Mensch Panda! Der Stuttgarter Cro und viele weitere auf den Hip-Hop Open. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: www.7aktuell.de/Kaltenecker

Das zehnte Hip-Hop Open auf dem Wasen zieht 18 500 Fans an - Stuttgart wieder Hochburg der Szene.

Stuttgart - Gehört Hip-Hop nach Stuttgart? Diese Frage konnte man sich in den vergangenen Jahren häufig stellen und entweder Schulterzucken oder Kopfschütteln als Antwort erhalten. Das Jahr 2012 beweist aber, dass Hip-Hop untrennbar mit der Stadt verbunden ist, wie auch das Hip-Hop Open auf dem Cannstatter Wasen und im Reitstadion zeigt, das nach Pause und Ausflug nach Mannheim wieder in der Stadt ist. Max Herre ist als Rapper und mit neuen Liedern zurück, Cro ist der Neuzugang und die Kolchose mit den Massiven Tönen, Afrob und anderen spielt Lieder der Bewegung.

Das Hip-Hop Open feiert am Samstag gleich zwei runde Geburtstage: Es ist die zehnte Ausgabe des Festivals, vor 20 Jahren wurde die Stuttgarter Kolchose - ein loser Zusammenschluss lokaler Rapper - gegründet. Und heute stehen sie wieder vereint auf der Bühne. Klar, dass etwas Nostalgie und viel Lokalpatriotismus mitschwingen, wenn „Stuggibuggibenztown“ und die „Mutterstadt, Motorstadt am Neckar“ besungen wird. Und für einen Tag hat sich sogar etwas, was man Sommer nennt, kurz blicken lassen.

18 500 Gäste: das bis dato größte Hip-Hop Open

„Das ist perfektes Festivalwetter“, sagt Veranstalter Johannes „Strachi“ Strachwitz vom 0711-Büro. Das Festival ist beliebt wie nie zuvor. Nachdem die Karten fürs Reitstadion weg waren, verlegte man die Hauptbühne auf den Wasen – und feiert mit 18 500 Gästen das bis dato größte Hip-Hop Open.

Cro, die Sensation des Pop-Jahres, steht schon am frühen Nachmittag auf der Bühne. Der Künstler mit der Pandamaske wurde gebucht, als er noch keinem großen Publikum bekannt war. Jetzt steht seine Single „Du“ auf Platz 2 der deutschen Charts – und er auf dem Wasen. Cro trägt enge Jeans, Ringelshirt und Pandamaske. Cro ist Phantom wie Phänomen. Und er bringt Stuttgart als Hip-Hop-Hochburg auf die Landkarte zurück. In seinen Liedern mixt er bekannte Indie-Melodien mit netten Texten. „Easy“ ist der Hit, der den Bobby-Hebb-Klassiker „Sunny“ zitiert. Die Hauptdarstellerin seines Videos sitzt derweil auf der Tribüne, singt Zeile für Zeile mit und ist auch schon so bekannt, dass sie ständig für Fotos angesprochen wird.

„Es ist ein Familientreffen“

„Es ist kein Klassentreffen“, sagt Ju von den Massiven Tönen später, „es ist ein Familientreffen.“ Recht hat er. Älter wurden sie alle. Manche tragen T-Shirts von damals, die immer noch viel zu weit sind. Der lustige Onkel ist Comedian Teddy, der moderiert. Zudem hat man die Verwandtschaft aus Amerika eingeladen. Mac Miller oder Wiz Khalifa beispielsweise. Die Orsons aus Stuttgart wiederum genießen ihr Heimspiel auf dem Wasen, während bei Marsimoto grüner Nebel über den Köpfen des Publikums vorbeizieht.

Bei all den Rückblicken auf die gute, alte Zeit schaut man aber doch auch nach vorn an diesem Abend. Wahlberliner Max Herre präsentiert Lieder seines neuen Albums „Hallo Welt“, das im August erscheint. Er ist nach Singer-Songwriter-Ausflügen zurück beim Rap und beweist live, warum er schlichtweg einer der Besten seines Fachs ist. Zu dem Song „Wolke 7“ kommt Philipp Poisel auf die Bühne, „ein Junge aus Markgröningen, der in derselben Straße in Stuttgart wohnt, in der ich aufgewachsen bin“, erklärt Herre. Heute schließt sich der Kreis, und keine Scheuklappen sind aufgesetzt. Ist das noch Hip-Hop? Es ist einfach egal. Die Genregrenzen sind aufgehoben. „Wolke 7“, das neue Herre-Lied, wird ein Hit. Das ist bei der Live-Premiere schnell klar. Der Gemeinschaftskeitsgedanke des Rap wird auch bei den neuen Herre-Sachen hochgehalten: Cro, Fetsum oder auch Marteria unterstützen ihn.

Ein Lied für Stuttgart

Der Lockenkopf mit Strickmütze singt aber auch die alten Freundeskreis-Lieder. Und alle singen mit. Mit Ehefrau Joy Denalane erzählt er von „Esperanto“ und seiner „1sten Liebe“. Es ist die Stuttgart-Hymne, in der es heißt: „Schön, dass du wieder da bist. Wir haben uns lang nicht mehr gesehen.“ Und es gibt den Sommerhit aus dem Jahr 1997 „A-N-N-A“, in dem er singt „Ich bin Max aus dem Schoß der Kolchose.“

Eine Zeile, die auf der Bühne umgesetzt wird. Da ist sie, die Kolchose, bestehend aus den Massiven Tönen Schowi, Ju, DJ 5.ter Ton und Wasi, der wirklich schon viele Jahre kein Mikro mehr in der Hand hatte. Aus DJ Friction, Emilio, Afrob und anderen. Voll ist es da oben auf der Bühne. Cassandra Steen singt „Wenn der Vorhang fällt“ mit. Dann, zum Abschluss, natürlich „Mutterstadt“ von den Massiven Tönen, dargeboten von allen. Ein Lied für Stuttgart, in dem der Schlossplatz, Udos Snack, Vegi Vodoo King und Stuttgarter Hofbräu ebenso vorkommen wie der Bopser und die Paulinenbrücke. „Es ist nicht, wo du bist, es ist, was du machst. Herzlich willkommen in der Mutterstadt“, singen sie alle. Und oben auf dem Killesberg leuchtet das Feuerwerk vom Lichterfest.