Viele Allwetterjacken dünsten nach einem Greenpeace-Test bedenkliche Chemie aus. Für Träger besteht aber keine Gesundheitsfahr.  

Viele Allwetterjacken dünsten nach einem Greenpeace-Test bedenkliche Chemie aus. Für Träger besteht aber keine Gesundheitsfahr.

Stuttgart - Outdoor-Bekleidung enthält Chemikalien, die Umwelt und Trägern schaden können. Das ist das Ergebnis einer Greenpeace-Untersuchung. Die Umweltorganisation hat 15 Jacken und zwei Paar Handschuhe verschiedener Hersteller getestet. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was haben die Greenpeace-Tester in der Outdoor-Bekleidung gefunden?

Untersucht wurden die Kleidungsstücke bekannter Outdoor-Hersteller (Schöffel, North Face, Salewa, Jack Wolfskin, Mammut, Patagonia, Vaude, Adidas, Northland, Seven Summits, Columbia, Kaikkialla) vor allem auf Rückstände von PFC (per- und polyfluorierten Kohlenwasserstoffen). Bereits 2012 hatte Greenpeace hohe Konzentrationen dieser Chemikalien in Outdoor-Jacken gefunden. Auch bei diesem Test fanden sich mit einer Ausnahme in allen Proben PFC.

Was sind PFC?

Das Problematische an diesen Chemikalien ist, dass sie in der Umwelt nicht mehr abgebaut werden können. Dorthin gelangen die Stoffe vor allem bei der Produktion und bei der Entsorgung der Bekleidung. Über Trinkwasser, Lebensmittel und die Atemluft können sich die Schadstoffe auch im menschlichen Körper anreichern. Einige PFC können das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen.

Wozu werden PFC in Outdoor-Bekleidung eingesetzt?

„Sie sind ein Wunderwerk beim Abweisen verschiedener Flüssigkeiten wie Wasser, Schmutz und Öl“, sagt Textilingenieurin Jutta Knels von der Zertifizierungsstelle Ökotex. Für diese Wirkung braucht es nur eine hauchdünne Schicht, weshalb die Jacken leicht bleiben und atmungsaktiv. Verwendet werden die PFC in der wasserabweisenden Membran der Jacken und in der äußeren Imprägnierung.

Gibt es keine Alternative zu PFC?

„Für die Membranen haben wir eine Alternative gefunden, aber für die äußere Schicht forschen wir noch an Möglichkeiten, die auch so schmutz- und ölabweisend sind wie PFC“, sagt Benedikt Tröster vom Outdoor-Hersteller Vaude in Tettnang am Bodensee. Diese Eigenschaft bräuchte man, damit beispielsweise Sonnencreme oder Kettenfett vom Fahrrad nicht an den Jacken haften bleibe. Bis zum Jahr 2020 sollen alle Vaude-Produkte PFC-frei produziert werden. Bei anderen Herstellern wie etwa Jack Wolfskin und Schöffel lauten die Antworten ähnlich.

Ist es gesundheitlich bedenklich, ein Kleidungsstück mit PFC zu tragen?

Nein, es ist bislang nicht nachgewiesen, dass die Schadstoffe über die Haut in den Körper gelangen können. In der aktuellen Untersuchung hat Greenpeace erstmals untersucht, ob PFC auch an die Raumluft abgegeben werden. Bei allen getesteten Produkten war dies nachweisbar. Noch gibt es aber kaum Untersuchungen zu gesundheitlichen Auswirkungen von PFC in der Luft. „Die Wirkungen sind eher langfristig zu sehen, weil die Stoffe in die Umwelt gelangen und die Menschen sie so irgendwann wieder aufnehmen“, sagt Lena Vierke, Expertin beim Umweltbundesamt.

Kann man beim Kauf erkennen, welche Chemikalien für Outdoor-Kleidungsstück verwendet wurden?

Nein, Hersteller müssen PFC-haltige Produkte nicht ausweisen. Auch das Siegel Ökotex-Standard 100 hilft nicht weiter: „Es müssen bei den Fluor-Beschichtungen zwar Grenzwerte eingehalten werden, aber wir vergeben unser Siegel nach dem Gesundheitsschutz. PFC sind aber eher ein Umweltproblem“, sagt Jutta Knels von Ökotex. Die Umweltorganisation Greenpeace rät Kunden, sich an die Hersteller zu wenden. Auf der Seite www.reach-info.de des Umweltbundesamtes können Verbraucher die Artikelnummer unter dem Strichcode des Produktes eingegeben. Die Anfrage wird an den Hersteller oder Händler geschickt. Diese müssen innerhalb von 45 Tagen antworten.

Ein weiterer Tipp der Umweltschützer: Die Outdoor-Kleidung nach dem jeweiligen Einsatzzweck kaufen. Bei einem Sonntagsspaziergang herrschen nicht die gleichen extremen Wetterbedingungen wie bei einer hochalpinen Bergwanderung. Je mehr Funktionalität eine Jacke hat (etwa Stärke der Wasserabweisung), umso mehr Chemikalien werden verwendet.