Bei Hannover 96 und Salif Sané läuft zur Zeit nicht viel zusammen Foto: dpa

Bei Hannover 96 stimmt vor dem Gastspiel des VfB Stuttgart zurzeit nur wenig. Manager Dirk Dufner wackelt bereits.

Hannover - Als die Kameras surren, startet der 96-Chef seine Optimismus-Offensive. Krise? Von wegen. Kampf gegen den Abstieg? Pah, Blödsinn. Trainerdiskussion? Quatsch, überhaupt nicht. „Super“, dieser Tayfun Korkut, menschlich und sowieso, sagt Martin Kind. Nur wenn es dunkel wird und die Kamera ausgeschaltet sind, stellt sich die Kind’sche Gefühlslage ganz anders dar. Nachts zum Beispiel, wenn ihn sein Chauffeur Dieter Schatzschneider zu Hause abgesetzt hat nach den 96-Spielen. ,,Schlecht geschlafen“ hat der 70-Jährige immer öfter in letzter Zeit, wie er zugibt.

Mit Europacup-Ambitionen startete 96 in die Rückrunde. ,,Platz sechs sollte unser Ziel sein“, sagte Martin Kind noch im Januar. Fünf Spiele später hat 96 läppische zwei Punkte eingefahren und schaut nur noch in den Rückspiegel. Die Niederlage auf Schalke (0:1) war dabei die einzige gegen ein besser platziertes Team, ansonsten schwächelten die Niedersachsen gegen Mainz (1:1), den HSV (1:2), Paderborn (1:2) und Köln (1:1).

Lange Zeit trösteten sich Kind und Korkut damit, die auf Ballbesitz-Fußball umgestellte Mannschaft habe sich ja ,,fußballerisch entwickelt“, der Punkte-Ertrag werde sich schon einstellen. ,,Doch jetzt haben wir die letzten zwei Spiele nicht so gut gespielt“, räumt Leon Andreasen ein. Der Däne hat in der Hinrunde in Stuttgart letztmals mitgewirkt und meldet sich rechtzeitig zur Rückrunden-Partie gegen den VfB (15.30 Uhr/Sky) fit. Er könne ein Buch über die vielen Verletzungen schreiben, sagt Andreasen. Sein Titelvorschlag: ,,Zur Hölle und zurück“.

Zumindest in der Vorhölle schmort bereits Kind, auch wenn der Kampf gegen den Abstieg kurioserweise auf dem Index steht. ,,Davon reden wir ja nicht“, meint Andreasen süffisant, ,,aber jeder sollte wissen, dass das Spiel gegen Stuttgart verdammt wichtig ist, denn danach haben wir drei Kracher.“ Bayern, Gladbach, Dortmund.

Gibt es keinen Sieg gegen den VfB, droht Hannover nach unten durchgereicht zu werden. Damit wären alle Träume mal wieder zerstört. ,,Deutlich über zehn Millionen Euro“ hat der Club laut Kind in den Kader investiert, wie bereits im Vorjahr. Die Transferbilanz ist katastrophal, das weiß auch der 96-Boss, entsprechend wacklig ist die Position von Manager Dirk Dufner. Schwieriger wäre die Ablösung von Korkut, auch wenn es in den letzten elf Partien nur einen Sieg gab. Den Trainer überschüttete Kind seit seinem Dienstantritt vor 14 Monaten mit Komplimenten. ,,Total überzeugt“ gibt sich der Hörgeräte-Unternehmer vom früheren Stuttgarter. Eine erste vorsichtige Absetzbewegung vom Trainer geht so: „Der Nichtabstieg steht über allem“, stellt Kind nun klar.

Das wären eigentlich bereits genug Schlafräuber, doch da sind noch die ,,Stimmungskiller, wie Stadionchef Thorsten Meier ein Häuflein von 30 bis 40 Fans nennt. In ruhigen Spielphasen starten sie ,,Kind-muss-weg-Rufe“, woraufhin die Gruppe von anderen Fans niedergepfiffen wird. Dieser Rhythmus wiederholt sich ständig und ,,macht alles an Stimmung platt“, meint der Stadionboss zum Reizklima in der Arena. Ohnehin boykottieren die lauten Stimmungsmacher der Ultras die Profis in dieser Saison. Der Club bemüht sich, sie zurückzuholen. ,,Wir vermissen sie“, da spricht Andreasen für die Mannschaft. Die Elf auf dem Platz funktioniert nicht, der zwölfte Mann auch nicht – wie soll da der erste Mann des Clubs ruhig schlafen?