Die Steinenbergschule setzt schon länger auf den Ganztag. Foto: Achim Zweygarth

Immer mehr Grundschulen in den Oberen Neckarvororten stellen auf eine ganztägige Betreuung ihrer Schüler um. Die Rektoren rechnen mit Schulwechseln.

Obere Neckarvororte - Bis 2020 können sich die Grundschulen in Stuttgart entscheiden, ob sie die Schulform Halbtagsschule oder Ganztagsschule wählen. Bislang bieten in den oberen Neckarvororten zwei Schulen den Ganztagsbetrieb an: die Steinenberg-schule in Hedelfingen und die Wilhelmsschule in Untertürkheim. Doch weil sich immer mehr Eltern eine ganztägige Betreuung ihrer Kinder wünschen, wollen auch andere Grundschulen sukzessive zur Ganztagsschule werden.

Zum nächsten Schuljahr wird an der Grundschule Obertürkheim als Vorstufe zur Ganztagsschule ein Schülerhaus eingerichtet, wo die Kinder ein Mittagessen bekommen und am Nachmittag betreut werden. Dieses Modell soll an Stuttgarter Grundschulen nach und nach die externen Horte ersetzen. Dann werde die Grundschule Obertürkheim für 2,1 Millionen Euro umgebaut, sagt die Rektorin Susanne Schmidt. Im dritten Stock soll eine Mensa entstehen, auch der Schulhof wird neu gestaltet. Zum Schuljahr 2015/16 soll die Schule dann zur gebundenen Ganztagsschule werden.

An der Luginslandschule lässt die Umstellung auf sich warten

Dieselben Pläne verfolgt man auch an der Luginslandschule in Untertürkheim. Seit dem Schuljahr 2013/14 gibt es dort ein Schülerhaus. Eigentlich hatte die Schulleitung geplant, dass die ersten Erstklässler schon im nächsten Schuljahr von der Ganztagsbildung profitieren können. Bislang fehlten aber noch die baulichen Voraussetzungen für den Ganztagsbetrieb, sagt Rektor Andreas Passauer. So müssten etwa der Schulhof neu gestaltet, die Turnhalle und andere Gebäude saniert werden. „Außerdem wollen wir noch mal den konkreten Bedarf der Eltern abfragen“, sagt Passauer. Daher rechne er mit einem Start des Ganztagsbetriebs zum Schuljahr 2015/16. Um schon vorher mehr Schüler am Nachmittag betreuen zu können, sollen weitere Plätze für Schüler und Personalstellen im Schülerhaus geschaffen werden.

Das Schülerhaus an der Wilhelmsschule in Wangen gibt es ebenfalls seit dem Schuljahr 2013/14. Dort werden die Kinder von städtischem Personal bis maximal 17 Uhr betreut; es gibt eine Ferienbetreuung und täglich warmes Mittagessen. Der Bedarf an einer ganztägigen Versorgung, erklärt der Rektor, Thilo Habermann, sei groß in Wangen. Daher solle die Weiterentwicklung zur teilgebundenen Ganztagsgrundschule bis spätestens 2020 abgeschlossen sein.

Kein Ganztagsangebot an der Grundschule Uhlbach

An der Tiefenbachschule in Rohracker gibt es kein Schülerhaus, dafür aber eine Hausaufgaben-Betreuung samt Mittagessen. Auf den Ganztagsbetrieb will man dort vorerst nicht umstellen. „Ich habe nicht den Eindruck, dass der Bedarf an einer ganztägigen Betreuung bei uns sehr hoch ist, sondern eher, dass die Eltern das bisherige Modell beibehalten wollen“, so Schulleiterin Birgit Glos. „Aber wir wollen die Eltern dazu noch befragen.“

An der Grundschule in Uhlbach hat man sich klar gegen den Ganztagsbetrieb entschieden. Bei einer Bedarfsermittlung unter den Eltern hätten sich 76 Prozent gegen den Ganztag ausgesprochen, sagt die Rektorin Eve-Marie Hörtig. „Wir waren da ganz offen, aber das Ergebnis war eindeutig.“ In den kommenden Jahren wird es in Uhlbach also keine Ganztagsgrundschule geben. Hörtig rechnet daher damit, dass manche Schüler an die künftige Ganztagsschule in Obertürkheim wechseln werden und dass umgekehrt manche Schüler aus Obertürkheim die Uhlbacher Grundschule besuchen werden.

Gute Erfahrungen mit der ganztägigen Betreuung

Mit ihrem Ganztagsbetrieb haben die Rektoren der Steinenbergschule in Hedelfingen und der Wilhelmsschule in Untertürkheim gute Erfahrungen gemacht. An der Steinenbergschule wird die Ganztagsbetreuung inzwischen im dritten Jahr angeboten. Der Schulleiter Detlef Storm spricht von einem „absoluten Erfolgsmodell“. Die Schüler nähmen den Ganztag sehr positiv auf. Und die Eltern seien von Anfang an in den Prozess der Umstellung auf den Ganztagsbetrieb eingebunden gewesen. „Außerdem haben wir konzeptionell gründlich gearbeitet“, sagt Storm. Das habe sich ausgezahlt.

Auch die Rektorin der Untertürkheimer Wilhelmsschule, Sibylle Ermel, ist vom Ganztagskonzept überzeugt. „Unsere Kinder bekommen ganz andere Zugänge zu Themen, zu Lernformen, Bewegung, zum Umgang mit Medien und so weiter“, sagt Ermel. Als teilgebundene Ganztagsschule bietet die Wilhelmsschule neben der ganztägigen auch eine halbtägige Betreuung an. Doch nach den Worten der Rektorin wünschen sich mittlerweile so viele Eltern ein ganztägiges Angebot, dass nur noch „mit Mühe“ eine Halbtagesklasse gebildet werden könne. Das Halbtagsmodell will Ermel trotzdem noch möglichst lange anbieten, um den Eltern die Wahlmöglichkeit zu lassen. Das Konzept der Ganztagsgrundschule – mit einer Betreuung an vier Tagen pro Woche bis 16 Uhr – sei für sie aber auf jeden Fall „das Zukunftsmodell“.