Nicht zu stoppen: Miroslav Klose nach dem 2:2-Ausgleich gegen Ghana Foto: Getty

Wenn es drauf ankommt, ist er da, auch noch mit 36 Jahren: Miroslav Klose trifft, wie er will – beim 2:2 gegen Ghana, sogar aus dem Stand. Das macht den Tor- mal wieder zum Rekordjäger.

Santo André - In ihrer langen Geschichte hat die Menschheit ja diverse Möglichkeiten ersonnen, überragende Leistungen gebührend zu honorieren. Der eine zieht den Hut, der andere fällt auf die Knie, und wieder andere rollen den roten Teppich aus, stets beliebt sind auch Urkunden und Pokale. Das Technik-Zeitalter eröffnet eine weitere Möglichkeit, die zwar etwas schnöde wirkt, aber einen immensen Verbreitungseffekt und den Vorteil besitzt, dass einander eigentlich unbekannte Welten zusammenfinden: Twitter. „My nigga Klose“, postete die Sängerin Rihanna nach dem 15. WM-Treffer des deutschen Angreifers, mit dem er beim 2:2 gegen Ghana den Rekord des Brasilianers Ronaldo einstellte, was so viel bedeutet wie: „Mein Kumpel Klose“. Dazu postete sie ein Foto von sich und dem deutschen Stürmer an ihre fast 36 Millionen Follower. Pop meets football.

Dieser Klose ist aber auch ein Phänomen. Das gesteht sich sogar Ronaldo ein, der bisher alleinige Inhaber der WM-Rekordmarke. Am liebsten hätte er Klose (36) im Vorfeld ja verhexen lassen, damit der deutsche Team-Senior ihm nur seine Bestmarke lässt. Doch nun, da er sie eingestellt hat, zollt auch der Brasilianer dem Deutschen Tribut, natürlich ebenfalls via Twitter. „Willkommen im Klub #klose. Ich kann mir gut deine Freude vorstellen. Was für eine schöne WM“, schrieb der Weltmeister von 2002 auf seinem Account. Den ersten Satz schrieb er in drei Sprachen, darunter auch Deutsch.

Miro Klose oder: Ehre, wem Ehre gebührt.

Wenn Ronaldo kein Träumer ist, dann ahnt er, dass er seinen Rekord am Ende dieser WM endgültig los sein wird. „20 Spiele, 15 Kisten, so schlecht ist das nicht“, sagte Klose in der ihm eigenen Bescheidenheit, doch genug ist ihm das nicht. Der Angreifer von Lazio Rom will die Bestmarke für sich alleine. „Wer mich kennt, der weiß, dass mich das juckt, dass ich da auch Erster sein will“, sagte er. Selbst wenn er weiter nur als Joker zum Einsatz kommt, dürfte er nicht aufzuhalten sein. Denn wenn es drauf ankommt, braucht Klose nicht lange – wie im Spiel gegen Ghana.

Nach 69 Minuten kam er für Mario Götze ins Spiel, nach 71 Minuten traf er zum 2:2-Endstand. Nach einem Eckball von Toni Kroos und einer Kopfballverlängerung von Benedikt Höwedes hatte er den Ball über die Linie gespitzelt. Womöglich wäre er auch ohne seine Mithilfe ins Tor gegangen, aber „ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht im Abseits stehe, deswegen habe ich den Ball dann noch reingemacht“ – sehr zur Freude seiner Mitspieler und seines Trainers.

„Ich gönne es Miro total. Es war auch ein wichtiges Tor“, sagte Toni Kroos. „Miro ist voll motiviert in jedem Training“, erklärte Per Mertesacker, „er ist für jeden Spieler da und bringt zu jeder Sekunde seine Erfahrung ein.“ Am liebsten in Form von Toren. So viele sind es inzwischen, dass die Rekorde reihenweise purzeln. „Das ist ein weiterer Höhepunkt seiner beispiellosen Karriere“, lobte Bundestrainer Joachim Löw, „und das nach einer Saison, die nicht so einfach für ihn war mit all seinen Verletzungen.“

Es spricht für Klose, dass er auch jetzt keine Ansprüche auf einen Stammplatz formuliert. Natürlich wolle jeder spielen, „aber ich sehe das entspannt. Mir ist es egal, in welcher Form ich helfen kann“, sagte der Dauerbrenner. Und helfen kann Klose tatsächlich immer. Selbst wenn er nur ein paar Minuten auf dem Platz steht. So wie gegen Ghana.

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