Von unten und oben Hitze: Straßenbauer bei der Arbeit auf dem Kronprinzplatz Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Temperaturen klettern unaufhaltsam nach oben. Bis Mitte der kommenden Woche ist keine Abkühlung in Sicht. In manchen Berufen bedeutet das nur eins: Schwitzen bis zum Feierabend.

Stuttgart - Arbeiten fällt bei den heißen Temperaturen ohnehin nicht leicht. Doch an manchen Arbeitsplätzen wird die Hitze zur Tortur. Bauarbeiter, Köche, Bäcker, Saunameister, Verkehrspolizisten oder Feuerwehrmänner sind nur einige Beispiele von Berufen, bei denen man aus dem Schwitzen gar nicht mehr herauskommt. Andere dagegen haben Glück, wenn sie in klimatisierten oder von Natur aus kühlen Räumen arbeiten dürfen. Um sich vor Hitze und Sonne zu schützen, bleibt den Menschen nur, sich mit Sonnenschutzmittel einzureiben und viel Wasser zu trinken.

Die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) warnt vor einem Kreislaufkollaps oder Hitzeschlag: Anzeichen sind oft Krämpfe, Bewusstseinstrübungen und Verwirrtheit. Im Notfall sollte sofort die 112 gerufen werden.

Auch beim Aufenthalt im schattigen Wald gilt momentan Vorsicht: Besonders in lichtdurchlässigen Kiefernwäldern droht Waldbrandgefahr.

Mit Abkühlung ist auch in den kommenden Tagen nicht zu rechnen. Bis einschließlich Dienstag bleiben die Temperaturen bei über 30 Grad.

Der heißeste Tag wird der Samstag mit einer Höchsttemperatur von 39 Grad. Gefühlt wird aber dieser Freitag noch heißer: Dank der hohen Luftfeuchtigkeit fühlt es sich an wie 40 Grad. Einzelne Gewitter, die zum Teil auch heftig ausfallen können, sind möglich.

Der Grillmeister

DönerEs ist erst 10.30 Uhr, aber Orkan Karakus ist schon kräftig am Schwitzen in dem Dönerladen Birkan Kebab in der Stadtmitte. Hinter ihm drehen sich zwei Fleischspieße, es riecht nach der türkischen Spezialität. „Ich glaube, wir haben hier 50 Grad“, sagt er. Zwar sei es hinter seiner Theke auch im Winter warm, doch bei diesen hochsommerlichen Temperaturen sei die Hitze nahezu unerträglich. Fünf Stunden am Tag arbeitet er unter diesen Bedingungen. Die Vordertüre und die Hintertüre stehen offen, ein leichter Luftzug weht daher durch den kleinen Laden. „Wenn es mir zu heiß wird, gehe ich kurz nach draußen in den Schatten“, sagt Karakus. Sonst helfe nur eins: viel Wasser. „Ich trinke am Tag sechs bis sieben Liter stilles Wasser.“ Dafür hat er etwas weniger Arbeit: „Die Kunden essen jetzt weniger Fleisch, sie nehmen gerne die Salate.“ Nach seinem Feierabend freut er sich auf eine eiskalte Dusche.

Der Straßenbauer

Die Sonne knallt schon um 11 Uhr erbarmungslos auf den Kronprinzplatz, wo Vorarbeiter Andy Bareiß (links im Bild) und seine Kollegen vom Tiefbauamt Stuttgart arbeiten. Doch es geht noch heißer: Mit Schwung schaufeln sie etwa 130 Grad warmen Asphalt von der Ladefläche ihres Lieferwagens auf den Boden. Heißer Dampf steigt auf, es riecht durchdringend nach Teer. Doch die Straßenbauer schaufeln unbeirrt weiter Asphalt und streichen ihn anschließend glatt. Hitze kommt nun von unten und von oben. Innerhalb kürzester Zeit rinnt ihnen der Schweiß über das Gesicht. Der Tag hat für Bareiß schon um 6.40 Uhr im Bauhof in der Burgstallstraße begonnen. Anschließend ging es los zum Kronprinzplatz. Die roten Klinkersteine sind teilweise schadhaft und zu Stolperfallen für Passanten geworden. „Sobald es gefährliche Stellen in der Stadt gibt, müssen wir sie ausbessern, egal ob es heiß ist oder eiskalt“, erklärt Bareiß. Das bedeutet für ihn: Die Klinkersteine werden rausgeklopft, anschließend holt er beim Asphaltmischwerk den heißen Asphalt und befüllt damit die entstandenen Löcher. Erst gegen 16 Uhr hat er Feierabend. Für den Tag hat er sich mit einem ordentlichen Frühstück gestärkt, anschließend nimmt er nur noch Sprudel zu sich. Sein Arbeitgeber – die Stadt – spendiert Hitzesprudel und Sonnenschutzmittel. „Nach der Arbeit freue ich mich auf meinen Garten“, sagt Bareiß.

Der Motorrad-Polizist

Wenn es auf Stuttgarts Straßen heiß hergeht, muss Patrick Ulmer einen kühlen Kopf bewahren. Das ist manchmal gar nicht so leicht. Denn wenn der Polizist von der Motorradstaffel in voller Montur ist, kann es ungemütlich werden. „Früher haben wir Lederjacken getragen, heute ist es Textil, das atmungsaktiver ist“, sagt der 26-Jährige. Angenehmer sei es, wenn durch den Fahrtwind ein Lüftchen weht. Weniger schön findet Ulmer es dagegen, in der Hitze brüten zu müssen. „Zum Beispiel bei Demos oder wenn der Verkehr geregelt werden muss“, sagt er. Mehr Fahrkomfort in Form von luftigeren Klamotten möchte er aber nicht gegen Sicherheit tauschen. „Ich habe mir und meiner Familie gegenüber Verantwortung“, sagt Ulmer. Darum rät er auch anderen Motorradfahrern, trotz Hitze schützende Kleidung zu tragen. Selbst, wenn es in den schweren Stiefeln mal etwas feucht werden kann.