Uli Hoeneß (rechts, mit Teamarzt Jochen Hahne) im Trainingslager des FC Bayern Foto: dpa/David Inderlied

Verwunderung in München, Irritationen bei den Spurs: Uli Hoeneß sorgt mit seinen Aussagen zu Harry Kane gleich mehrfach für Verstimmung.

Meisterheld Jamal Musiala und Co. übten unter dunklen Wolken am Tegernsee Torschüsse, und auch im über 13.500 km Luftlinie entfernten Perth herrschte eine gewittrige Atmosphäre. Ange Postecoglou, Teammanager von Tottenham Hotspur, war über die Neuigkeiten aus Bayern gelinde gesagt not amused - und das hatte rein gar nichts mit dem Wetter zu tun.

„Gleich die erste Frage, was?“, sagte der Coach auf der Australien-Tour der Spurs schnippisch, als ein Reporter zu Beginn einer Pressekonferenz auf Harry Kane zu sprechen kam. Die Transfersaga um seinen vom FC Bayern umgarnten Stürmer, vor allem aber die explosiven Aussagen von Uli Hoeneß nerven ihn und die Spurs gewaltig.

Kein Wunder, dass der Australier bei seinem „Heimspiel“ Down Under gegen den Münchner Ehrenpräsidenten und die Bayern stichelte. Nein, versicherte er, bei den Spurs gebe es wegen der aufsehenerregenden Aussagen „keine Diskussionen“, ihn beeinflussten sie „null“. Denn: „Wenn andere Vereine über Spieler reden wollen, die bei uns unter Vertrag stehen, ist das für sie ein größeres Problem als für uns.“

Ein klarer Hinweis darauf, dass die Spurs Hoeneß’ Auftritt am Samstag als stillos empfanden. Der „Ausbruch“ des Patrons, schrieb das Boulevardblatt Sun am Montag unter der Überschrift „Saying Good-Bay?“, könne den Deal gefährden. Oder den Preis „noch höher getrieben“ haben.

Laut Bild seien die Bayern „besorgt“ wegen Hoeneß’ Aussage, Tottenham werde „einknicken“ müssen. Der Auftritt des langjährigen Machers habe die Verantwortlichen „sehr verwundert“ - zumal Vorstandschef Jan-Christian Dressen und der Technische Direktor Marco Neppe bei ihrem Frühstücksbesuch in London gerade erst zarte Bande zu Daniel Levy geknüpft hatten.

Dreesen mahnte am Montag zur Zurückhaltung. „Wir halten es besser mit unserem Trainer Thomas Tuchel, der gesagt hat: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, sagte er im Trainingslager in Rottach-Egern und ergänzte: „Generell glaube ich, wir tun gut daran, uns in den Themen, in denen wir uns bewegen, über die aktuell bekannten Dinge hinaus nicht weiter zu äußern.“

Spurs-Boss lässt sich in Australien beim Handschlag mit Kane ablichten

Die Londoner waren derweil um Symbolik bemüht. Der Spurs-Boss ließ sich in Australien beim Handschlag mit Kane auf dem Trainingsplatz ablichten. Auch Postecoglou suchte dort erneut das Gespräch mit dem titellosen Stürmer, der Daily Star legte ihm dabei die Schlagzeile in den Mund: „Ich besorge dir ‚ne Trophäe, Kumpel.“

Der Transferwirbel, behauptete Postecoglou, werde Kane nicht aus der Spur werfen. „Er ist hier, und solange das so ist, ist er voll dabei bei dem, was wir tun.“

Bei einem ersten Treffen in der vergangenen Woche habe er „ein gutes Gespräch“ mit ihm geführt. „Wie gesagt nichts Weltbewegendes oder Entscheidendes bezüglich dessen, was sich die Leute fragen“, erläuterte Postecoglou: „Ich habe mich vorgestellt und wir haben vor allem über den Klub gesprochen und was er denkt, wo dieser steht und wo Verbesserungspotenzial besteht.“

Dabei sei er sich mit Kane einig gewesen, „dass wir in diesem Jahr eine erfolgreiche Mannschaft sehen wollen“. Grundsätzlich sei es nicht so, dass er seine Spieler zu ihren Zukunftsplanungen befrage, „wenn sie zur Tür reinkommen“, ergänzte er: „Manche werden uns die ganze Reise über begleiten, andere nicht.“

Und Kane? Der passe „perfekt“ nach München, meinte Lukas Podolski bei Sky. Zweifel daran, dass er über kurz oder lang bei den Bayern landet, hat er nicht. „Geht ja nur noch um ein paar Millionen...“