Von 2016 an wird sich an der Deutsch-Französischen Grundschule einiges verändern. Foto: Archiv

Die Deutsch-Franzsösische Grundschule in Sillenbuch will 2016 neben dem Halbtags- einen Ganztagszug anbieten. Eltern waren und sind eingeladen, an dem Konzept dafür mitzuarbeiten. Damit soll die Akzeptanz steigen.

Sillenbuch - Damaris Scholler wollte den Eltern die Ganztagsschule nicht überstülpen. „Ganztagsschule hat den Touch: Ich geb mein Kind ab und park es den ganzen Tag“, sagt die Leiterin der Deutsch-Französischen Grundschule. Sie wagt zu behaupten, dass Sillenbucher Eltern eben dies nicht wollen. Daher habe gleich festgestanden: „Die Ganztagsschule soll einen Mehrwert haben – für Schule, Eltern und Kinder“, sagt sie. „Jeder ist eingeladen, am Konzept mitzuarbeiten.“

Halbtags- und Ganztagsklassen geplant

Im Juli 2013 ist der Beschluss gefallen, dass sich Eltern künftig an der Deutsch-Französischen Grundschule entscheiden können. Neben Halbtags- soll es Ganztagsklassen geben. Die Einführung ist für Herbst 2016 geplant, der Träger ist die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft. Die Wahlfreiheit gilt nur für die deutsche Sektion. Die Kinder in den französischen Klassen haben alle Ganztagsunterricht.

Um das Konzept für den neuen Weg gemeinsam mit den Müttern und Vätern zu erarbeiten, hat die Schule vor einem Jahr mit einem Projekt begonnen. Eine Psychologiestudentin aus Tübingen hat sich den Prozess, wie sich Eltern und Lehrer ihre Meinung bilden, im Rahmen ihrer Masterarbeit vorgenommen. Im Sommer 2014 wurden Workshops zum Thema Ganztagsschule für Eltern und Lehrer angeboten. Die Studentin wollte herausfinden, ob sich die Einstellung von Eltern und Lehrern verändert, wenn sie mit Informationen versorgt werden.

Skepsis wegen der Qualität

„Die Eltern waren erst mal skeptisch“, sagt Scholler. Sie hätten viele Vorurteile im Kopf gehabt, zum Beispiel dass ihren Kindern neben der Ganztagsschule gar keine Zeit mehr für Hobbys bliebe oder dass sie stundenlang im Klassenzimmer sitzen würden. „Sie waren skeptisch ob der Qualität“, sagt die Schulleiterin. Nachdem sie mehr über die guten Möglichkeiten erfahren haben, seien sie wesentlich aufgeschlossener gewesen. Ihnen gefällt zum Beispiel, dass Vereine ins Angebot mit eingebunden werden könnten. Auch bei den Lehrern hat sich eine gemischte Haltung offenbart. Manche hätten bereits gute Erfahrungen mit Ganztagsschule gemacht. „Sie sehen darin eine Chance, neue Konzepte auszuprobieren und mehr Zeit für einzelne Kinder zu haben“, sagt Scholler. Andere hingegen sorgen sich um die Arbeitszeiten, dass sie öfters nachmittags ran müssten. Und eine große Gruppe frage sich, wie die Ganztagsschule konkret funktionieren soll.

Vergangenen Dezember konnten die Eltern an einer anonymen Online-Befragung teilnehmen. Diese sei extern von einer Psychologin betreut worden, berichtet Scholler. Etwa 300 Leute haben ihre Meinung kundgetan, was einer Beteiligungsquote von 80 Prozent entspricht. Die Hauptgründe, weshalb Eltern ihre Sprösslinge für die Ganztagsschule anmelden würden, sind die verlässliche Betreuung und dass sie selbst arbeiten können.

Eltern wünschen sich eine Dauer von 8 bis 15 Uhr

Scholler geht davon aus, dass die Hälfte der Eltern die Halbtags- und die andere Hälfte die Ganztagsschule wählen werden. Auch das hat die Befragung zu Tage gefördert. „Die Ergebnisse geben uns ein super Mandat, am Projekt weiterzuarbeiten“, sagt Annette Homberg, die Vorsitzende des Elternbeirats. Die Befragung habe gezeigt, dass sich die Eltern, die ihr Kind für den Ganztagszug anmelden würden, sich die Dauer von 8 bis 15 Uhr wünschen. Das ist nachmittags eine Stunde weniger als an anderen Schulen in Stuttgart. Laut Scholler wäre die Deutsch-Französische Grundschule die einzige in der Stadt, die dieses Zeitmodell anbieten würde. Von 7 bis 8 Uhr und von 15 bis 17 Uhr soll es bei Bedarf eine Kinderbetreuung in Arbeitsgruppen geben. Diese AGs seien – anders als bisher – kostenpflichtig; unterm Strich werde es für Eltern aber günstiger, sagt Scholler. Weil die Ganztagsschule Zeit abdeckt, die derzeit vom Hort gegen Gebühren angeboten werde.