Eine Ryanair-Maschine am Flughafen Stuttgart: Dabei wird es vorerst bleiben Foto: Flughafen Stuttgart

Wenn die Billigflieger Ryanair und Easyjet erst mal in Stuttgart landen, werden sie die Konkurrenz aufschrecken. Das hatte auch Flughafenchef Georg Fundel angenommen. Die Realität ist anders. Besonders Ryanair plant seinen Flugplan bescheiden.

Stuttgart - Der irische Billigflieger Ryanair wird unter den Fluggesellschaften der Welt hoch gehandelt. In Stuttgart allerdings bleibt er in Bodennähe. Die Rakete von der Grünen Insel will hier auch in der kommenden Sommersaison nicht die zweite Stufe zünden. Die Airline, von der sich Stuttgarts Flughafendirektor Georg Fundel einigen Auftrieb erwartet hatte, stellte am Mittwoch die geplanten Aktivitäten in der Sommerflugplanperiode 2016 vor. Fazit: Es bleibt bei der einzigen Verbindung, nämlich Stuttgart–Manchester, und auch bei sechs Hin- und sechs Rückflügen pro Woche.

Stuttgart sei für Ryanair das kleinste Betätigungsfeld in Deutschland, räumte Marketingchef Kenny Jacobs ein. Er weilte am Mittwoch zwar eigens in Stuttgart, um die Werbetrommel zu rühren. Dann sagte er aber, dass das Hauptaugenmerk von Ryanair bei der geplanten Deutschland-Offensive auf den Flughäfen Köln-Bonn und Berlin liegt. Im Winter 2016/2017 freilich werde man sich über mehr Flugziele unterhalten, wenngleich in Stuttgart nicht dauerhaft eine Maschine stationiert werde.

Neue Flugziele für 2017 versprochen

Für 2017 spiele Stuttgart in den Überlegungen eine größere Rolle. In dem Zusammenhang nannte Jacobs Rom, Mailand, Pisa, London, Madrid und Barcelona als mögliche Destinationen. Alles Städte in Ländern, in denen Ryanair schon eine große Rolle spielt. Wenn man den Marktanteil in Deutschland von jetzt fünf Prozent (zehn Millionen Kunden) auf 20 Prozent (40 Millionen Passagiere) im Jahr 2020 steigern wolle, komme es auch auf den vielversprechenden Markt in Baden-Württemberg an, sagte Jacobs.

Ab Stuttgart habe man seit dem Beginn des Flugbetriebs im April 2015 rund 50 000 Reisende transportiert. In einem vollen Jahr Geschäftsjahr von Anfang April bis Ende März wolle man 100 000 Passagiere befördern, teilte Ryanair mit.

Flughafenchef hatte sich mehr erwartet

100 000 Passagiere sind aber immer noch nicht die Marge, die sich Flughafendirektor Fundel für 2016 erwartet haben dürfte, als er 2015 den Einstieg von Ryanair in Stuttgart ankündigte. Wenn Ryanair und der englische Konkurrent Easyjet erst einmal erlebt hätten, dass der Stuttgarter Markt Wachstumspotenzial habe und am Flughafen gelandete Flugzeuge binnen 25 Minuten wieder startklar seien, würden sie sich noch stärker engagieren, sagte er damals.

Die Planung für 2016 sei eine unternehmerische Entscheidung von Ryanair, kommentierte Flughafensprecher Volkmar Krämer jetzt. Der Markt in Stuttgart für die Airlines sei jedenfalls lukrativ. Hier ließen sich vergleichsweise hohe Ticketpreise erzielen. Die englische Low-Cost-Fluggesellschaft Easyjet gehe damit anders um: Die Zahl ihrer Flugziele ab Stuttgart wachse, ihr Passagieraufkommen auch. Außerdem wirbt Easyjet unter anderem mit Bannerwerbung an Gebäuden aktiv um Fluggäste.

Flughafen hat wieder starkes Wachstum

Die Zurückhaltung von Ryanair trifft die Flughafengesellschaft inzwischen aber nicht mehr so sehr, wie im Frühjahr zu befürchten gewesen wäre. Der Grund: Der Flughafen Stuttgart hat eine Schwächephase überwunden und ist plötzlich wieder einer der am stärksten wachsenden Flughäfen in Deutschland.

Anfang April war das so noch nicht zu erwarten gewesen. Von Mai bis September wurden dann aber in jedem Monat mehr als eine Million Fluggäste verzeichnet. Im Oktober dürfte sich das bestätigen. Von Jahresbeginn bis Ende September stieg die Passagierzahl um 8,5 Prozent auf 8,1 Millionen. Bis Jahresende erwartet man etwa 10,5 Millionen Reisende. Der bisherige Rekord wurde im Jahr 2007, vor der Finanz- und Wirtschaftskrise, mit 10,3 Millionen Fluggästen erreicht.