Tische und Stühle dürfen in der Altstadt von Rom maximal 4,5 Meter vom Restaurant entfernt stehen Foto: Fotolia

Anwohner und Gastronomen in Rom streiten über Tische und Stühle auf Bürgersteigen und Straßen. Mancherorts ist nicht mal mehr Platz für einen Kinderwagen. So reagiert auch der Bürgermeister auf das Problem.

Anwohner und Gastronomen in Rom streiten über Tische und Stühle auf Bürgersteigen und Straßen. Mancherorts ist nicht mal mehr Platz für einen Kinderwagen.  Also reagiert der Bürgermeister auf das Problem.

Rom - Wer an der barocken und eigentlich wunderschönen Piazza Navona im Herzen der römischen Altstadt wohnt, gehört eigentlich zu den glücklichen Bürgern der Ewigen Stadt, denn architektonisch ist die Piazza einmalig. Doch die vielen Cafés mit Hunderten von Stühlen und Tischen vor den Lokalen machen den Anwohnern das Leben schwer. Seit Monaten liefern sie sich einen Kampf mit den Gastronomen um Bürgersteige und Straßen.

Vor kurzem hat der sozialdemokratische Bürgermeister Ignazio Marino Café- und Restaurantbesitzer dazu verdonnert, dass sie nur noch eine Fläche von maximal 4,5 Metern von der Hauswand entfernt nutzen dürfen. Fast alle Lokale breiten sich seit Jahren auf einer viel größeren Fläche aus und stellen ständig neue Tische und Stühle auf. Das Problem betrifft nicht nur die Piazza Navona, sondern die gesamte römische Altstadt. Die Gastronomen nutzen mehr Raum, als ihnen zusteht – wohl wissend, dass die „Vigili“, also die Stadtpolizisten, nicht überall sein können. Schließlich müssen sie sich auch noch um die Regelung des chaotischen Straßenverkehrs kümmern. Auf vielen römischen Bürgersteigen bleibt nicht einmal mehr Platz für einen Kinderwagen.

Auch auf den Straßen breiten sich die Lokale aus. Mit oder ohne städtische Genehmigung. Wo ein Bürgersteig nicht breit genug ist, wird dieser kurzerhand künstlich erweitert: in Form von Stahlgestellen in Bordsteinhöhe, die zwei bis drei Meter weit in die Straße ragen. Das behindert nicht nur den Verkehr auf der Fahrbahn. Immer mehr Römer beklagen, dass es auf dem Gehsteig zu Zusammenstößen mit Kellnern kommt, die zu ihren Gästen auf der Straßenfläche eilen.

Bürgermeister Marino knickt ein

Um die 4,50-Meter-Regelung durchzusetzen, schickte Bürgermeister Marino die Stadtpolizei zunächst in die Lokale an der Piazza Navona. Den Wirten wurde erklärt, sie hätten sämtliche Stühle und Tische zu entfernen und im Rathaus einen Antrag auf das Wiederaufstellen zu stellen. Daraufhin ließen die Gastronomen die Muskeln spielen und ließen ihre Lokale stundenlang geschlossen. Weitere Streiks wurden angedroht. Die Verwaltung knickte ein: Neuanträge für die Außenbewirtung müsse man nicht stellen, aber die Platzbeanspruchung von maximal 4,5 Metern müsse unter allen Umständen eingehalten werden, lautet ein etwas hilfloser Appell.

Es ist nicht das einzige Innenstadtproblem, vor dem der Bürgermeister steht. Auch das Phänomen der Nippeshändler bekommt er nicht in den Griff. Die Verkäufer meist illegaler Waren wie Markenfälschungen bevölkern die schönsten Plätze und Brücken, etwa die Engelsbrücke, und belästigen die Touristen. Gesetze gegen die Präsenz dieser Händler gibt es zuhauf, doch sie werden nicht durchgesetzt. Mitte August hatte Italiens Innenminister Angelino Alfano angekündigt, sämtliche Polizeipräsidenten müssten Maßnahmen ergreifen, um „dem illegalen Handel das Handwerk zu legen“. Auch davon ist in Rom bislang wenig zu spüren.

Vor dem Kolosseum arbeiten als Gladiatoren oder altrömische Soldaten verkleidete Männer, die sich, gegen Geld, mit Touristen fotografieren lassen. Vor kurzem versuchten städtische Polizisten diese Schausteller, die ohne städtische Genehmigung auf öffentlichem Grund und Boden nicht arbeiten dürfen, zu vertreiben. Das genaue Gegenteil war der Fall. Die martialisch wirkenden Schausteller vertrieben mit ihren Plastikschwertern die Polizisten.