Strommast: Hacker attackieren offenbar auch gezielt Strom- und Energieversorger Foto:  

Hacker nehmen offenbar immer häufiger auch die öffentliche Versorgung ins Visier. IT-Experten kritisieren veraltete Software und schlechten Schutz. Die Versorger dementieren.

Stuttgart - Sicherheitsexperten warnen vor fatalen Folgen von Hackerangriffen auf die kritische Infrastruktur im Land. „Es könnte jederzeit zu einem GAU kommen. Es steht für mich außer Frage, dass Hacker in Süddeutschland ein Stromnetz lahmlegen werden. Die Frage ist nur, wann“, sagte Sebastian Schreiber vom Tübinger Sicherheitsspezialisten SySS unserer Zeitung. Infolge von Hackerangriffen könnte auch das Wasser verunreinigt werden und Patienten in Krankenhäusern sterben. Schreiber testet unter anderem die Sicherheit von Energie- und Wasserversorgern, Banken, Krankenhäusern und Fluggesellschaften im Südwesten. „Wir treffen regelmäßig auf Infrastrukturen, die nicht ausreichend geschützt sind“, kritisiert er. So sei Software oft veraltet, falsch konfiguriert oder schlecht gewartet.

„Hacker könnten deutschlandweit Energie- und Wasserversorgung und den Transport destabilisieren“, sagt auch Thorsten Urbanski vom größten deutschen Sicherheitsspezialisten G-Data. „Im schlimmsten Fall gäbe es dann in einzelnen Regionen keinen Strom mehr, und der Nahverkehr würde zusammenbrechen.“ G-Data zählt derzeit täglich mehr als 20 000 neue Schädlinge für die auf Computern und Smartphones am weitesten verbreiteten Betriebssysteme Windows und Android.

Der US-Sicherheitsspezialist Symantec kritisiert unzureichende Sicherheitsstandards selbst großer Unternehmen: „Oft werden vorhandene Systeme aus der Produktion ans Internet angeschlossen, ohne dass sie für einen Online-Zugang gebaut waren.“ Der Energieversorger EnBW, die Landesbank LBBW und die Landeswasserversorgung haben nach eigenen Aussagen aufwendige Vorkehrungen getroffen, um Hackerangriffe abzuwehren.