Das gute Wetter im Sommer 2013 hatte zehntausende Flugbegeisterte auf die Hahnweide bei Kirchheim gelockt Foto: Horst Rudel

Eines der größten Treffen für Oldtimer-Flieger in Europa ist Gefahr. Die Fliegegruppe Wolf Hirth hat das Treffen auf der Hahnweide in Kirchheim für das kommende Jahr abgesagt. Der Grund: Der Verein will sich personell neu orientieren und das Festival verkleinern.

Kirchheim - Die Nachricht schlug ein wie eine Fliegerbombe: Auf seiner Homepage gab die Wolf-Hirth-Fliegergruppe bekannt, dass das Fliegertreffen auf Hahnweide im Jahr 2015 ausfallen müsse. Innerhalt von 30 Jahren habe der Verein 17 Treffen dieser Art organisiert, und es dabei stetig weiter entwickelt. Doch nun sei die Belastungsgrenze dessen erreicht, was ein Verein und seine ehrenamtlichen Helfer leisten könnten. „Wir haben uns entschlossen, dass wir eine Auszeit brauchen, um uns neu aufzustellen“, heißt es auf der Homepage weiter.

Damit gerät eines der größten Oldtimer-Fliegertreffen in Europa in Gefahr. Ein Festival, das für die ganze Region einen Gewinn darstellt. Der erste Kirchheimer Bürgermeister Günter Riemer berichtet, dass an dem Wochenende des Fliegertreffens die Hotels im Umkreis von 25 Kilometern ausgebucht gewesen seien. „Nie haben wir so viele Besucher und Touristen in der Stadt gehabt wie an diesem Wochenende.“ Die Stadt habe zudem profitiert, in dem sie Veranstaltungen parallel gelegt habe, wie den Wollmarkt oder einen verkaufsoffenen Sonntag, der vom Andrang der Touristen nach Kirchheim.

Etwa 40 000 bis 50 000 Menschen sind in den letzten Jahren zu dem dreitägigen Festival gekommen. Etwa 200 Ehrenamtliche bewältigen den Besucheransturm ein Team von 20 bis 30 Vereinsmitgliedern war nötig, um das alle zwei Jahre stattfindende Festival zu organisieren.

Wer auf den Flugplatz Hahnweide kam, der konnte zwischen 30 und 50 Oldtimer in Flugshows am Himmel sehen und bis zu 250 Maschinen am Boden. An Superlativen herrschte nie ein Mangel: Einmal war der Stuttgarter Astronaut Ulf Merbold nach einem abenteuerlichen Atlantikflug mit einem Passagierflieger aus dem Jahr 1927 auf der Hahnweide gelandet. Einmal hatten die letzten sechs flugfähigen Junkers Ju 52 den Platz überflogen. Die Messerschmitt 262, den ersten Düsenjäger der Welt, konnte man hier bewundern, und nicht zu vergessen jener Däne, der einen jener aus Holz und Stoff gefertigten Flieger restauriert hatte, mit dem Louis Blériot 1909 erstmals den Ärmelkanal überflogen hatte.

Am meisten scheint es die emsigen Mitglieder der Wolf-Hirth-Gruppe selbst zu schmerzen, dass sie diesen Entschluss gefasst haben. Siegmund Maier, beratendes Mitglied des Vorstandes, ist denn auch ganz sicher, dass es 2016 wieder ein Fliegertreffen geben wird. Aber: Das Festival in der gegenwärtigen Form sei zu groß geworden, um noch von einem Verein gesteuert werden zu können, so seine Meinung. Mit der Größe seien auch die Kosten exorbitant gestiegen. Dadurch, dass das Treffen als Massenveranstaltung gelte, habe der Verein schärfere Sicherheitsauflagen befolgen müssen.

„Das ist aber keine Kritik, an den Behörden“, sagt Maier, „ich will nur beschreiben, vor welchen Aufgaben wir standen.“ Schon im März hatte der Verein angekündigt, man wolle das Festival in der bisherigen Form nicht weiter führen und forderte von den Mitgliedern ein neues Konzept. Als das auch im September noch nicht Sicht war, zogen die Veranstalter die Reißleine. Maier ist optimistisch, dass es gelingt, das Festival so zu verkleinern und junge Leute mit neuen Ideen in das Organisationsteam aufrücken, damit der Verein 2016 wieder ein Festival anbieten kann.

Nicht nur Flugfans, auch der Baden-Württembergische Luftfahrtverband ist ein wenig enttäuscht: „Wir bedauern die Entscheidung, haben aber auch großes Verständnis dafür, dass der Verein das Festival nicht mehr stemmen kann“, sagt die Pressesprecherin des Verbandes Simone Bürkle. Seit dem Unglück auf der Love-Parade in Duisburg seien die Sicherheitsbestimmungen so verstärkt worden, dass Festivals dieser Art mit zu hohen Kosten verbunden seien. Dabei ist die Hahnweide kein Einzelfall. Erst am Dienstag ist das Fliegertreffen Tannkosh in Tannheim bei Memmingen abgesagt worden. Auch hier sah sich der Trägerverein nicht mehr in der Lage, das Festival zu bestreiten.