Seit der 70er-Bus nicht mehr am Haus auf der Waldau hält, ist für die Bewohner des Altenheims vieles beschwerlicher geworden. Foto: Archiv Bergmann

Seit die Buslinie 70 nicht mehr vor dem Haus auf der Waldau hält, ist für Bewohner und Angestellte des Hauses auf der Waldau vieles beschwerlicher geworden. Deshalb fordern die Freien Wähler den Bus zurück.

Degerloch - Der Abend beginnt mit Sarkasmus. Uli Demeter schaut etwas nervös in den Versammlungssaal im Haus auf der Waldau, der sich nur langsam füllt. Er wolle lieber noch etwas warten mit seinen Begrüßungsworten, falls noch weitere Besucher kämen, sagt der Bezirksbeirat der Freien Wähler am Mittwoch, 12. März. „Lieber gleich anfangen, sonst ist der letzte Bus weg“, ruft eine Frau aus dem Publikum. Demeter und die anderen Diskussionsteilnehmer auf dem Podium lachen, denn die Zuhörerin hat das Thema des Abends auf den Punkt getroffen. Gemeinsam soll auf der Veranstaltung der Freien Wähler ausgelotet werden, wie die Verkehrsanbindung des Degerlocher Ostens verbessert werden kann.

Am liebsten sieben Tage die Woche

Eine Diskussion im Sinne eines Widerstreits von Argumenten gibt es an diesem Abend im Haus auf der Waldau nicht. Die Vertreter der Freien Wähler, der evangelischen Kirche, des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) und des Hauses auf der Waldau sind sich völlig einig: Die alte Buslinie 70, die bis 2006 zwischen Degerloch und der Ruhbank verkehrt ist, soll dies wieder tagsüber tun und zwar sieben Tage die Woche. Nach der teilweisen Streichung vor acht Jahren hielt der Bus der Linie 70 nur noch nach 19 Uhr am Haus an der Waldau und am Wochenende.

Für die Leiterin der Seniorenwohnanlage, Silvia Veith, sind das verkehrte Welten. „Da wurde völlig am wirklichen Bedarf der Menschen vorbeigeplant“, sagt sie. Der Gelenkbus, der abends zwischen Degerloch und der Ruhbank verkehrt, sei meist leer, sagt sie. „Tagsüber wissen unsere Bewohner dagegen nicht, wie sie zum Einkaufen oder zum Arzt nach Degerloch kommen sollen“, sagt Veith. Sie verwendet immer wieder das Wort „anstrengend“ in ihrem Redebeitrag. Nicht nur die Anwohner, sondern auch Besucher, die oft selbst schon betagt seien, litten darunter, dass sie mindestens eine Viertelstunde zu Fuß zum Zentralen Omnibusbahnhof in Degerloch unterwegs seien.

Auch die Angestellten das Altenheims haben es schwerer

Dasselbe gelte auch für Angestellte, die im Winter auf dem Weg zum Frühdienst im Seniorenwohnheim erst einmal ordentlich frieren dürften. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) würde zu unrecht darauf verweisen, dass die nahegelegene Stadtbahn-Haltestelle „Weinsteige“ eine Alternative zu dem Busstopp gegenüber der Seniorenwohnanlage sei. Dort hält die Linie U 8, die nach Degerloch fährt und in der anderen Richtung an der Waldau hält. „Unsere Senioren brechen sich das Genick, wenn sie auf dem steilen Weg an die Haltestelle hinfallen. Umgekehrt den Hang hoch laufen, funktioniert gar nicht“, sagt Veith.

Die Leiterin der Wohnanlage für Senioren betont, dass die aus ihrer Sicht schlechte Verkehrsanbindung mitnichten nur ein Thema für das Haus auf der Waldau sei. „Jeder, der hier wohnt, ist betroffen und sollte eine bessere Lösung bei der SSB einfordern“, sagt sie. Alle Beteiligten auf dem Podium sind sich einig, dass ein Ortsbus keine Lösung sein kann.

Dies sei vor einigen Jahren mit der SSB diskutiert worden, sagt Rolf Reihle, der ehemalige Vorsitzende des GHV. „Die SSB wollte sich aber nicht an der Finanzierung beteiligen“, sagt Reihle und stellt klar, dass der Degerlocher GHV diese nicht allein stemmen könne. Aus der Sicht der Mitstreiter auf dem Podium bleibt deshalb nur der politische Kampf für eine Wiederherstellung der alten Buslinie 70 eine Option. Die Freien Wähler versprechen schon mal einen Antrag dazu in der nächsten Bezirksbeiratssitzung.