Ordner sollen Ausschreitungen im Amateurfußball verhindern Foto: Baumann

Der SV HNK Slaven Möhringen darf in der kommenden Saison auf Bewährung am Spielbetrieb teilnehmen. Dies entschied der Ausschuss des Württembergischen Fußball-Verbandes. Der Haupttäter der schweren Übergriffe auf einen Schiedsrichter im Mai wurde für zwei Jahre gesperrt.

Der SV HNK Slaven Möhringen darf in der kommenden Saison auf Bewährung am Spielbetrieb teilnehmen. Dies entschied der Ausschuss des Württembergischen Fußball-Verbandes. Der Haupttäter der schweren Übergriffe auf einen Schiedsrichter im Mai wurde für zwei Jahre gesperrt.

Stuttgart - Tarek S. (Name von der Redaktion geändert) ist immer noch traumatisiert. „Ich habe Probleme, in die Stadt zu gehen, ich habe Angst, die Täter zu sehen“, sagt der Mann, der am 11. Mai als Schiedsrichter bei einem Kreisligaspiel wüst verprügelt wurde. Nun sind die sportgerichtlichen Urteile gefällt. Die beteiligten Spieler werden zwischen zwei und zwölf Monaten gesperrt. Gegen den Haupttäter wurde die Höchststrafe von 24 Monaten verhängt und der Verbandsausschluss beantragt.

Dem SV HNK Slaven Möhringen werden neun Punkte für die neue Saison abgezogen und eine Geldstrafe von 2500 Euro auferlegt. Außerdem muss der Club für alle Spiele der Hinrunde die Kosten einer Platzaufsicht tragen. Ob der Verein dagegen Berufung einlegen wird, ließ der zweite Vorsitzende Kristian Kera gegenüber unserer Zeitung offen. Er sprach von einer „Hetzjagd“ gegen seinen Verein und wollte sich weiter nicht äußern. Welche zivilrechtlichen Folgen die Ausschreitungen haben werden, steht noch in den Sternen. „Aufgrund des hohen Ermittlungsaufwands zieht sich die Bearbeitung der Anzeige noch hin, der Fall wurde noch nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet“, lautet die Auskunft der Pressestelle der Polizei Stuttgart.

Die Entscheidung des Spielausschusses des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV) über die weitere Teilnahme des SV HNK Slaven am Spielbetrieb ist dagegen gefallen. Offiziell soll es erst an diesem Dienstag bekanntgegeben werden, doch schon jetzt ist klar: Die Möhringer dürfen auf Bewährung am Ball bleiben – obwohl der Bezirk Stuttgart den Ausschluss beantragt hatte. Die erfolgreiche Teilnahme des Vereins am Anti-Aggressions-Seminar führt der WFV-Spielausschuss-Vorsitzende Dieter Mäußnest als Schlüsselaspekt für die Entscheidung an. Außerdem erhält der Club hohe Auflagen. Ein kommerzieller Sicherheitsdienst muss zu allen Heimspielen gestellt werden, auswärts sind vom SV HNK zwei speziell ausgebildete Ordner zu stellen. „Alles muss künftig ganz präzise eingehalten werden, sonst wird der Verein sofort ausgeschlossen“, stellt Mäußnest klar.

Die Reaktionen auf das Urteil fallen unterschiedlich aus. „Wir hätten eine Sperre für den Verein als richtiges Signal angesehen“, sagt WFV-Schiedsrichter-Obmann Giuseppe Palilla vorbehaltlich der offiziellen Bekanntgabe durch den Verband, „wenn die Maßnahmen und Auflagen aber ausreichend sind, um die Sicherheit zu gewährleisten, akzeptieren wir das Urteil.“ Stefan Molnser, Vorsitzender des Möhringer Liga-Konkurrenten DJK Sportbund Stuttgart, kann mit der Entscheidung leben und hält sie für angemessen: „Hartes Durchgreifen ist wichtig, doch dem Verein noch eine Chance zu geben ist richtig. Bei den geringsten weiteren Vorkommnissen muss gegen den Club aber drastischer vorgegangen werden und ein Ausschluss beschlossen werden.“

Diese Maßnahme hätte sich Matthias Beck, Abteilungsleiter des TSV Münster, jetzt schon gewünscht: „Ich bin gespannt, welche Schiedsrichter sich künftig für Spiele von HNK Slaven einteilen lassen.“ Würde eine seiner Mannschaften gegen die Möhringer spielen müssen, würde Beck die Spieler entscheiden lassen, ob sie überhaupt antreten wollen. „Wenn sie sich dagegen entscheiden würden, würde ich den Punktabzug in Kauf nehmen“, sagt Beck. Den Blick von außen auf die gesamtgesellschaftliche Problematik bringt der Soziologe und Berater für Gewaltprävention des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Gunter A. Pilz, mit. Er kennt den Fall aus Stuttgart und hält die getroffene Entscheidung für plausibel: „Die Chance auf Bewährung finde ich gut. Im Sinne der Integration wäre ein Ausschluss wirklich die allerletzte Option.“ Erneut fordert Pilz intelligentere Strafen. Zum Beispiel sollten Übeltäter einen Teil ihrer Strafe erlassen bekommen, wenn sie einen Schiedsrichterkurs besuchen.

Tarek S. bringt dies alles nichts. Er befindet sich weiter in psychologischer Behandlung. Die Urteile hält er für zu mild. Dass er jemals wieder zur Pfeife greift und Spiele leitet, schließt er aus. „Wenn ich einen Rasen betrete, denke ich, dass ich gleich von Spielern und Zuschauern angegriffen werde“, sagt der hauptberufliche Soldat, „ich bin schwer traumatisiert.“