Wenn sie genug Ideen gesammelt hat, muss Pfarrerin Teresa Nieser den Predigttext tippen. Foto: Eveline Blohmer

Das Weihnachtsfest ist ganz nah – für manche Menschen bedeutet das Arbeit. Eine Serie wirft einen Blick hinter vorweihnachtliche Kulissen. Diesmal die Degerlocher Pfarrerin Teresa Nieser, die sich manchmal erst in weihnachtliche Stimmung bringen muss.

Degerloch - Manchmal fällt Teresa Nieser beim Einkaufen etwas ein, manchmal auch beim Abspülen, und wenn sie ganz gut sei, schreibe sie sich die Idee dann gleich auf. „Es ist kein abgrenzbarer Prozess“, antwortet die Pfarrerin der Degerlocher Michaelsgemeinde auf die Frage, wie sie die Predigt für den Weihnachtsgottesdienst vorbereitet. Lachend fügt sie hinzu, sie ginge mit der Weihnachtspredigt „eine Weile wie schwanger“.

Es ist das dritte Weihnachtsfest, das die junge Geistliche für die evangelische Gemeinde in Degerloch mitgestaltet. Und sie genießt, dass sie hier Zeit habe, die Sachen vorzubereiten, weil sie sich auf verhältnismäßig viele Kollegen verteilen. Nieser fallen in diesem Jahr wieder der Familiengottesdienst mit dem Krippenspiel an Heiligabend und die ökumenische Feier am zweiten Weihnachtstag zu. Und tatsächlich geht es einer Pfarrerin wie jedem anderen Menschen auch: Manchmal hapert es an der Weihnachtsstimmung. Aber während die mangelnde Stimmung sich bei den meisten Menschen nur auf das eigene, im Zweifelsfall eben verhagelte Weihnachtsfest auswirkt, muss eine Pfarrerin in erster Linie „dafür sorgen, dass andere feiern können“.

Backen hilft

Beim Gottesdienst selbst lasse die Weihnachtsstimmung nie lange auf sich warten, erzählt Nieser, und besonders beim Lied „Ich steh an deiner Krippen hier“ gehe ihr das Herz auf. Aber um die Weihnachtspredigt zu schreiben, muss sie sich manchmal erst in die richtige Stimmung versetzen. Welchen Bibeltext die Predigt am jeweiligen Tag nach Möglichkeit aufgreifen soll, ist zwar in der Perikopenordnung vorgegeben, aber wie er sich mit der Gegenwart verknüpfen lässt, bleibt der Kreativität der Gottesdiener überlassen.

Und das ist nicht immer leicht, denn der Heilige Geist wehe zwar gelegentlich, wie Nieser feixend sagt, aber hin und wieder muss sie ihn auch erst anlocken: „Ich höre das Weihnachtsoratorium, obwohl das liturgisch eigentlich nicht korrekt ist, da Weihnachten ja erst am 25. Dezember beginnt. Ich zünde die Kerzen am Adventskranz an, und ich backe.“ Allerdings habe sie nicht den Anspruch an sich selbst, in Sachen Weihnachtsstimmung die gesamte Adventszeit hindurch auf, wie sie sagt, „Level zehn“ zu sein. Wichtiger ist ihr in der Vorweihnachtszeit die Besinnlichkeit: „Weihnachten ist gefühlt vorgezogen, dabei war der Advent früher eine Bußzeit.“

Jesus als Geschenk an uns

Dass der moderne Advent oft vor allem anstrengend ist, merkt die Pfarrerin auch bei ihrem wöchentlichen Religionsunterricht an der Filderschule. Deshalb versucht sie dort dann „nicht noch einen Scheit draufzulegen“. Stattdessen spricht sie mit den Kindern und kann Konsumkritiker beruhigen: „Natürlich sind Geschenke für die Kinder wichtig, aber immer wieder kommt ein Kind auch darauf, dass wir an Weihnachten schenken, weil uns Jesus geschenkt wurde.“ Sich selbst wünscht sie zum diesjährigen Weihnachtsfest „nicht wirklich etwas Materielles“, denn die schönsten Geschenke seien die, denen man anmerkt, dass jemand zugehört hat.

Auf ihrer Zu-Verschenken-Liste stehen ganz oben Honigkuchen. Das Rezept hat Pfarrerin Nieser von der Frau ihres Patenonkels, die eine entfernte Nachfahrin der berühmten Berliner Familie Gropius ist. Der Erzählung nach haben die Kinder der Familie Gropius diese Plätzchen gebacken und in der Advents- und Weihnachtszeit an arme Kinder verteilt.

Honigkuchen nach Urgroßmutter Burchard

Man benötigt 500 Gramm Mehl, 500 Gramm echten (!) Bienenhonig, 125 Gramm Butter, 10 Gramm Pottasche und einen auf 150 Grad vorgeheizten Umluftbackofen, in dem die Plätzchen sieben Minuten backen, nachdem folgende Schritte vollbracht sind:

Honig erwärmen, aber nicht zu heiß werden lassen, Butter darin auflösen und die Mischung etwas abkühlen lassen. Pottasche in zwei Esslöffel kaltem Wasser auflösen, in die Honig-Butter-Mischung rühren (der Honig schäumt über, falls er zu warm ist). Mehl in einer Schüssel mit der Mischung verarbeiten (klebt fürchterlich, eventuell mit wenig Mehl nacharbeiten. Der Teig lässt sich leichter verarbeiten, wenn er drei bis vier Tage im Kühlschrank geruht hat).Bleche im Backofen anwärmen und mit Bienenwachs einstreichen (gibt es beim Imker im Block, einfach mit dem Block übers Blech streichen, alternativ kann Backpapier verwendet werden), Blech wieder abkühlen lassen. Eine kleine Teigmenge dünn auswellen, dabei häufig wenden und neu bemehlen. Ausstecherle in Herz- oder Sternform verwenden (das ist Tradition, da es früher nichts anderes gab). Die rohen Plätzchen zügig aufs Blech setzen. Nach dem Backen warm vom Blech lösen und auf einem Rost auskühlen lassen.