Tanzszene im 1977 eröffneten Kings Club, in einer der ältesten Schwulendiscos in Deutschland. Foto: dpa

An der Tür zum Kings Club in Stuttgart, zu einer der ältesten Schwulendiscos Deutschland, wird nun „schärfer“ kontrolliert. Dies hat die Chefin bestätigt. Hitzig wird im Netz diskutiert, warum bei ihr zwei Flüchtlinge abgewiesen wurden.

Stuttgart - „Stress bin ich gewohnt“, sagt die als „Mutter der Schwulen“ bekannte Linke-Stadträtin Laura Halding-Hoppenheit. Das Leben der gebürtigen Rumänin war oft ein Kampf. Nun aber muss sich die Wirtin des 1977 eröffneten Kings Clubs (KC), einer der ältesten Schwulen- und Lesbendiscos in Deutschland, ausgerechnet in den eigenen Reihen für einen Vorfall rechtfertigen, der bei Facebook zu hitzigen Debatten führt.

Dennis Neumann, ein 24-jähriger Hair & Beauty-Artist aus Stuttgart, hat am vergangenen Wochenende morgens um 1 Uhr an der Tür des KC beim Rauchen zwei Flüchtlinge kennengelernt, die ihn fragten, ob im Club eine geschlossene Gesellschaft feiere. Denn der Türsteher habe sie abgewiesen. Einer der Flüchtlinge, die wohl aus Syrien kämen, habe erzählt, dass er promovierter Mathematiker sei. Bei dem Gespräch ist Dennis Neumann rasch klar geworden, dass die beiden Flüchtlinge homosexuell sind und einen Club aufsuchen wollten, um Homosexuelle zu treffen. Aufgrund ihrer Nationalität seien sie jedoch abgewiesen worden – und das in einem Club, der seit Jahrzehnten für Toleranz steht. „Was mich so betroffen macht, ist, dass beide so extrem höflich und freundlich zu mir und meiner Begleitung waren und trotzdem nicht reingelassen wurden“, betont der 24-Jährige gegenüber unserer Zeitung.

„Natürlich kann es vorkommen, dass wir falsch liegen“

Ihre Türsteher, sagt KC-Chefin Laura Halding-Hoppenheit, steckten in einem Dilemma. „Etliche männliche Besucher geben sich bei uns an der Kasse als schwul aus“, sagt die Wirtin, „doch sie sind es oft nicht.“ Wiederholt sei es vorgekommen, dass genau diese Personen Besucherinnen belästigt hätten. Die Schwulendisco ist bei Frauen beliebt, die dort tanzen wollen, ohne von Männern angemacht zu werden. „Immer wieder wurde ein Auge zugedrückt“, berichtet die Stadträtin. Nach Vorfällen der jüngsten Zeit hätten sie und ihr Team sich entschlossen, „schärfer“ an der Tür zu kontrollieren. Doch man könne am Eingang nicht das Leben eines Flüchtlings diskutieren. Auch Deutsche würden abgewiesen, unter anderem Hetero-Paare. „Meine Gäste wollen nicht wie im Zoo begafft weden“, sagt die gebürtige Rumänin.

„Natürlich kann es vorkommen, dass wir an der Tür falsch liegen“, räumt sie ein. Dies tue gerade ihr leid, da sie selbst einen Migrationshintergrund hat. „Mit Diskriminierung hat dies nichts zu tun“, versichert die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und betont: „Der Club ist nicht nur ein Partyclub, er stellt einen Schutzraum für alle dar, die sich darin befinden, und daher muss man unsere Gäste vor Personen schützen, die mit Homosexualität nicht einverstanden sind.“ Es dürften Flüchtlinge zu ihr kommen, aber auch die wollten „im KC Ruhe haben vor eigenen Verwandten“.

„Hilfe bis ins Bett“

Von Kollegen in anderen Städten wisse sie, dass dies nicht nur ein Stuttgarter Problem sei. „Es wird immer komplizierter“, stöhnt die Wirtin. Sie habe schon oft schwule Flüchtlinge in den Kings Club eingeladen und ihnen Freimarken gegeben, weil sie kein Geld hätten. Aber auch dies könne mitunter zu schwierigen Situationen führen. „Ältere Schwule kümmern sich dann zu sehr um die Flüchtlinge“, hat sie beobachtet, „und wollen Hilfe bis ins Bett leisten.“

Öffentliche Debatte wird begrüßt

Dennis Neumann begrüßt die öffentliche Diskussion, die nun entstanden ist: „Wir müssen darüber nachdenken, wo können schwule Flüchtlinge unter anderen Schwulen sein, ohne den Vorurteilen ihres Asylbewerberstatus begegnen zu müssen?“ In den Flüchtlingsheimen sei dies nicht möglich.