Die Degerlocher Kirbe lief Gefahr, zum letzten Mal gefeiert zu werden. Grund ist der Abriss des Gebäudes im Hintergrund, das dem Haus der Kirche weichen soll. Foto: Archiv Rehman

Das war knapp: Fast hätte die Freiwillige Feuerwehr die Degerlocher Kirbe auf alle Zeit abgeblasen. Grund ist der Neubau des Hauses der Kirche, das dem Fest auf dem Agnes-Kneher-Platz in die Quere kam.

Degerloch - Es brodelte bei der Freiwilligen Feuerwehr. Denn die Degerlocher Kirbe, die vom 29. bis zum 31. Oktober gefeiert werden soll, stand auf der Kippe. Grund dafür ist das Bauprojekt Haus der Kirche am Agnes-Kneher-Platz, das jetzt beginnen soll und die Nutzung der Fläche für die Kirbe erheblich einschränken würde. So sehr, dass die Veranstalter darüber nachdachten, das traditionsreiche Fest künftig nicht mehr fortzusetzen. Jetzt hat es Verständigungsgespräche gegeben – und die evangelische Kirche erklärte sich dazu bereit, die Baustelle für den Zeitraum der Kirbe zurückzubauen, so dass genug Platz für die Fahrgeschäfte ist – allen voran die beliebten Boxautos. Lediglich ein Kran schränkt die Kirbe leicht ein.

Im Vorfeld sah es deutlich weniger harmonisch aus. In einem Schreiben, das die Freiwillige Feuerwehr an die Kirche richtete, hat sie ihren Unmut darüber geäußert, bei den Planungen des Neubaus übergangen worden zu sein. „Man hat uns wohl schlicht vergessen“, mutmaßt Frank Althoff, Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Er sei aus allen Wolken gefallen, als er aus der Zeitung von dem Bauprojekt erfahren habe: „Wir empfinden dieses Verhalten allen Beteiligten gegenüber als arrogant“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Verständigungsgespräch führte zu Lösung

Die harschen Worte zeigten offenbar Wirkung. Der Baubeginn wurde direkt um einige Tage verschoben, die Bagger, die den Michaelssaal der evangelischen Kirche abreißen sollen, damit dort das Haus der Kirche entstehen kann, hielten bis zum Verständigungsgespräch am Dienstag inne.

Die Runde war recht stattlich: Neben der Feuerwehr war auch der Degerlocher Gewerbe- und Handelsverein (GHV) anwesend, der ebenfalls von der Kirbe profitiert und während des Festes einen verkaufsoffenen Sonntag veranstaltet. Auf der anderen Seite die Kirche als Bauherr und die Architektin des Hauses der Kirche, zusätzlich das Ordnungsamt, die Polizei und andere städtische Behörden.

„Wir sind froh, mit dem temporären Rückbau der Baustelle eine Lösung gefunden zu haben“, sagt Wolfgang Röhl, der Dekan des evangelischen Dekanatsbezirk Degerloch. Nächstes Jahr seien die Bauarbeiten höchstwahrscheinlich bereits so weit fortgeschritten, dass die Durchführung der Veranstaltung auch 2017 kein Problem darstellen dürfte.

Auch die Kirche hat ein Platzproblem

Die Degerlocher Kirbe wird von der Freiwilligen Feuerwehr Degerloch – die formell zwar an die Stuttgarter Feuerwehr angegliedert ist, sich aber selbst finanziert – aus der Vereinskasse bezahlt. „Wir sind jedenfalls nicht bereit, bei solch einer Veranstaltung finanziell noch privates Geld drauf zu legen, wie wir es bereits seit Jahren bei unserem traditionellen Maifest machen“, begründete Feuerwehrmann Althoff das entschlossene Vorgehen.

Auch die evangelische Kirche hat gute Gründe, den Bau möglichst schnell abzuschließen. Denn aufgrund der Umbauarbeiten klagen einige Senioren- und Jugendgruppen, keine geeigneten Räumlichkeiten für ihre Treffen mehr zu haben. Würde sich die Baustelle verzögern, müssten womöglich auch weitere Veranstaltungen innerhalb der Kirchengemeinde ausfallen.