Das WM-Stadion von Recife: Flossen beim Bau Schmiergelder? Foto: dpa

In Recife besiegte die deutsche Nationalmannschaft Jürgen Klinsmanns „US-Boys“ mit 1:0. Als das Stadion gebaut wurde, sollen Schmiergelder geflossen sein. Nicht der einzige Fall.

Rio de Janeiro - Bei der Auftragsvergabe für mehrere Stadienbauten für die Fußball-WM 2014 in Brasilien soll es zu Schmiergeldzahlungen gekommen sein. Die Bundespolizei startete am Freitag die Operation „Fair Play“ und nahm von dem führenden Baukonzern Odebrecht gebaute Arenen ins Visier, berichtete das Online-Portal „O Globo“.

Im Fokus stehe die Arena in der nord-brasilianischen Stadt Recife, wo Deutschland auf dem Weg zum WM-Titel sein letztes Gruppenspiel gegen die USA (1:0) bestritt. Dort sei auch eine Behörde der Regierung des Bundesstaates Pernambuco durchsucht worden, ebenso Büros von Odebrecht in São Paulo. Der Konzern war auch am Umbau des Finalstadions Maracanã in Rio de Janeiro beteiligt, zudem am Bau des Stadions Itaquerão in São Paulo und des Stadions in Salvador.

Politiker bekamen „Provisionen“

Konzernchef Marcelo Odebrecht war bereits am 19. Juni verhaftet worden. Odebrecht ist auch an Olympia-Bauten in Rio beteiligt - in einem Jahr finden hier die ersten Olympischen Spiele in Südamerika statt. Seit Monaten wird ein Korruptionsnetz offengelegt, viele Politiker des fünftgrößten Landes der Welt sollen für Vergaben an bestimmte Unternehmen systematisch hohe „Provisionen“ erhalten haben.

Der von Nachfahren deutscher Einwanderer gegründete Odebrecht-Konzern hat 181.000 Mitarbeiter und ist in 23 Ländern tätig. Im Kern geht es bei dem Skandal vor allem um Geschäfte zwischen Baukonzernen und dem größten Unternehmen, dem halbstaatlichen Petrobras-Konzern. Es soll um ein Volumen von mehreren Milliarden Euro gehen - über einen Zeitraum von zehn Jahren soll es die Praktiken gegeben haben.

Staatspräsidentin Dilma Rousseff und ihre seit 2003 regierende Arbeiterpartei sind unter erheblichem Druck. 66 Prozent der Bürger sind laut einer Umfrage für ein Amtsenthebungsverfahren, für Sonntag sind in über 50 Städten Kundgebungen zur Ablösung der Präsidentin angekündigt. In diesem schwierigen Klima reist Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch mit mehreren Ministern zu den ersten deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen nach Brasilien.