Die Schule in Döffingen muss dringend renoviert werden, für die Gemeinschaftschule soll es einen Anbau geben. Foto: factum/Weise

Das Land zahlt für den Anbau an die Gemeinschaftsschule einen Zuschuss, nicht aber für die Sanierung des alten Gebäudes. Grafenau trifft das hart.

Grafenau - Landauf, landab müssen die Kommunen für die Bildung von Gemeinschaftsschulen tief in die Kasse greifen, weil neue Unterrichtsräume benötigt werden und oft auch eine Mensa. Die 6400 Einwohner zählende Gemeinde Grafenau, ein Gemeinschaftsschulstandort von insgesamt 13 im Kreis, trifft das besonders hart. Auf sie kommen Investitionen von rund 3,7 Millionen

Euro zu. Die Kommune ist finanziell nicht auf Rosen gebettet. Sie muss deshalb einen weiteren Kredit aufnehmen, weil für die Renovierung und den Ausbau zunächst 1,5 Millionen Euro weniger veranschlagt worden waren. Zudem weiß der Kämmerer noch nicht, wie hoch der Zuschuss des Landes ausfällt. „Eine Förderung gibt es ohnehin nur für die Erweiterung“, sagt der Schultes Martin Thüringer. Die Sanierung des Altbaus der Gemeinschaftschule werde nicht unterstützt.

Lediglich eine Schule im Kreis Böblingen ist in das Schulbauförderprogramm des Landes aufgenommen worden. In Sindelfingen wird die bisherige Hauptschule am Klostergarten für die Einrichtung einer Realschule hergerichtet. 420 000 Euro sollen aus dem Landestopf kommen, für den gesamten Regierungsbezirk Stuttgart stehen zum Ausbau von Schulen in diesem Jahr 20 Millionen Euro zur Verfügung. „Es muss noch mehr darüber diskutiert werden, wie der Strukturwandel an den Schulen finanziert werden soll“, sagt Steffen Jäger, der Beigeordnete beim Gemeindetag Baden-Württemberg.

Schülerzahlen steigen

Die Schulen stünden in „einem riesigen Wettbewerb miteinander“, erklärt Jäger. Andererseits sei es die Landesregierung, welche die neuen Schulformen propagiere mitsamt der Inklusionspflicht. Denn seit Inkrafttreten des neuen Schulgesetzes gibt es einen Rechtsanspruch für Eltern von behinderten Kindern, diese auch an eine Regelschule schicken zu können. Für viele Schulträger seien die neuen Ansprüche mit erheblichen Baukosten verbunden.

In Grafenau-Döffingen läuft der Betrieb der Gemeinschaftsschule im vierten Jahr, die Schülerzahl steigt permanent. Im vorigen Schuljahr wurden dort noch rund 480 Kinder und Jugendliche unterrichtet, in diesem Schuljahr sind es bereits 523. Die Gemeinschaftschule gibt es bisher in den Klassen fünf bis acht, in die Klassen neun und zehn gehen noch Werkrealschüler. Etwa die Hälfte der Schüler kommt aus Grafenau, die andere Hälfte aus Aidlingen und Renningen. Und im nächsten Jahr werden noch mehr Gemeinschaftsschüler erwartet. Deshalb soll nicht nur das aus dem Jahr 1964 stammende Schulhaus grundlegend renoviert, sondern auch ein Anbau für rund 1,8 Millionen Euro errichtet werden. Etwa 30 Prozent könnten vom Land bezuschusst werden, meint Jäger. Den Rest müsse die Gemeinde wohl selbst aufbringen. Über diese nicht gerade üppige Förderung müsse freilich weiter diskutiert werden, auch wenn das Land die Mittel für Neubauten um 15 Prozent aufgestockt habe.

Bisher kein Geld für die Altbausanierung

„Wir wollen dem Land ein Schulbaumodernisierungsprogramm vorschlagen“, sagt Norbert Brugger vom Städtetag Baden-Württemberg. Dieses sehe auch Geld für die Renovierung alter Gebäude vor. Auch er bemängelt, dass es bisher kein Geld für die Altbausanierung gibt. Eine finanzschwache Kommune wie Grafenau könne höchstens einen um fünf Prozent erhöhten Fördersatz für den Neubau beantragen.

Für Thüringer ist das nicht mehr als ein finanzielles Trostpflaster – auch angesichts der Mehrkosten. Sie sind durch höhere Anforderungen beim Brandschutz angefallen, durch eine zusätzliche Wärmedämmung und die Anschaffung eines modernen Lüftungssystems, das die Heizkosten verringern soll, weil im Jahr 3000 Liter weniger Heizöl verbraucht werden, wie die Planer errechneten. Mit der Sanierung und dem Neubau will Thüringer zum Ende des laufenden Schuljahres beginnen. Für einen Teil der Schüler, die aus dem Altbau ausziehen müssen, werden Ersatzräume gesucht: etwa bei der Feuerwehr oder der Kirchengemeinde. Ein Jahr später sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein.