talwärts. Und er helikoptert fleißig um den Rodlerspross herum: Mein Kind, fahre niemals schneller als dein Schutzengel fliegen kann!“

Wer das weiß? Die Hochschwarzwald Tourismus GmbH. Sie setzt jetzt im Wintertourismus auch auf Rodelfans. Ein Projektteam hat 34 Schlittenpisten in einem kleinen Rodelführer zusammengestellt, und die acht schönsten oder sportlich interessantesten haben als Premiumhänge sogar ein Leitsystem bekommen. Jeder Piste ist ein bestimmter Rodeltyp als Empfehlung zugewiesen. Der gesellige Hordenrodler wird sich zum Beispiel am Skilift Altglashütten besonders wohlfühlen. Ein Förderband schont die Kräfte für die steil-flotte Abfahrt, und seine Pausen kann der Hordenrodler im Kreise seiner Clique in der Vesperstube Geißenhof, wo man direkt aus der Wirtsstube in den Geißenstall sieht, abhocken.

Da ist der Wander-Rodler schon von ganz anderem Schlag: „Lifte und Schlepptechnik jeder Art meidet er wie der Veganer das Würstchen“, definiert das Rodel-Projektteam. Die Abfahrt vom Feldberg-Gipfel, vor der erst einmal ein längerer Fußweg steht, ist eindeutig sein Revier.

Und wenn einer gar nicht rodeln mag: Bekommt er trotzdem sieben Vorschläge – als Hüttenrodler, den sich das Projektteam so vorstellt: „Der Duft von Kaffee und Küche ziehen ihn an, die Kälte draußen am Hang stößt ihn ab. Während sich die anderen im Freien die Zehen abfrieren, hält er ihnen die Plätze im Warmen frei.“