Die neue Haupttribüne im Gazi-Stadion Foto: Pressefoto Rudel

Die Stuttgarter Kickers kehren aus dem Exil zurück. Am 21. Februar dürfen sie wieder im Gazi-Stadion spielen. Der 14,6 Millionen Euro teure Umbau ist beendet, das Stadion fit für die Dritte Liga. Sollten die Kickers allerdings aufsteigen, müsste man wieder bauen: Für Liga zwei ist das Stadion zu klein.

Stuttgart - Die Stuttgarter Kickers haben einen neuen Spieler. Er wird am Samstag, 21. Februar, gegen Arminia Bielefeld beim Anstoß auf dem Platz stehen. Aber dann muss er gleich wieder raus. Das liegt nicht daran, dass der Neue als bekennender Bayern-Fan nur Tiki-Taka kann und keine Lust auf die Niederungen des deutschen Fußballs hätte.

Doch Fritz Kuhn verdient sein Geld nicht als Profikicker, sondern als Oberbürgermeister. Als solcher vertritt er die Eigentümer des Gazi-Stadions, die Stadt und ihre Bürger, die den Löwenanteil der 14,6 Millionen Euro für den Neubau der Tribüne und die Sanierung des Stadions gezahlt haben. Das ist durchaus eine Anerkennung wert. Also darf Kuhn den Anstoß ausführen und den Ball ins Spiel bringen.

Der wird tatsächlich rollen, auch wenn es Minusgrade hat und in Degerloch Schnee liegt. In den vergangenen Jahren hatte Väterchen Frost des Öfteren den Platz durchgefroren und die Fußballer vertrieben. Nun wärmt eine Rasenheizung den Boden, die Kickers-Fans brauchen also keine Sorge zu haben, dass das Spiel ausfällt. Die Premiere zu Hause nach langem Exil in Reutlingen findet wie geplant am nächsten Samstag statt.

Zehn Monate Bauzeit, 14,6 Millionen Euro Kosten, damit hat Generalunternehmer Züblin eine Punktlandung hingelegt. „Das war ein Kraftakt“, sagt Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann, „aber wir liegen voll im Plan, sowohl bei der Zeit als auch bei den Kosten.“ Das kann man ja nicht von allen Baustellen in dieser Stadt sagen. Womöglich aber müssen bald wieder die Bagger anrücken.

Der Grund für den Umbau waren ja die Vorgaben des Deutschen Fußball-Bundes, der in der dritten Liga 2000 Sitzplätze fordert, zudem fehlten Presseplätze, Räume für VIPs, Polizei und Sanitäter. Nunmehr hat man auf der Waldau eine neue Haupttribüne mit 2300 Sitzplätzen. Sollten die Kickers allerdings in die zweite Liga aufsteigen, wäre sie schon wieder zu klein. Da fordert nämlich die zuständige Deutsche Fußball-Liga (DFL) 3000 Sitzplätze. Insgesamt sollen Stadien in der zweiten Liga 15 000 Zuschauer fassen. Auch dieses Kriterium erfüllt das Gazi-Stadion nicht: Rund 12 500 Zuschauer finden nach dem Umbau dort Platz.

Was also tun? „Da wird man mit der DFL reden müssen“, sagt Eisenmann, „und im Fall der Fälle eine Ausnahmegenehmigung beantragen.“ Wie es auch in dieser Saison der SV Darmstadt 98 getan hat. Möglichkeiten des Ausbaus gebe es, sagt Eisenmann. Etwa auf der Gegengerade oder hinter den Toren. Die Haupttribüne hat man bereits so groß gebaut, wie es nur ging. Der Sicherheit wegen muss eine Zufahrt für die Feuerwehr mit mindestens 3,50 Meter Breite frei bleiben.

So gingen nicht alle Wünsche in Erfüllung. Auch der sogenannte zentrale Platz hinter der Tribüne sollte zum Kernstück des Sportgebiets auf der Waldau werden. So hatten es die Bürger und Vereine vorgeschlagen, die darüber in einer Planungswerkstatt diskutiert hatten. Nun hat man zwar den Tennenplatz des SV Eintracht Stuttgart überbaut, aber nur in einer abgespeckten Form. Drei Millionen Euro wären für einen Ausbau mit Bewegungs- und Wasserspielen sowie Sportgeräten nötig gewesen. Dies wollte der Gemeinderat aber nicht genehmigen.

Der VfB II spielt übrigens seine Saison im Ausweichdomizil in Großaspach zu Ende. Die Footballer der Stuttgart Scorpions kehren im April aus Esslingen zurück. Doch natürlich dürfen die Kickers als Erste ihre angestammte Heimat in Besitz nehmen. Hoffentlich fremdeln sie nicht. Denn nicht nur die Haupttribünenhocker müssen sich auf neue Laufwege einstellen, auch die Spieler müssen sich umstellen: Der Platz ist nun einige Meter breiter.