Vergangenes Jahr sicherte ein Großaufgebot der Polizei am Tag der Gedenkfeier die Pforzheimer Innenstadt. Auch in diesem Jahr wird eine Versammlung von Rechtsextremisten erwartet. (Archivfoto) Foto: dpa

Schwieriger Jahrestag für die Stadt an der Enz: Die Erinnerung an die Opfer des Luftangriffs 1945 verbindet sich mit dem Protest gegen Neonazis, die den Tag immer wieder zu einem Fackelaufmarsch missbrauchen.

Schwieriger Jahrestag für die Stadt an der Enz: Die Erinnerung an die Opfer des Luftangriffs 1945 verbindet sich mit dem Protest gegen Neonazis, die den Tag immer wieder zu einem Fackelaufmarsch missbrauchen.

Pforzheim  - Mehrere hundert Menschen haben sich am Sonntag in Pforzheim zu einer Demonstration gegen Rechtsextremismus versammelt. Anlass ist eine angekündigte Versammlung von Rechtsextremisten, die am 69. Jahrestag des alliierten Luftangriffs auf Pforzheim zu einer „Fackel-Mahnwache“ zusammenkommen wollen. „Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen“, sagte der stellvertretende DGB-Kreisvorsitzende Wolf-Dietrich Glaser bei einer Auftaktkundgebung auf dem Marktplatz. Er rief zu friedlichem Protest gegen die Versammlung der Rechtsextremisten auf. Deren Kundgebungsort wurde von starken Polizeikräften abgeriegelt.

An einer zentralen Gedenkfeier in Erinnerung an die 17.600 Toten bei der Bombardierung der Stadt nahmen am Vormittag rund 400 Menschen teil, darunter auch Zeitzeugen des britischen Luftangriffs. Oberbürgermeister Gert Hager (SPD) schloss in das Gedenken den „millionenfachen Tod“ von Menschen in vielen Ländern ein, der 1939 „seinen Ausgang in Deutschland genommen“ habe.

Zu der Versammlung der Rechtsextremisten sagte OB Hager, die Stadt verbitte sich einen solchen Missbrauch. Der evangelische Landesbischof Ulrich Fischer sagte bei der Gedenkfeier: „Diese Menschen haben nichts aus der Geschichte gelernt.“

Bündnis aus 19 Parteien und Organisationen ruft zu Gegendemo auf

Zu der Demonstration gegen den Aufmarsch von Rechtsextremisten hatte ein Bündnis von 19 Parteien und Organisationen aufgerufen. Mehrere Gruppen wollten sich den Rechtsextremisten in den Weg stellen. Für die Zeit der „Fackel-Mahnwache“ hat die Stadt die Bürger zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz eingeladen. Um ein Aufeinandertreffen von linken Demonstranten und Rechtsextremen schon im Vorfeld zu verhindern, hatte die Polizei starke Kräfte zusammengezogen.

Mit Hamburg und Dresden gehört Pforzheim zu den im Bombenkrieg am schwersten zerstörten Städten. Bei dem Angriff am 23. Februar 1945 - kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs - warfen die Besatzungen von 379 Flugzeugen der britischen Luftwaffe innerhalb von 22 Minuten Spreng- und Brandbomben mit einem Gewicht von insgesamt 1575 Tonnen ab. Die historische Innenstadt wurde dabei nahezu vollständig zerstört. Warum gerade Pforzheim? Einige Historiker sehen den Hauptgrund in der feinmechanischen Industrie mit der Produktion von Zündern für Flakgranaten. Andere betrachten den Angriff vor allem als Teil der Strategie, die Zivilbevölkerung zu demoralisieren.