VfB-Sportdirektor Fredi Bobic lobt die Mannschaft – trotz der hohen Niederlage Foto: Pressefoto Baumann

An der 1:6-Niederlage bei Borussia Dortmund hat der VfB Stuttgart noch ein Weilchen zu knabbern. Sportdirektor Fredi Bobic zieht aber trotz des Rückschlags etwas Positives aus dem Auftreten der Mannschaft. Sie hat das Motto beherzigt: Verstecken gilt nicht!

Stuttgart - An der 1:6-Niederlage bei Borussia Dortmund hat der VfB Stuttgart noch ein Weilchen zu knabbern. Sportdirektor Fredi Bobic zieht aber trotz des Rückschlags etwas Positives aus dem Auftreten der Mannschaft. Sie hat das Motto beherzigt: Verstecken gilt nicht!

Herr Bobic, alle Welt schwärmt von der Dortmunder Gala gegen den VfB. Ihnen hat das 1:6 dagegen einige Kopfschmerzen bereitet. Haben Sie noch immer einen Brummschädel?
1:6 ist heftig. Eine Niederlage gegen eine der besten Mannschaften der Welt musst du auch mal einkalkulieren, nur die Höhe der Niederlage schmerzt. Aber das müssen wir ertragen.
Wie schwer fällt das?
Wir werden das Spiel sauber aufarbeiten und die Fehler ansprechen, die wir gemacht haben. Als ehemaliger Profi weiß ich aber auch: Wir müssen und wir dürfen jetzt nicht alles infrage stellen. Wir spielen ja auch nicht jeden Tag gegen Dortmund.
In der ersten Halbzeit war das Spiel des VfB ja gut. Danach ist die Ordnung völlig weggebrochen. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten wir einige gute Szenen. Dann haben wir die schnellen Gegentore zum 1:3 und 1:4 kassiert, die haben uns aus der Bahn geworfen.
Warum war das so? Der VfB hat eine Mannschaft, die gerade in der Defensive relativ erfahren ist. Warum ist es ihr nicht gelungen, die Notbremse zu ziehen?
Ich habe solche Situationen früher ja selbst erlebt. So ein Doppelschlag ist das Schlimmste für einen Fußballer, das ist wie ein Niederschlag beim Boxen. Da musst du dich erst wieder sammeln.
Bevor das der Mannschaft gelungen ist, hatten die Dortmunder noch mehr Treffer nachgelegt.
In dieser Phase waren wir nicht homogen und kompakt genug. Die einen haben nach vorn gespielt, die anderen haben versucht, nach hinten zu sichern. Da hat uns die Ausgewogenheit gefehlt, das müssen wir besser hinbekommen.
Wäre alles anders gekommen, wenn Timo Werner beim Duell mit Kevin Großkreutz vor der Pause einen Elfmeter bekommen hätte?
Das will ich so nicht sagen. Aber es hätte womöglich Einfluss gehabt. Das war eine super Aktion von Timo, wie er da in höchstem Tempo in den Strafraum gezogen ist und sich gegen drei Dortmunder durchgesetzt hat. Was dann kam, war eine kuriose Situation. Mich hat geärgert, dass der Schiedsrichter erst Elfmeter geben wollte und sich dann von seinem Assistenten umstimmen ließ.
Warum?
Weil der Mann an der Linie 40 Meter entfernt stand und ihm, im Gegensatz zum Schiedsrichter, die Sicht verdeckt war.
Sie meinen, er hat den Spielverlauf massiv beeinflusst?
Wenn wir kurz vor der Pause das 2:2 erzielt hätten, wären wir mit breiter Brust aus der Halbzeit gekommen. Aber Dortmund war in der zweiten Halbzeit dann enorm stark. Das müssen wir einfach anerkennen.
Was hilft überhaupt, um gegen den BVB bestehen zu können?
Für mich sind die Dortmunder nach dem Verkauf von Mario Götze noch stärker geworden, weil sie ihre finanziellen Mittel auf dem Transfermarkt optimal eingesetzt haben. Diesen Vorsprung haben sie sich durch die Erfolge der letzten Jahre verdient. Es liegt an uns anderen Vereinen, mittelfristig auch so etwas aufzubauen.
Sportlich ist für den VfB, auf eine ganze Saison betrachtet, der Zug längst abgefahren. Und im direkten Vergleich sind die Unterschiede, siehe das 1:6, auch deutlich größer geworden.
Eine Halbzeit lang ist unser Konzept ja aufgegangen. Schauen Sie, andere Mannschaften fahren nach Dortmund, stellen sich hinten rein und hoffen, so über die Runden zu kommen. Aber so wollen wir nicht auftreten, nicht gegen Dortmund, auch nicht gegen andere Gegner. Wir wollen immer versuchen, unseren Stil durchzuziehen. Das bedeutet: Wir wollen mutig spielen. Da kriegst du auch mal Schrammen ab.
Vor allem, solange ein Spieler wie Gotoku Sakai auf der rechten Abwehrseite drei Gegentore mitverschuldet.
Go hatte Szenen, die nicht gut waren. Aber da helfen wir ihm.
Sakai ist schon seit längerem außer Form.
Go hat bessere und schlechtere Phasen, wie jeder andere Spieler auch. Aber seit längerem? Das sehe ich nicht so.
Die nächste Prüfung steht am kommenden Sonntag beim SC Freiburg an. Ist das 1:6 bis dahin aus den Köpfen der Spieler?
Wir haben eine lange Woche, um die Dinge aufzuarbeiten. Und Freiburg hat, mit Verlaub, nicht ganz die Qualität des BVB. Trotzdem sind sie gefährlich, wir haben ja erst kürzlich im DFB-Pokal bei ihnen verloren. Aber wir fahren dorthin, um etwas zu holen.