Immer mehr Handwerker suchen Kundschaft auf spezialisierten Handwerker-Plattformen im Internet Foto: dpa

Handwerker-Plattformen im Internet haben ihr Schmuddelimage abgelegt. Aggressive Geschäftsmodelle sind passé. Davon profitieren Kunden und Handwerker.

Stuttgart - Wenn der Ludwigsburger Handwerker Sandor Holpert nach Kunden Ausschau hält, setzt er sich erst einmal vor den Computer. Seit mehreren Jahren ist der Spezialist für Wohnungssanierungen Mitglied bei Myhammer.de. „Fast die Hälfte meiner Kunden nehmen über das Internet Kontakt zu mir auf“, sagt Holpert. Über die Jahre sei der Anteil der Internetkundschaft deutlich angestiegen, sagt der Ludwigsburger, der sein Ein-Mann-Unternehmen seit zehn Jahren betreibt. Vor allem Privatleute, die ihre Parkettböden schleifen oder ihre neue Küche einbauen lassen wollten, buchten so seine Dienste.

Ein steigender Anteil der Deutschen nutzt heute das Internet, wenn Heim und Garten zu verrotten drohen oder irgendwas in neuem Glanz erstrahlen soll. Und auch immer mehr Handwerker greifen bei der Suche nach Kundschaft auf die spezialisierten Vermittlerplattformen im Web zurück. Allein bei Myhammer.de, das sich als Marktführer bei sogenannten Handwerker-Plattformen im deutschsprachigen Raum sieht, sind aktuell rund 15 000 Handwerker gelistet. Etwa 1,7 Millionen Angebote werden jährlich gemacht. Rund eine halbe Million Aufträge buchen die Kunden bei dem Berliner Unternehmen nach Firmenangaben jedes Jahr dann letztendlich.

Heute führe kein Weg mehr an dieser Art der Auftragsakquise vorbei, sagt der Präsident der Handwerkskammer Stuttgart, Rainer Reichhold. Vor allem für Existenzgründer seien die Online-Portale wichtig, um am Markt bekannt zu werden. Zwischen den Internetvermittlern und dem lokalen Handwerk scheint also alles in Butter zu sein. Dabei ist es nicht lange her, dass die Handwerkerschaft und die einschlägigen Internetplattformen ziemlich über Kreuz lagen und die Funktionäre der Handwerkskammern von Konstanz bis Flensburg Gift und Galle spuckten, wenn sie nur den Namen der Internetneulinge hörten.

Immerhin traten Firmen wie Myhammer.de, Blauarbeit.de oder Jobdoo.de kurz nach Beginn des neuen Jahrtausends mit einer unerhörten Idee an. Mit sogenannten Rückwärtsauktionen, bei denen die Anbieter mit dem niedrigsten Angebot zum Zug kommen, mischten sie ab 2004 die Branche auf. Nebenbei verankerten sie das Geiz-ist-geil-Prinzip im traditionsorientierten Handwerk und vermiesten den herkömmlich arbeitenden Gerüstbauern, Stukkateuren und Raumreinigern die Preise.