Der VfB im Kneipenfernsehen, hier das Spiel in Wolfsburg im „Hotzenplotz“: Ob das auch in der kommenden Saison so viele Gäste anlockt, ist ungewiss. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der VfB Stuttgart spielt ab sofort in der Zweiten Liga. Davon sind auch die Fußballkneipen betroffen. Die Gastronomen rechnen mit weniger Umsatz. Eins aber bleibt gleich: der Preis für ihr Sky-Abo.

Stuttgart - Sportlich gesehen ist der VfB Stuttgart seit dem vergangenen Wochenende nur noch zweitklassig. Zumindest beim Bezahlsender Sky bleibt er aber erstklassig. Für seine Gastronomieabonnements spiele es keine Rolle, ob ein Verein in der Ersten oder Zweiten Liga gegen den Ball trete, erklärt die Pressesprecherin Britta Krämer: „Dementsprechend gibt es hier auch keinen Unterschied in der Preisgestaltung.“

Das wird so manchen Gastronomen enttäuschen, der auf eine geringere Gebühr gehofft hatte. Viele Inhaber von Fußballkneipen in Stuttgart setzen aber darauf, dass genügend Gäste kommen, wenn VfB-Spiele in der zweiten Liga übertragen werden. Die ungewöhnlichen Spielzeiten und die weniger attraktiven Gegner könnten aber für Einbußen sorgen, meinen einige.

Dehoga-Sprecher erwartet Einbußen

Dass die Geschäfte der Gastronomen mit dem Fußball schlechter laufen werden, davon geht auch Daniel Ohl aus, der Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in Baden-Württemberg. Indirekt führe der Abstieg des VfB auch zu einem Imageverlust, der sich auf die Branche auswirken werde. „Den größten Schaden sehen wir darin, dass der Name Stuttgart national und international nicht mehr durch einen Bundesligisten repräsentiert wird“, sagt Ohl.

Vor allem Gaststätten, die Fußball zeigten, müssten mit weniger Gästen rechnen. Aber auch die Zahl fußballbedingter Übernachtungen werde zurückgehen. „Nichts gegen Sandhausen – aber dass zur Übertragung dieses Spiels weniger kommen als wenn es gegen Bayern München geht“ ist für ihn so klar wie der Meistertitel des Branchenprimus’ aus München. Zwar werde es auch in der Zweiten Liga spannende Spiele geben, insgesamt werde aber in den Fußballkneipen weniger Umsatz gemacht. Deshalb würde Ohl es begrüßen, wenn Sky den Gaststätten bei der Preisgestaltung entgegenkäme. „Die Attraktivität hat abgenommen, also müsste auch der Preis sinken“, sagt er in Richtung des Bezahlsenders.

Sky senkt die Preise nicht

In der Skyzentrale im bayerischen Unterföhring bei München sieht man das ganz anders. „Die Kosten für ein Gastronomie-Abonnement richten sich neben der Größe eines Lokals auch nach regionalen Faktoren am Standort einer Gaststätte“, sagt Britta Krämer. Dazu zählten die Bevölkerungsdichte im unmittelbaren Einzugsgebiet eines Lokals, die Kaufkraft in der Region sowie die Nähe zu einem Bundesligaverein. „Diese Faktoren haben nachweislich Einfluss auf den Umsatz, den ein Gastwirt mit einem Sky-Abonnement erzielen kann. Keinen Einfluss auf den Umsatz hat hingegen die Zugehörigkeit des Vereins zur Bundesliga oder Zweiten Bundesliga, wie unsere wöchentlich durchgeführte Marktforschung regelmäßig ergibt“, betont Krämer. Deshalb ändere sich auch die Preisgestaltung nicht.

Und wie ist die Stimmung in den Fußballkneipen

Wenn man in Fußballkneipen herumfragt, herrschen zwei Meinungen vor. Erstens: die meisten Lokale wollen auch in der Zweitligasaison Livespiele des VfB zeigen, obwohl sie die Preispolitik von Sky hinter vorgehaltener Hand („Das ist ein notwendiges Übel") kritisieren. Zweitens: viele Wirte rechnen mit – wenn auch geringen – Einbußen und hoffen darauf, dass der VfB eine gute Saison mit dem Höhepunkt Aufstieg hinlegt – schon weil die meisten selbst Fans sind.

„Ich finde Sky schon sehr teuer und frage mich, ob es sich lohnt“, sagt Jan Schubert vom „Sutsche“, seine Geschäftspartner seien aber VfB-Fans, und „deshalb werden wir das Sky-Abo am Ende schon behalten“. Schubert rechnet aber auf jeden Fall mit weniger Besuchern während der VfB-Spiele als zuletzt. „Zweite Liga ist halt Zweite Liga“, sagt er, „die echten VfB-Fans werden weiterhin kommen, aber die Mitläufer werden fehlen.“ Im „Hotzenplotz“ macht man sich darüber weniger Gedanken. „Wir sind VfB-Anhänger und schauen uns die Spiele auch in der zehnten Liga an“, sagt Geschäftsführer Theocharis Vryzonis. Dennoch glaubt er, dass manch ein „Erfolgsfan“, der nur nach Siegen mit dem VfB-Schal herumlaufe, eher desinteressiert sei an der Zweiten Liga.

Beim Palm Beach im Carl-Benz-Center neben dem Stadion geht man davon aus, dass „die Bundesligaübertragungen auch ohne VfB die Leute ins Haus bringt“, sagt Geschäftsführer Thorsten Roth. Bei den VfB-Spielen rechne er mit „etwas weniger, aber genügend Besuchern“ und „geringen Umsatzeinbußen“ – wiewohl es neben dem Abschneiden des VfB in der Zweiten Liga für ihn eine weitere Unbekannte gibt – „den über vier Tage verzettelten Spieltag“.

Quiz fällt aus, wenn der VfB spielt

Zumal das attraktive Montagabendspiel, an dem der VfB vermutlich oft beteiligt ist, weitere Auswirkungen hat: Da es frei empfangbar ist, kann es auch in Lokalen übertragen werden, die kein Sky-Abo (mehr) haben. Und manch ein Wirt mit VfB-Stammgästen überlegt bereits, den Ruhetag am Montag an Spieltagen mit Stuttgarter Beteiligung ruhen zu lassen. Andere wie die Alte Schule im Gablenberg müssen ihr Programm ändern. „Montags haben wir Quiz“, sagt Marcel vom bekannten Irish Pub, „das muss dann ausfallen, denn der VfB hat Priorität“. Alle Spiele würden „natürlich" gezeigt. Und wenn die Cannstatter in der Zweitligatabelle vorne rangierten, „werden die Leute kommen wie bisher“. Und wenn nicht? „Wir sind VfB-Fans“, sagt Marcel.

Mit mehr als 4,5 Millionen Kunden und einem Jahresumsatz von rund 1,8 Milliarden Euro ist Sky nach eigenen Angaben in Deutschland und Österreich Pay-TV-Marktführer. Das Programmangebot des Medienkonzerns mit Hauptsitz in Unterföhring bei München besteht aus Livesport, Spielfilmen, Serien, Kinderprogrammen und Dokumentationen. Er ist Teil der Unterhaltungsgruppe Sky plc. mit 21,7 Millionen Kunden in fünf Ländern.

Fußball im Fernsehen

Gastronomie Neben Privatkunden, die die Programme zu Hause ansehen, gibt es auch gewerbliche Kunden wie Gaststätten, Hotels und Freizeiteinrichtungen, die für ihr Abo deutlich mehr bezahlen müssen. Sky hat die Preise zuletzt mehrfach drastisch erhöht, worauf manche Lokale, beispielsweise das Ackermanns im Westen, das Abo kündigten. In Stuttgart haben nach Angaben von Sky 200 Gaststätten und Hotels ein Abo. Über konkrete Preise macht das Unternehmen keine Angaben.

Spiele Drei Begegnungen der zweiten Liga werden am Freitag, 18.30 Uhr, angepfiffen, zwei am Samstag, 13 Uhr, drei am Sonntag, 13.30 Uhr, und eines am Montag, 20.15 Uhr. Live sind die Freitags-, Samstags- und Sonntagsspiele nur bei Sky zu sehen, Zusammenfassungen gibt es im Free-TV. Das Montagsspiel mit attraktiven Teams wird live im frei empfangbaren Sport 1 gezeigt. Geschieht dies öffentlich, sind aber Gema-Gebühren fällig.