Most von Streuobstwiesen schmeckt. Dafür wollen jetzt Stuttgart und die Kreise gemeinsam werben. Foto: Malte Klein

Eine Website für Elektromobilität, Wohnheimstellplätze im Neuffener Tal und ein Marketingkonzept für Most und Apfelsaft – das regionale Förderprogramm in den Bereichen Tourismus und Wirtschaft ist ziemlich breit angelegt und wird fortgesetzt. Aber es gibt auch Kritik.

Stuttgart - Der Verband Region Stuttgart fördert im kommenden Jahr drei interkommunale Projekte aus den Bereichen Wirtschaft und Tourismus mit zusammen 200 000 Euro. Dazu zählen ein Marketingkonzept für Apfelsaft und Most aus Streuobstwiesen, das die Stadt Stuttgart und alle fünf Kreise der Region (Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr) gemeinsam verwirklichen, eine Wohnmobiloffensive im Neuffener Tal im Kreis Esslingen und ein virtuelles Zentrum Elektromobilität, das die Stadt und die Kfz-Innung Stuttgart aufbauen wollen. Doch es gibt auch Kritik an dem Programm, das nach dem Willen der Regionalräte aber fortgesetzt werden soll.

Seit 2014 fördert die Region Projekte aus den Bereichen Tourismus und Wirtschaft. Dafür stehen jährlich 350 000 Euro als Kofinanzierungsmittel bereit. Das Programm gilt als bewusste Ergänzung zum Landschaftsparkprojekt. Damit unterstützt der Regionalverband seit mehr als zehn Jahren Vorhaben, die die Erholungs- und Lebensqualität erhöhen, beispielsweise indem die Ufer aufgewertet, Radwege verknüpft und Erholungs- und Rastplätze für Wanderer eingerichtet werden. Dieses Programm ist mit jährlich 1,5 Millionen Euro dotiert.

Für das Wirtschafts- und Tourismusförderprogramm wurden in den Jahren von 2014 bis 2017 knapp 30 Anträge gestellt, davon erhielten 17 eine Zusage. Zehn Projekte kamen dabei aus dem Bereich Tourismus mit einem Fördervolumen von 915 000 Euro. Die sieben wirtschaftsnahen Vorhaben erhalten knapp 250 000 Euro aus der Regionalkasse. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt rund 3,3 Millionen Euro.

Fraktionen von Nachfrage enttäuscht

„Wir sind mit dem Programm sehr zufrieden“, sagte der regionale Wirtschaftsdirektor Jürgen Wurmthaler. Es sei eine große Bandbreite gefördert worden – vom „schwäbischen Mostviertel“ bis hin zur Zusammenarbeit verschiedener Kommunen im Gewerbepark Lautertal. „Das Programm schafft Anreize für interkommunale und regional ausstrahlende Projekte“, sagte Wurmthaler, „besonders erfreulich ist, dass rund zwei Drittel der Kommunen, die Fördergelder erhalten, weniger als 20 000 Einwohner haben“. Damit sei sichergestellt, dass sich die Unterstützung nicht auf die großen Städte begrenze, sondern auch in der Fläche wirke.

Dieses positive Fazit teilten nicht alle Fraktionen im Wirtschaftsausschuss der Regionalversammlung. „Wir sind von der Nachfrage enttäuscht“, sagte der SPD-Regionalrat Willfried Nobel. Sabine Kober (Grüne) wies daraufhin, dass im aktuellen Förderjahr nur drei Projekte mit 200 000 Euro zum Zug kämen und damit nicht die gesamte, zur Verfügung stehende Fördersumme von 350 000 Euro verteilt werden könne. Auch Gerd Maisch (Freie Wähler) sprach von einer „geringen Resonanz“ und forderte, die Kommunen intensiver zu beraten. Aber es gab auch Kritik daran, dass erneut ein Wohnmobilprojekt in die Förderung komme, nachdem derartige Vorhaben bereits im Schönbuch, im Rems-, im Murr- und im Bottwartal unterstützt worden seien. Alle Fraktionen sprachen sich aber dafür aus, das Programm fortzusetzen, es aber auch auf Digitalisierung und Vernetzung auszudehnen. Die in diesem Jahr nicht vergebenen 150 000 Euro sollen in der Finanzierungsrunde 2018 zusätzlich zur Verfügung stehen.

Das meiste Geld fließt ins Neuffener Tal

Den größten Kofinanzierungsbrocken bekommt in diesem Jahr das Wohnmobilprojekt im Neuffener Tal mit 120 000 Euro. Für insgesamt 550 000 Euro wollen die Gemeinden Frickenhausen, Linsenhofen, Kohlberg, Beuren und Neuffen am Fuß der Schwäbischen Alb neue Wohnmobilstellplätze schaffen und bestehende verbessern. 50 000 Euro erhalten die Stadt und die KfZ-Innung Stuttgart für das 100 000 Euro teure virtuelle Zentrum Elektromobilität, hinter dem sich der Aufbau einer Webseite mit allen Informationen zur verfügbaren Elektroautos bis hin zu Ladesäulen und Pedelecstationen. Andreas Hesky (Freie Wähler) regte aber an, auch wieder reales Zentrum wie früher an Heilbronner Straße aufzubauen. „Elektrofahrzeuge müssen erfahrbar sein“, forderte er. Neu ist die Zusammenarbeit der Stadt Stuttgart und aller Kreise der Region für die Streuobstgetränke. Für das Marketingkonzept sind 60 000 Euro veranschlagt, die Region fördert es mit 30 000 Euro. Damit soll nicht nur ein für die Region typisches Produkt kreiert werden, sondern letztlich die Bewirtschaftung der Streuobstwiesen und die Nutzung lokaler Keltereien gefördert werden.