Mit interaktiver Grafik - Plastikspielzeug, das gefährliche Weichmacher enthält, oder Schuhe, die beim Tragen Allergien auslösen: Das Umweltministerium Baden-Württemberg warnt vor hohen Schadstoffwerten – besonders bei Waren aus dem Netz.

In unserer interaktiven Grafik erfahren Sie mehr über Schadstoffe in Lebensmitteln, Kleidung und Spielzeug.

Stuttgart - Hersteller und Verkäufer von Produkten halten sich nach Ergebnissen der Marktüberwachung in Baden-Württemberg nicht immer streng an Grenzwerte von Chemikalien und die nötigen Sicherheitshinweise. „Die gesundheitlichen Risiken, die sich daraus möglicherweise ergeben, tragen Käufer und Nutzer der Produkte“, warnte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Dienstag. Bei der Überprüfung von rund 1500 Chemikalien und Produkten wie Lederwaren, Reinigern und Lampenölen gab es hohe Beanstandungsquoten.

MDI-haltige Baumaterialien

Die Chemikalie Methylendiphenyldiisocyanat (MDI) steht in Verdacht, krebsauslösend zu sein. In geringen Dosen darf MDI aber dennoch in manchen Produkten enthalten sein: in Heißklebestoffen, Kitt, Spachtelmasse und Bauschaum. Die europäische Gesetzgebung fordert, dass die Verpackung Schutzhandschuhe enthält und mit Gesundheitswarnungen gekennzeichnet werden muss. Bei der Kontrolle kam heraus: Die im Handel erhältlichen Produkte erfüllten meist die Vorschriften. Allerdings warnt das Umweltministerium davor, MDI-haltige Produkte im Internet zu kaufen: „Hier erhalten die Verbraucher keine Warnhinweise oder Sicherheitsempfehlungen oder falsche.“

Weichmacher in Plastikprodukten

Phthalate werden auch als Weichmacher bezeichnet. Sie machen das Plastik formbar. Mittlerweile gelten Phthalate als gesundheitsgefährdend und werden als „besonders besorgniserregende Stoffe“ (SVHC – substances of very high concern) eingestuft. Bei einer Kontrolle von 84 handelsüblichen Produkten wie Gummischuhen oder Plastikenten wurde in 22 Fällen ein deutlich höherer Weichmacheranteil als über dem Schwellenwert von 0,1 Prozent festgestellt – dabei wurden von Händlern niedrigere Werte angegeben.

Kadmium in Kunststoffen und Schmuck

Das Schwermetall Kadmium ist als „sehr giftig“ eingestuft und steht unter Verdacht, Krebs auslösen zu können. Eingeatmeter kadmiumhaltiger Staub führt zu Schäden an Lunge, Leber und Niere. Bei 75 von 415 untersuchten Produkten lag der Kadmiumgehalt über dem Grenzwert von 0,01 Gewichtsprozent. Die meisten Verstöße betrafen Produkte mit einer Verpackung aus PVC.

Dimethylfumarat in Lederwaren

Das Biozid Dimethylfumarat (DMF) ist in Konzentrationen über 0,1 Milligramm pro Kilogramm in der EU verboten, weil Verbraucher darauf mit heftigen allergischen Ausschlägen reagiert hatten. Außerhalb Europas wird DMF aber eingesetzt, um Leder gegen Schimmelpilze zu schützen. Die Chemikalie kann in den weißen Silikatbeutelchen stecken, die Schuhen beiliegen, um Feuchtigkeit aufzusaugen. DMF kann man weder riechen noch sehen, weshalb es keine Möglichkeit gibt, DMF-belastete Schuhe beim Kauf zu erkennen. Von 22 untersuchten Lederwaren wurde bei drei Schuhpaaren eine Überschreitung des Grenzwertes festgestellt, in einem Fall um das 62-Fache.

Mineralöle in Brennstoffen

Schluckt ein Kind Flüssigkeiten, die Mineralöle enthalten, können schon kleinste Mengen zu tödlichen Lungenschäden führen.Bei der Kontrolle von 46 Produkten wie Grillanzünder, Lampenölen und Duftölen haben in 14 Fällen etwa Warnhinweise und Gefahrensymbole gefehlt, oder es ist nicht die vorgeschriebene Verpackung verwendet worden.