Der Ginkgo wächst an der Ecke Tuttlinger Straße/Kirchheimer Straße. Foto:  

An der Kirchheimer Straße wächst ein an Stuttgarts Straßenrändern seltener Baum: ein Ginkgo. In seiner asiatischen Heimat kann der Ginkgo bis zu 50 Meter hoch werden, hier schränkt in der Trog jedoch im Wachstum ein.

Sillenbuch - Des Ginkgos Grünzeug heißt weder Blatt noch Nadel. Was das betrifft, passt der schlanke Exot, der an der Kircheimer Straße vor der Liliencron-Apotheke gedeiht, in keine geläufige Kategorie. Und auch sonst ist der Baum etwas Außergewöhnliches an Stuttgarts Straßenrändern. Walter Wagner vom städtischen Gartenamt schätzt, dass von den rund 40 000 Straßenbäumen in Stuttgart höchstens zwei, drei Dutzend Ginkgos sind.

Ein Bürger hat sich jüngst Sorgen um das unalltägliche Gewächs gemacht. So sagte es Philipp Kordowich, der Sprecher der CDU, bei der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirats. Er selbst hätte den Ginkgo gar nicht als Ginkgo erkannt, gibt Kordowich zu. Im Namen des Bürgers lässt er die Stadtverwaltung fragen, ob der Baum vielleicht öfter gegossen werden müsste.

In der Natur kann der Ginkgo bis zu 50 Meter hoch werden

Der Stadtgärtner Wagner beruhigt: „Wir wässern unsere Bäume regelmäßig.“ Und ein Ginkgo gelte nicht als sonderlich durstig. Wagner erzählt bei der Gelegenheit zudem, wie der Ginkgo an der Kirchheimer Straße gedeiht: in einem Riesenkübel, der in den Gehweg eingemauert ist. Unter den Wurzeln braust die Stadtbahn durch den Tunnel.

Am Straßenrand wird der Sillenbucher Ginkgo niemals so groß werden wie in der Natur. Der Trog bremst das Wachstum. In seiner asiatischen Heimat kann der Ginkgo bis zu 50 Meter hoch werden. Heute gilt China als Heimat dieses grünen Exoten. Walter Wagner vom Gartenamt erzählt, dass die Gewächse vor der Eiszeit allerdings auch auf europäischem Boden gediehen sind.

Ginkgos wurden mehrfach durch Vandalismus beschädigt

Dass einer der in Stuttgart raren Ginkgos ausgerechnet an der Kirchheimer Straße wächst, hat einen Grund. Recken sich ansonsten entlang der Sillenbucher Hauptstraße Robinien gen Himmel, soll der Ginkgo in dieser Allee auffallen. Steht er doch an einer besonderen Stelle: an einem Treffpunkt im Bezirk. „Die Treppenstufen vor der Apotheke haben Platzcharakter“, sagt Wagner. Deshalb hat die Stadtverwaltung ihn dort gepflanzt.

Es ist übrigens nicht der Erste seiner Art an dieser Stelle. „Die Ginkgos wurden mehrfach durch Vandalismus beschädigt“, sagt Wagner. Das war jeweils das Ende des Grünzeugs, das weder Blatt noch Nadel heißt. Und das, obwohl der Ginkgo der Baum des Jahrtausends ist – als lebendiges Mahnmal für Frieden und Umweltschutz.