Recht körperbetont ging es am 18. Spieltag in der Partie zwischen der Sportvg Feuerbach und dem TV 89 Zuffenhausen zur Sache. Foto: Günter E. Bergmann

Der MTV verliert die Tuchfühlung zur Spitze und drei Abstiegskandidaten treten auf der Stelle.

Stuttgarter Norden - Zumindest die Hälfte der acht Nord-Stuttgarter Clubs konnten sich nach dem 18. Spieltag in der Fußball-Bezirksliga zufrieden zurücklehnen. Beispielsweise der Spitzenreiter N.AF.I. Stuttgart, der – wenn auch mit Mühe – die TSVgg Plattenhardt mit einem 5:2 aus dem Kreis der Verfolger katapultierte. Oder der TSV Weilimdorf, der sich gegen den wieder erstarkten SV Ümmet einen 4:2-Erfolg erkämpfte. Knapp war auch der 3:2-Sieg des FC Stuttgart-Cannstatt über den MTV, wodurch die Elf vom Kräherwald den engeren Kontakt zu den beiden Führenden erst einmal abreißen lassen musste. Hitzig und rekordverdächtig ging es im Derby zwischen der Sportvg Feuerbach und dem TV 89 zur Sache, das die Feuerbacher für sich entschieden. Allerdings war der TV 89 nicht der einzige Club, der im Kampf um den Klassenverbleib einen Rückschlag erlitt. Denn das passierte auch dem Lokalrivalen SSV Zuffenhausen und Croatia Stuttgart.

Ein Spiel dauert 90 Minuten? Von wegen. Im Derby zwischen der Sportvg Feuerbach und dem TV 89 Zuffenhausen ließ der Unparteiische 14 Minuten nachspielen. Aber: „Im Zeitraum zwischen der roten Karte in der 58. Minute und dem Abpfiff nach 14 Minuten Nachspielzeit wurde vielleicht zehn Minuten lang Fußball gespielt“, urteilt Sven Peuckert, Trainer des TV 89. Sein Amtskollege von der Sportvg, Gökhan Dogan, sieht die Lage – wen wundert es – ein bisschen anders: „Es war eben ein typisches Derby, bei dem wir uns dem Niveau des Gegners angepasst haben.“ Unbestritten ist, dass die Feuerbacher durch Gökhan Öztürk und Erdinc Bozoglu zur Pause mit 2:0 in Front lagen. Wobei Peuckert beklagt, dass die Feuerbacher vor dem Führungstreffer weitergespielt haben, obwohl in Torsten Köhler ein Zuffenhäuser verletzt am Boden lag. Der TV 89 schaffte durch Nico Garziella den 1:2-Anschluss, der von den Platzherren mit Brian Hofmanns Tor zum 3:1 beantwortet wurde. Die nächste strittige Szene ereignete sich in der 58. Minute, nachdem Kai Prechter auf 2:3 verkürzt hatte. Zwischen dem Zuffenhäuser und Sportvg-Schlussmann Daniel Weyershäuser kam es zum Gerangel, bei dem Prechter zu Boden ging. Die Folge: Rot für Weyershäuser, was aber für den Rest der Feuerbacher folgenlos blieb, die den Vorsprung über die Zeit retten konnten. Zwar traf Daniel Scharpfenecker in 13. Minute der Nachspielzeit, doch der Schiedsrichter hatte zuvor ein Foul des Zuffenhäusers erkannt.

Der MTV Stuttgart muss in den nächsten Spielen ebenfalls ohne seinen Stammkeeper auskommen. Und auch der MTV Stuttgart hatte im Spiel gegen den FC Stuttgart-Cannstatt Zweifel an der Rechtmäßigkeit des ersten Treffers für die Gäste. „Klares Abseits“, urteilt MTV-Trainer Francesco Mazzella di Bosco über das 1:0 des FC durch Spiridon Katsiulas. Wenig überraschend, dass diese Meinung von FC-Spielertrainer Ümit Sahin nicht geteilt wird. Das 2:0 folgte kurz vor der Pause durch einen von Recep Yildiz verwandelten Foulelfmeter, dem eine rote Karte gegen MTV-Schlussmann Marc Wulle vorangegangen war. Der Torwart hatte Katsiulas von sich weggestoßen. „Weil ihm Katsiulas auf dem Fuß stand“, sagt Mazzella di Bosco, während Sahin von einem „Ellenbogencheck“ spricht. „Eine blutende Lippe kommt ja nicht einfach so.“ Erst als Mert Bucan in der 57. Minute das 3:0 nachlegte, fanden die Gastgeber zu ihrer Linie. Doch mehr als die Tore von Robin Friess und Kristian Benakovic sprangen nicht dabei heraus. Was auch daran lag, dass der vom MTV in der 80. Minute geforderte Handelfmeter nicht gegeben wurde und Raphael Hahns Schuss in der 90. Minute nur die Latte traf.

Schwer getan hat sich auch der Spitzenreiter N.A.F.I. Stuttgart im Duell gegen die TSVgg Plattenhardt. Allerdings nur bis zu Beginn der zweiten Halbzeit. Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:2 aus Sicht des Tabellenführers, für den bis dahin nur Danijel Bosnjak getroffen hatte. „Die TSVgg hat gutes Pressing gespielt, während wir nicht so richtig mit dem Kopf bei der Sache waren“, sagt N.A.F.I.-Coach Damir Bosnjak. Zum 2:2-Ausgleich bedurfte es eines Elfmeters, den Adnan Akcan nach einem Foul an ihm selbst verwandelte. In der 56. Minute ging Samet Yesil im Plattenhardter Strafraum zu Boden. Erneut trat Akcan zum Elfmeter an und verwandelte ihn zum 3:2. Da sich Nikola Prvanov wegen Reklamierens einen Platzverweis einhandelte, agierter Bosnjaks Team fortan in Überzahl – und das wusste der zu Hause noch verlustpunktfreie Spitzenreiter zu nutzen. Adnan Akcan schraubte mit zwei weiteren Treffern sein Torekonto auf nunmehr 34 hoch.

Nicht viel besser erging es N.A.F.I.-Verfolger TSV Weilimdorf, der gegen den SV Ümmet Stuttgart ebenfalls eine Halbzeit brauchte, bis er in Schwung kam. Zwar brachte Cesur Sevimli den Tabellenzweiten schon nach elf Minuten in Führung, doch die wurde bis zur Pause ausgeglichen. Wobei die Weilimdorfer viel Glück hatten, dass der feldüberlegene Gast diese Überlegenheit nicht in Zählbares ummünzen konnte. „Wir haben gar kein Zugriff auf das Spiel bekommen und sind nur hinterher gelaufen“, sagt TSV-Trainer Marco Scheel, der aber noch einen Trumpf auf der Ersatzbank hatte: Josip Casic. Der Winterpausen-Neuzugang kam in Hälfte zwei und riss schnell die Regie an sich. Casic bereitete das 2:1 durch Andreas Simic vor und holte zudem den Foulelfmeter heraus, den Samir Almalla zum 4:2-Endstand verwandelte. Dazwischen hatte noch Savas Kara für die Weilimdorfer getroffen. während den Gästen nur noch der zwischenzeitliche 2:2-Ausgleich gelungen war.

Ein Ausgleich – der wäre Ingo Ramljak sehr gelegen gekommen. Doch der Coach des SSV Zuffenhausen, der mit seinen Kickern den Tabellenvorletzten TSVgg Münster auf der Bezirkssportanlage Schlotwiese empfing, wartete vergebens. Die Münsterer, die durch den Ex-Zuffenhäuser Boban Sargic das 1:0 verzeichneten und noch vor dem Halbzeitpfiff auf 2:0 erhöhten, hatten an diesem Tag von den Platzherren ausgesprochen wenig zu befürchten. „Zu träge, zu passiv, zu harmlos, zu sehr auf Nebensächlichkeiten fokussiert“, urteilte Ramljak über das Auftreten seiner Mannschaft, der er allerdings nicht den guten Willen absprechen möchte. Der SSV-Trainer versuchte jedenfalls, dem Team neue Impulse zu geben und wechselte zu Beginn der zweiten Hälfte gleich drei Spieler aus. Doch mehr als das 1:2 durch Ilker Aybar nach einem Freistoß von Josip Mataija brachte die Maßnahme nicht ein.

Der Sieg der TSVgg Münster in Zuffenhausen hat zudem bewirkt, dass Croatia Stuttgart nun angesichts von vier Zählern Rückstand auf den Vorletzten mindestens zwei Wochen am Tabellenende festklebt. Aber dafür änderte sich wenigstens an dem Punkterückstand zu den Nichtabstiegsplätzen nichts, obwohl die Mannschaft beim VfB Obertürkheim mit 3:6 unter die Räder kam. „Wir haben gut gekämpft, aber leider nicht gut gespielt“, sagt Croatia-Spielleiter Tomislav Babic. Schnell lagen die Kroaten 0:2 hinten. Derijo Mlikota erzielte in der 31. Minute mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 36 Metern das 1:2. Doch die Gastgeber stellten per Strafstoß den alten Abstand wieder her. In der 51. Minute gelang es Stanislav Vrcan, sich binnen vier Sekunden zwei Verwarnungen einzufangen, was in der Summe zu Gelb-Rot für den Croatia-Kapitän führte. Trotz Unterzahl gelang Anton Zovko in der 57. Minute der Treffer zum 2:3. Zwei Minuten später traf Tomislav Lovric vom Elfmeterpunkt aus zum Ausgleich. Doch am Ende kassierte das Schlusslicht doch noch drei Gegentore und damit die 13. Niederlage in der laufenden Saison.