Sie hoffen, dass ihre Initiative auf dem Neckar Wellen schlägt: Martin Jetter (hinten) und Volker Sellmeier Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Surfer dürften bei dieser Idee feuchte Augen vor Freude bekommen: Bei der Abstimmung zum Bürgerhaushalt ist der Vorschlag eingegangen, eine Welle für Surfer im Neckar zu installieren.

Bad Cannstatt - Seit einigen Tagen schellt bei Sascha Held unaufhörlich das Telefon. Denn die Idee des Marketingfachmanns, die Neckarwelle, also eine Wellenanlage für Surfer im Neckar zu installieren, stößt in der aktuellen Abstimmung, die noch bis 27. März zum Bürgerhaushalt Stuttgart läuft, auf große Begeisterung. „Ich bin überwältigt von der Resonanz“, sagt Held. Der Vorschlag erfreut sich großer Beliebtheit.

Doch wie realistisch ist die Idee? Die Stadtverwaltung hält sich mit Aussagen noch zurück. „Wir wollen den laufenden Abstimmungsprozess nicht beeinflussen und geben darum keine Stellungnahmen zu einzelnen Vorschlägen ab“, sagt Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadt Stuttgart.

Verwaltung prüft die Machbarkeit

Das allgemeine Prozedere geht so: Die hundert Vorschläge mit den meisten Stimmen – beziehungsweise die beiden erfolgreichsten pro Stadtbezirk – werden von der Verwaltung auf ihre Machbarkeit hin geprüft. Scheint diese gegeben zu sein, wird der Vorschlag dem Gemeinderat vorgelegt, der letztlich darüber zu entscheiden hat.

Sascha Held, seine Mitstreiter Martin Jetter und Volker Sellmeier und die private Initiative, die hinter der Neckarwelle steht, sind guter Dinge, es zumindest in die Top-100 zu schaffen. „Dann ist die Politik gefragt“, sagt Held. Für die hat er auch schon ein paar Argumente parat: „Wir glauben, dass dies eine große Bereicherung für die Stadt Stuttgart ist. Und nicht nur für Surfer, sondern auch für Touristen eine große Attraktion darstellt.“ Und Held, der selbst Surfer ist, weiß: Surfen hat nicht nur im Meer, sondern auch im Fluss eine Tradition. „Parallel zur wachsenden Surfszene haben sich aber auch verschiedene Spielarten des Surfens abseits des Meeres entwickelt“, sagt er. Die wohl bekannteste in Deutschland sei das Flusssurfen beziehungsweise Riversurfing. Das Prinzip dahinter sei einfach: „Eine stehende Welle entsteht auf der Oberfläche eines fließenden Gewässers, wenn das Wasser ein Hindernis überströmt.“ Das könne ein Fels oder eine Stufe im Flussbett sein.

Hindernisse verursachen Wellen

München als Praxisbeispiel

Dass das auch in der Praxis funktionieren kann, zeigt die Eisbachwelle in München. Seit den 80ern ist dort an der Isar ein beliebter Treff für Surfer, seit einigen Jahren hochoffiziell, München wirbt auch damit. Dabei ist die Eiswelle eher ein Zufallsprodukt. „Eine Staustufe an der Brücke hat die Welle verursacht“, sagt Bernd Plank, Pressesprecher des Münchner Kommunalreferats. Dann hätten Surfer die Welle entdeckt.

Bis die Nutzung offiziell wurde, waren dort aber noch einige rechtliche Dinge zu klären. Beispielsweise der Besitz der Fläche, die zum Englischen Garten in München gehörte, dessen Eigentümer der Freistaat Bayern war. „Durch ein Tauschgeschäft gegen eine andere Fläche ging die Eisbachwelle in städtischen Besitz über“, sagt Plank. Auch in Stuttgart ist die Lage ein wenig verzwickt: Denn der Neckar ist eine Wasserstraße des Bundes, gehört also dem Verkehrsministerium. „Das zuständige Amt wäre das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt“, sagt der Sprecher der Stadt Stuttgart, Martin Thronberens. Rein theoretisch wäre auch hier ein Tauschgeschäft mit der Stadt möglich.

Tausch wäre möglich

Eine konkrete Welle gefunden, die sich zum Surfen eignen könnte, haben Sascha Held und sein Neckarwellen-Team allerdings noch nicht. Aber zumindest Brücken führen ja einige über den Fluss.