Die evangelische Gemeinde will in Degerloch ein neues Gemeindezentrum errichten. Dabei soll sie nach Wunsch der Bezirksbeiräte auch an ein der Öffentlichkeit zugängliches Café denken. Foto: Judith A. Sägesser

Die Bezirksbeiräte würden sich wünschen, dass im künftigen Haus der Kirche auch ein Café für die Öffentlichkeit offensteht. Doch einen Antrag der CDU, dies von der Kirche einzufordern sehen sie in der Mehrheit kritisch.

Degerloch - Der Ton macht die Musik, darüber war sich die Mehrheit der Bezirksbeiräte einig. Deshalb distanzierten sie sich bei der Sitzung am vergangenen Montag mehr oder weniger deutlich von einem Antrag der Degerlocher CDU. Diese wollte die Kirche dazu auffordern, bei der Umgestaltung des Agnes-Kneher-Platzes auch Raum für ein der Öffentlichkeit zugängliches Café zu schaffen. Die anderen Fraktionen störten sich aber an dem auffordernden Charakter des Antrags. „Wir können die Kirche zu nichts zwingen, was sie nicht von selbst möchte“, sagte Ulrich Weiss, Sprecher der Degerlocher SPD.

Der Bezirksbeirat hatte sich im vergangenen Herbst einstimmig positiv über die Idee für ein Haus der Kirche am Agnes-Kneher-Platz geäußert. 2018 könnte das Gemeindezentrum fertig sein, wenn alles nach Plan verläuft. Die beiden Gebäude, die am Agnes-Kneher-Platz vor der Michaelskirche stehen, sollen dafür von der Stadt erworben und abgerissen werden.

Café würde Ort beleben

Das Haus der Kirche soll verschiedene Einrichtungen der Gemeinde an einem Ort vereinen. Unter anderem ist eine Begegnungsstätte mit Café geplant. Die Bezirksbeiräte sind sich einig, dass es den Ort beleben würde, wenn das Café am zentral gelegenen Agnes-Kneher-Platz für jeden zugänglich wäre. Doch die meisten Fraktionen halten es lediglich für machbar und angemessen, einen Wunsch an die Kirche zu formulieren. Erinnert wurde in der Diskussion auch daran, dass ein kommerzielles Café ein finanzielles Risiko darstelle und dass es verständlich sei, wenn die Kirche es für sich abwäge, ob sie das Wagnis eingehen möchte.

Die Liberalen brachten den Vorschlag ein, der Kirche könnte das Beispiel der Stadtbibliothek schmackhaft gemacht werden. In der Stadtbücherei gibt es das „Café LesBar“. Menschen mit Behinderungen schenken dort den Kaffee aus und verkaufen den Kuchen. „Das wäre ja sicher auch für das Haus der Kirche eine interessante Option“, sagte der stellvertretende FDP-Bezirksbeirat Martin Kohler.

Arbeitskreis für Anwohnerbelange

Diskutiert wurde im Bezirksbeirat ebenfalls kontrovers über einen weiteren CDU-Antrag zum Bau des Hauses der Kirche. Die Degerlocher Christdemokraten wünschten, dass ein Arbeitskreis für die Anwohner ins Leben gerufen wird.

Der Sprecher der Grünen-Fraktion, Michael Huppenbauer, wies irritiert darauf hin, dass seine Fraktion einen solchen Antrag bereits im vergangenen Frühjahr eingebracht hätte. „Ich verstehe nicht, warum der damals nicht positiv beschieden worden ist“, sagte Huppenbauer.

Der CDU-Sprecher Götz Bräuer reagierte polemisch: „Wir wollen doch nicht aus dem Arbeitskreis einen weiteren Verkehrsausschuss machen“, adressierte er in Richtung der Grünen. Damit erinnerte er an den Zwist zwischen den bürgerlichen und den ökosozialen Parteien über eine Umwandlung des Arbeitskreises Verkehr in einen Ausschuss. Die CDU und die anderen Mitte-rechts-Fraktionen hatten dies vehement abgelehnt.

Für Bräuer stand fest, dass es zwischen dem CDU-Antrag und dem damaligen Grünen-Antrag einen Unterschied gibt. „Wir wollten damals, dass die Machbarkeitsstudie auf jeden Fall kommt. Sie wollten einen solchen Arbeitskreis als Vorbedingung.“ Deshalb habe die Degerlocher CDU damals abgelehnt, was sie nun selbst fordert.